„Corona ist für uns kein Grund, Bankstellennetz zu reduzieren“

Erwin Hameseder
Erwin Hameseder. Der Raiffeisen-Banker über Kontrollversagen und die Folgen der Pandemie

Erwin Hameseder, Obmann Raiffeisen Holding NÖ-Wien und Aufsichtsratsvorsitzender der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien und der RBI, zum Skandal rund um die Commerzialbank Mattersburg und die Auswirkungen von Corona auf die Kreditwirtschaft.

KURIER: Vor wenigen Tagen ist der große Betrugsskandal rund um die Commerzialbank Mattersburg aufgeflogen. Wie kann das bei einer österreichischen Bank passieren?

Erwin Hameseder: Indem die Kontrolle nicht funktioniert. Wir distanzieren uns klar von allem, was da passiert ist. Die Commerzialbank Mattersburg wurde 1995 von Raiffeisen aus dem Raiffeisenverbund ausgeschlossen.

Haben Sie eine Erklärung dafür, warum ein solcher Fälschungsskandal über Jahre unbemerkt bleiben kann?

Das wird wahrscheinlich der Staatsanwalt im Nachhinein beurteilen. Ich kann das von außen nicht bewerten.

Muss am System der Wirtschaftsprüfer gearbeitet werden? TPA Österreich argumentiert, selbst getäuscht worden zu sein. Das klingt fast zynisch.

Das mag zynisch klingen – der betroffene Wirtschaftsprüfer wird sicher in sich zu gehen haben. Wir bei Raiffeisen haben zusätzlich interne Sicherungssysteme und die strenge genossenschaftliche Revision. Das betrifft insbesondere die rechtzeitige Früherkennung.

Planen Sie jetzt angesichts des Skandals eine eigene Strategie, um das erschütterte Vertrauen der Kunden in die Banken zu halten?

Nein, denn wir brauchen das nicht machen. Typisches Beispiel ist die Corona-Krise: Wir Banken haben viel dazu beigetragen, dass Liquidität in den Unternehmen geblieben ist. Da unterschieden wir uns massiv von den Onlinebanken. Das sage ich mit Stolz: Dort wo es komplizierter wird und dort, wo Kunden individuelle Beratung brauchen, steigen Onlinebanken aus.

Davon abgesehen hat auch Wirecard einen 60-Millionen-Euro-Kredit bei der RLB NÖ-Wien. Ist das so, und ziehen Sie Konsequenzen daraus?

Die Antwort auf die erste Frage ist einfach: Bankgeheimnis. Unser Thema ist, dass wir uns auf unser Kerngeschäft konzentrieren. Das ist die individuelle Beratung.
 

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