Coronakrise zwingt Wolford zu schnellerer Neuaufstellung

The logo of Austrian luxury textiles maker Wolford is seen outside a shop in the centre of Vienna
Im Geschäftsjahr 2019/20 mehr als 100 Beschäftigte abgebaut. Die Boutiquen werden auf Rentabilität abgeklopft.

Der seit Jahren mit roten Zahlen kämpfende Vorarlberger Wäschehersteller Wolford stellt sich gerade neu auf. Der Umbau soll nun schneller gehen. Es geht auch um weitere Kostensenkungen.

Viele der Boutiquen-Standorte müssten neu bewertet werden, schreibt der Konzern im Jahresbericht. Es werde eine Reihe zusätzlicher Schließungen geben, aber auch Neueröffnungen an strategisch wichtigen Plätzen.

Für die globale Präsenz setze man mehr denn je auf Partnerschaften. In Japan und Polen gibt es neue Handelspartnerschaften. Das China-Geschäft sei neu aufgesetzt worden. Für die nächste Sommerkollektion wird die Zeitspanne der Markteinführung abgekürzt.

Verluste deutlich angestiegen

Die Corona-Pandemie und damit eingebrochene Geschäfte hat die Verluste 2019/20 wieder deutlich ansteigen lassen. Negative Auswirkungen hatten demnach auch Werthaltigkeitstests mehrerer Boutiquen an Standorten in Nordamerika, Asien, Deutschland und übrigem Europa sowie Österreich.

Diese hatten sich - auch wegen des weltweiten Ausbruchs des Coronavirus - unerwartet schwach entwickelt, was zu entsprechenden Sonderabschreibungen führte. Diese Wertberichtigungen beliefen sich auf 5,41 Mio. Euro.

Weiter gesunken ist die Beschäftigtenzahl: Ein Jobabbau in der Verwaltung ließ die durchschnittliche Mitarbeiterzahl im Geschäftsjahr 2019/20 um 104 auf 1.243 Mitarbeiter (Vollzeitrechnung) sinken. Trotzdem erhöhten sich die Personalkosten um 2,59 Millionen auf 62,83 Mio. Euro.

Dies war nach Konzernangaben im Wesentlichen auf Abfindungszahlungen an die ehemaligen Vorstände sowie auf den Stellenabbau in der Administration zurückzuführen.

Aktuell arbeite das seit Herbst 2019 amtierende neue Vorstandsduo an einem Plan zur nachhaltigen Neuaufstellung von Wolford, heißt es im Jahresbericht. Ein laufendes Restrukturierungsprogramm wurde einem "Corona-Stresstest" unterzogen. Alle Schritte würden mit Blick auf Wirksamkeit und Zeitplanung erneut hinterfragt und adjustiert.

Die Fortbestandsprognose von Februar 2020 bescheinigte, wie der Vorstand schreibt, auf dieser Grundlage einen positiven Fortbestand und einen "EBIT break even" 2021.

Früher als andere Wirtschaftsbereiche und auch als andere Konkurrenten, nämlich schon im Jänner 2020, war Wolford von der Coronakrise getroffen worden, als es in China mit dem Lockdown begonnen hatte. Dann folgten Geschäftseinbrüche in anderen Teilen der Welt.

Wolford produziert auch Gesichtsmasken

Zur Abfederung wurden Instrumente wie die Kurzarbeit, Zahlungserleichterungen bei staatlichen Abgaben, die Verringerung und Verschiebung von Mietzahlungen sowie Sonderkündigungen von Standorten unprofitabler Boutiquen eingesetzt.

Zur "Reparatur" der Bilanz wurde Ende Mai die Betriebsliegenschaft in Bregenz für 72 Mio. Euro mit 49 Mio. Euro Buchgewinn an die benachbarte Blum-Gruppe verkauft, tatsächlich nötige Flächen wurden zurückgemietet.

"Damit konnten wir in der Krise Wolford komplett entschulden, die Bilanz reparieren und ein Cash-Guthaben generieren, mit dem wir nun noch schneller als geplant den Umbau der Firma vorantreiben können", heißt es im Bericht.

Wegen der starken Nachfrage nach Gesichtsmasken ist Wolford in die Masken-Fertigung eingestiegen. Dafür wurde im Werk in Slowenien eine komplett neue Produktionslinie mit einer Kapazität von ca. 10.000 Masken pro Tag aufgestellt. Bis heute habe Wolford bereits rund 170.000 Gesichtsmasken verkauft.

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