Corona wirbelt den Lehrstellenmarkt durcheinander

Zu wenige Bewerber in handwerklichen Berufen
Viele offene Stellen in Mangelberufen, aber Zukunftssorgen in der Hotellerie und Gastronomie

Trotz Corona-Krise werden für das neue Lehrjahr ab Herbst auch heuer wieder österreichweit rund 25.000 Lehranfänger gesucht. Üblicherweise wird ein Drittel davon schon im Frühjahr vergeben. Doch Pandemie-bedingt ist alles anders. Wegen der großen Verunsicherung melden sich nur halb so viele Bewerber wie in den Vorjahren, berichten die Lehrlingsausbildner.

So hat etwa der Baustoffhändler Baumit heuer noch 7 offene Lehrstellen in der Metall-, Elektro- und Prozesstechnik sowie Land- und Baumaschinentechnik zu vergeben. „Wir hoffen, dass wir durch die Schnuppertage aus interessierten Schülern zukünftige Lehrlinge rekrutieren“, sagt Baumit-Geschäftsführer Manfred Tisch. So wie er klagen viele Betriebe, insbesondere im Gewerbe und Handwerk, über Bewerbermangel. Ein Grund sei die große wirtschaftliche Verunsicherung, die Jugendliche eher in die Schulen bleiben lässt. Schnuppertage finden übrigens – mit Tests – weiterhin statt.

Die offizielle Lehrstellenstatistik spiegelt eine abwartende Haltung wider: Ende Februar standen österreichweit rund 6.500 Lehrstellensuchende 5.272 sofort verfügbaren, und weiteren 15.000 später verfügbaren, offenen Stellen gegenüber. Im Bundesländervergleich konnten einzig Vorarlberg und Niederösterreich die Zahlen stabil halten, während die Tourismus-Länder Tirol und Kärnten herbe Einbrüche verzeichnen.

Kein Normalbetrieb

Generell ist die Hotellerie- und Gastronomie noch weit von einem Normalbetrieb entfernt und bremst bei der Neueinstellung. Lehrlinge würden aber weiter rekrutiert, die Ausbildung laufe über Inhouse-Schulungen und Webinare, heißt es bei der Hoteliervereinigung (ÖHV). Die Tourismus-Lehrlinge, viele davon in Kurzarbeit, plagen indes Zukunftsängste. „Viele wissen nicht, ob sie nach Ende ihrer Lehre übernommen werden und sie befürchten, dass sich die Krise negativ auf ihre berufliche Zukunft auswirkt“, sagt Sumit Kumar, Bundesjugendsekretär der Gewerkschaft vida. Die vida-Jugend fordert von der Regierung einen Maßnahmenplan, damit Lehrlinge weiter ihren Beruf ausüben können. So könnten sie vorübergehend in staatsnahe Betriebe oder in die überbetriebliche Lehre wechseln. anita staudacher

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