Coronavirus: Airline-Verband ruft noch lauter nach Staatshilfe

Flughafen Schwechat
"Jede zweite Airline ohne Hilfe pleite". Keine so rasche Branchenerholung wie bei SARS-Krise 2003.

Der internationale Airline-Verband IATA hat vor einer Masseninsolvenz unter Fluggesellschaften in Folge der Corona-Krise gewarnt. Sollte nicht umgehend staatliche Finanzhilfe an Airlines fließen, denen das Geld gerade schnell ausgehe, könnte mehr als die Hälfte der Gesellschaften weltweit pleitegehen, erklärte IATA am Dienstag.

Nach ihrer aktualisierten Schätzung erwartet die Lobbygruppe einen Umsatzausfall von 250 Mrd. Dollar (223,5 Mrd. Euro). Das wäre ein Rückgang um 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr. "Wir haben eine Liquiditätskrise, die mit vollem Tempo kommt - keine Einnahmen und laufende Kosten, daher brauchen wir dringend Geld", erklärte IATA-Generaldirektor Alexandre de Juniac. Der Verband bezifferte den Bedarf an Finanzhilfe wie schon vergangene Woche auf 200 Mrd. Dollar.

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie sind Airlines weltweit gezwungen, ihre Flotten weitgehend am Boden zu lassen. Mehr als 2.500 Flugzeuge sind an Flughäfen rund um den Globus geparkt, wie der Flugdatenspezialist Cirium ermittelte.

Ryanair

So erklärte Europas größter Billigflieger Ryanair am Dienstag, im April und Mai voraussichtlich gar nicht zu fliegen. Denn nach der Erfahrung Chinas mit der Lungenkrankheit dauere es drei Monate, bis das Virus eingedämmt ist.

Der AUA-Mutterkonzern Lufthansa, Condor oder TUIfly sind derzeit fast nur noch mit Rückholflügen von Touristen aus Deutschland beschäftigt. Am Montag waren nach Daten der Flugsicherungsbehörde Eurocontrol in Europa 75 Prozent weniger Flüge unterwegs als vor Jahresfrist. Im zweiten Quartal wird die Kapazität bei Passagierflügen in Europa nach Einschätzung von IATA 90 Prozent unter der des Vorjahreszeitraums liegen.

Besonders gefährdet

Die europäischen Airlines seien deshalb besonders gefährdet, erklärte der Chefvolkswirt des Verbandes, Brian Pearce. Es werde voraussichtlich länger als ein halbes Jahr dauern, bis sich die Branche vom Corona-Schock erholen könne. Denn es gebe Anzeichen einer globalen tiefen Rezession, deshalb werde die Luftfahrt nicht so schnell wie bei der SARS-Krise 2003 wieder abheben.

Einige Fluggesellschaften haben schon Bedarf an Staatshilfe angemeldet. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte erklärt, das könne notwendig werden. Der deutsche Ferienflieger Condor teilte mit, mittlerweile einen Antrag auf staatliche Unterstützung eingereicht zu haben.

Norwegian

Der Billigflieger Norwegian gilt als besonders gefährdet. Die Airline erhielt jetzt eine erste Zahlung von umgerechnet rund 25 Mio. Euro, wovon der Staat 90 Prozent und zwei Banken die übrigen zehn Prozent übernahmen. Die Regierung hatte bis zu 250 Mio. Euro Hilfe in Aussicht gestellt.

Von den britischen Fluggesellschaften hatten Easyjet und Virgin Atlantic um Hilfe gebeten, während die British-Airways-Mutter IAG sich gegen Subventionen aussprach. Der britische Finanzminister teilte den Airlines einem Insider zufolge mit, sie könnten nur an staatliche Unterstützung kommen, wenn ihnen zuvor die privaten Investoren beigesprungen wären.

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