Corona befeuert Konsum illegaler Zigaretten

Corona befeuert Konsum illegaler Zigaretten
Die Zahl gefälschter Zigaretten ist in der EU während der Corona-Pandemie enorm gestiegen.

Der Konsum von gefälschten Zigaretten hat sich in der EU im Jahr 2020 gegenüber 2019 beinahe verdoppelt, er stieg um 87 Prozent. Der Anteil von illegalen Zigaretten – das sind neben gefälschten auch geschmuggelte oder nicht korrekt versteuerte – liegt damit bei 7,8 Prozent, das sind rund 34 Milliarden Zigaretten. Das geht aus einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hervor.

Mehr Produktionsstätten

„Ein Faktor für den Anstieg gefälschter Zigaretten in der EU ist die Corona-Pandemie“, sagt Alexander Schönegger, Geschäftsführer von Philip Morris Austria. Wegen der geschlossenen Grenzen sei die Mobilität der Bürger, aber auch jene von kriminellen Gruppen, zurückgegangen. Letztere hätten sich deshalb dezentraler in Europa aufgestellt. 129 Produktionsstätten wurden 2020 in Europa aufgefunden, im Jahr davor waren es 93. In 16 Ländern wurden Zigaretten illegal produziert, um vier mehr als 2019.

Der Schwerpunkt liegt laut Schönegger mit 80 Produktionsstätten in Polen. Es folgen Griechenland (acht), Belgien (sechs) und Spanien (vier). Sogar in Österreich seien erstmals seit Langem zwei Produktionsstätten ausgehoben worden, in Floridsdorf und Bruck/Leitha. „Oft handelt es sich um mobile Stätten. Die Produktionsmaschinen und Truppen reisen von Land zu Land und bleiben nicht lange, damit sie nicht aufgespürt werden und keine Spuren hinterlassen“, sagt Schönegger.

Hoher Schaden

Während in anderen europäischen Ländern der Marktanteil illegaler Zigaretten gestiegen ist, ist er in Österreich von 5,5 auf 3,4 Prozent gesunken. Dass der Konsum illegaler Zigaretten sinkt, führt Schönegger unter anderem darauf zurück, dass der Anteil der Raucher jährlich um zwei bis drei Prozent schrumpft.

In Österreich werden 13,1 Milliarden Zigaretten pro Jahr geraucht. Von den über 18-Jährigen rauchen etwa 24 Prozent. Der Schaden, der durch die illegalen Zigaretten verursacht wird – vor allem Steuerentgang – liegt bei 88 Millionen Euro. Ein Teil dieser Summe fehlt dem Gesundheitssystem, das die Kosten für die Schäden, die durch das Rauchen entstehen, tragen muss. Für die Verbraucher kommt dazu, dass gefälschte Tabakprodukte große gesundheitliche Risiken bergen.

Während die legale Herstellung von Tabakerzeugnissen strengen Regeln unterliegt, ist die Zusammensetzung illegal produzierter Tabakprodukte völlig unkontrolliert, sagt Ernest Groman, wissenschaftlicher Leiter des Nikotininstituts: „Der Tabak wird teilweise auf schlechten Böden angebaut. Wenn man Pech hat, ist der Schadstoffgehalt viel höher als bei normalen Zigaretten.“ Er könne das Vier- oder Fünffache betragen. Außerdem seien extrem hohe Nikotinwerte möglich, es könnten sogar radioaktive Substanzen enthalten sein.

Viele Probleme

Durch den Schmuggel werde außerdem Schwarzgeld produziert; es sei die Frage, was damit in weiterer Folge geschehe. „Und wer ein System etabliert hat, Zigaretten zu schmuggeln, der kann auch anderes schmuggeln, wie Waffen“, beschreibt Groman den Rattenschwanz an Problemen, den illegale Zigaretten mit sich bringen. Für Konsumenten sei der Preis ein wichtiger Faktor. Steige dieser, werde weniger geraucht. Billige Schmuggelware verleite also noch stärker zum Zigarettenrauchen.

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