conwert: "Werden nicht morgen verkaufen"

conwert: "Werden nicht morgen verkaufen"
Neue Eigentümer, neue Strategie, neue Chefs: Bei Zinshaus-Profi conwert ging es zuletzt rund. Nun soll Ruhe einkehren.

Seit dem Vorjahr ist die Investmentgesellschaft Petrus Advisers Mehrheitsaktionär beim Zinshaus-profi conwert. Seit dem Einstieg hat sich einiges getan: Zinshäuser in Wien werden verkauft, in Berlin wird zugekauft. Die Chefs bei Aufsichtsrat und Vorstand sind gegangen, auch der 2011 eingesetzte conwert-Chef ist schon wieder weg. Sprecher des Konzerns ist zunehmend Johannes Meran, Petrus-Co-Gründer und Verwaltungsrats-Chef bei conwert. Im Interview spricht er über conwert, den Wiener Aktienmarkt und Verkaufs-Pläne.

KURIER: Herr Meran, sind Sie der aktivste Aufsichtsrat in Österreich?
Johannes Meran: Die Rechtsform der conwert, die europäische Gesellschaft, sieht eine enge Zusammenarbeit von Direktorium und Verwaltungsrat vor. Somit bin ich sicher aktiver als ein normaler Aufsichtsrat. Wir haben zwölf statt vier Sitzungen pro Jahr. Zudem stimme ich mich sehr eng mit dem Direktorium ab, sodass wir als Verwaltungsräte in viele Entscheidungen des Tagesgeschäfts eingebunden sind.

Der conwert-Aktienkurs liegt derzeit deutlich unter dem rechnerischen inneren Wert, von Aufholjagd an den Börsen keine Spur. Betrachten Sie dieses Petrus-Investment als Erfolg?
Wir sind ein langfristiger Investor. Ob der Aktienkurs heute bei 15 oder bei 9 liegt, ist uns relativ egal. Wo der Kurs und insbesondere der innere Wert der Aktie in vier Jahren liegt, ist uns viel wichtiger. Wir sind nicht darauf aus, kurzfristig den Kurs in die Höhe zu treiben, denn wir werden die Beteiligung nicht morgen verkaufen.

Aber fehlt internationalen Investoren die Fantasie bei österreichischen Aktien?
Da bin ich mir sicher. In den letzten Tagen sind wir einer Initiative von Wiener Börse und Raiffeisen zur Stärkung der Plattform Österreich als Wirtschaftsstandort und Finanzplatz beigetreten. Ich halte das für dringend notwendig. Österreich hat als Finanzplatz unter der Krise viel stärker gelitten als beispielsweise Deutschland. Investoren zweifeln hier an der Integrität des Finanzplatzes.

Wäre eine Börsenotierung in Deutschland nicht ein logischer Schritt, der den Kurs beflügeln könnte?
Ich sehe Zweitnotierungen extrem kritisch. Im Endeffekt erhalte ich nicht mehr Liquidität hinzu, sondern spalte eher die Anleger, die ich habe.

Aber Sie verlegen doch den Fokus bei conwert von Österreich auf Deutschland. Das wäre doch passend ...
Das geschieht rein aus Gesichtspunkten der Rendite. Wenn eine Stiftung mit 30-, 40-Jahres-Horizont in der Wiener Innenstadt Immobilien mit 1 Prozent Rendite kauft, ist das für sie ein vollkommen richtiges Investment. Wir müssen Rendite bringen: Wir können momentan in Deutschland, beispielsweise in Berlin, Häuser kaufen, die bei 6,5 Prozent Rendite liegen und noch Potenzial haben. In Österreich sind das derzeit lediglich ein bis zwei Prozent.

In Deutschland kommen heuer zwei riesige Portfolios mit 12.000 bzw. 20.000 Wohnungen auf den Markt. Wäre ein Engagement da nicht sehr sinnvoll?
Grundsätzlich ja. Wir wollen in Deutschland auf jeden Fall zukaufen. Allerdings werden wir uns bei Portfolios dieser Größenordnung nur gemeinsam mit einem Partner engagieren können - da muss man realistisch sein. Unserer Meinung nach sind das auch nicht die einzigen Portfolios, die in Deutschland auf den Markt kommen werden und wie wir im ersten Halbjahr 2011 bereits gezeigt haben, kaufen wir auch gerne bei kleineren Portfolios zu. (Finanzchef Doll tritt hinzu).

Herr Doll: Einem Kauf steht auch die im Vorjahr geschrumpfte Eigenkapitalquote entgegen. Über welche Kapitalmaßnahmen denken Sie nach?
Thomas Doll: Durch die Zinshaus-Verkäufe in Wien konnten wir wieder Eigenkapital gewinnen, haben jetzt eine Quote von 38,1 Prozent. 40 Prozent ist unser Ziel. Kapitalerhöhungen sind aber bei dem derzeit hohen Abschlag der Aktie zum inneren Wert nicht sinnvoll. Stattdessen setzen wir auf Kooperationen mit Partnern, die sich wie bei einem aktuellen Fall mit 80 Prozent an der Investition beteiligen.

Herr Meran, Sie sind mit Petrus größter conwert-Aktionär und verwalten die Anteile für Großinvestoren. Wie sieht Ihr Ausstiegsplan aus?
Johannes Meran: Anders als normale Beteiligungsgesellschaften haben wir keinen Ausstiegsdruck. Wir haben Geld von Investoren eingesammelt, die langfristig denken. Was ich für sehr wahrscheinlich halte ist, dass wir nach vier, fünf Jahren die conwert-Anteile an die Investoren durchreichen.

Volker Riebel, Kurzzeit-Chef bei conwert, ist angetreten mit dem Satz, man müsse die Corporate Governance (ethisches Geschäftsverhalten) im Unternehmen verbessern. Ist das nicht ein schlechtes Signal, wenn er nach sechs Monaten das Handtuch wirft?

Sein Abgang hat nichts mit der Corporate Governance zu tun. Tatsache ist, dass der Satz eine Aussage ist, mit dem wir gemeinsam angefangen haben. Dass die Verflechtung der Alt-Gesellschafter mit diversen Dienstleistern ein Thema war, ist offensichtlich. Hier wollen wir die Transparenz erhöhen und überprüfen nun alle externen Verträge.

Sehen Sie mit Petrus in Österreich noch Potenzial für ein weiteres Engagement?
Wir sind immer interessiert an neuen Investments. Petrus Advisers schaut sich viele Dinge an. Wir haben einen Club an Investoren, mit denen wir zusammenarbeiten und Investmentmöglichkeiten angehen. Das müssen nicht immer nur börsenotierte Gesellschaften sein.

Ungeliebte Allianz: conwert und Petrus

conwert Jahrelang wurde die börsenotierte conwert von Günter Kerbler und Johann Kowar gesteuert. Sie bauten vor allem durch Zinshaus-Entwicklungen das Portfolio auf 2,5 Milliarden Euro aus. Allerdings gab es immer wieder Kritik, etwa an teuren Managementverträgen.

Petrus Advisers Die vom Beteiligungsmanager Johannes Meran und Investmentbanker Klaus Umek gegründete Gesellschaft verwaltet das Geld von Investoren wie Hans-Peter Haselsteiner. So hält Petrus 18 Prozent an conwert, aber auch Anteile an der Ex-Constantia Privatbank.

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