Ex-Banker Pucher beantragte Privatkonkurs: 65 Millionen Euro Forderungen

Ex-Banker Pucher beantragte Privatkonkurs: 65 Millionen Euro Forderungen
Eine Liegenschaft und die anderen Vermögenswerte (Bankguthaben, Wertpapiere, Uhren) wurden gerichtlich beschlagnahmt.

350.000 Euro brutto soll das Jahressalär von Martin Pucher als Vorstand der Commerzialbank Mattersburg AG zuletzt betragen haben – gut 100.000 Euro mehr als etwa der burgenländische  Landeshauptmann verdient.

„Alles, was ich mir persönlich leisten wollte, habe ich mir durch mein normales Gehalt leisten können“,  hatte der 64-jährige Ex-Banker Ende Juli bei seiner Einvernahme  durch die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) zu Protokoll gegeben. Pucher: „Ich habe gut verdient.“
Das ist aus und vorbei.

Denn am Mittwoch hat Pucher beim Bezirksgericht Mattersburg einen Antrag auf Eröffnung eines Privatkonkursverfahrens eingereicht, teilte sein Anwalt Norbert Wess am Donnerstag mit. Die Begründung für das Ansuchen: Der Masseverwalter der Commerzialbank, die Kanzlei Kosch & Partner, habe am 24. August  gegenüber Pucher eine Forderung in der Höhe von 34,06 Millionen Euro geltend gemacht, ein weiterer Geschädigter hat sich mit einer Forderung in Höhe von 30,88 Millionen Euro im Ermittlungsverfahren als Privatbeteiligter angeschlossen. Indes hat Pucher rückwirkend zum 1. August um seine Alterspension angesucht.

Pucher ist Hälfteeigentümer eines Einfamilienhauses. Sowohl die Liegenschaft in Puchers Wohnort Hirm nahe Mattersburg als auch die anderen Vermögenswerte (Bankguthaben, Wertpapiere, Uhren) wurden inzwischen gerichtlich beschlagnahmt.

Sperre Wertpapierdepot

Der Privatkonkurs kommt nicht überraschend. Die WKStA, die  Pucher und Ex-Co-Vorständin Franziska Klikovits der Untreue, der betrügerischen Krida und „der unvertretbaren Darstellung  wesentlicher Informationen über bestimmte Verbände“ verdächtigt, hat bereits vor rund vier Wochen entsprechende Vorsorge zur „Sicherung privatrechtlicher Ansprüche“ geschädigter Bank-Kunden getroffen.

In einer „Anordnung der Sicherstellung“, die dem KURIER vorliegt, wurde der Commerzialbank Mattersburg verboten, „Martin Pucher oder sonstigen Zeichnungsberechtigten oder sonst namhaft gemachten Dritten (...) Verfügungen bzw. Transaktionen über das nachangeführte Konto bis zu einem Höchstbetrag von 5 Mio. Euro zu gestatten sowie Auszahlungen zu leisten“.

Wie hoch das Guthaben auf diesem Wertpapierdepot Puchers bei der von ihm Mitte der 1990-er Jahre gegründeten Bank tatsächlich ist, geht aus der Anordnung nicht hervor. Und die WKStA  schätzt, dass Pucher „mindestens 5 Millionen Euro aus den Straftaten erlangt hat“. Das wird von Pucher bestritten. Dazu muss man wissen, dass Fälle ab einer Schadenshöhe von fünf Millionen Euro in die Zuständigkeit der WKStA fallen.

Der Hauptbeschuldigte im Bilanzskandal der regionalen Commerzialbank mit einem Schaden von derzeit rund 700 Millionen Euro hat stets beteuert,  die  jahrelangen Schwindeleien hätten nie seiner persönlichen Bereicherung gedient. Sondern in erster Linie seiner großen Leidenschaft, dem Fußballklub SV Mattersburg, dessen Präsident Pucher sein halbes Leben lang war.

Rund 40 Millionen Euro habe er in all den Jahren aus der Bank  „unrechtmäßig entnommen“, um das Geld in den SVM zu pumpen, hat er  zugegeben. Ob auch das unter persönliche Bereicherung fällt, ist eine spannende  Frage für die Korruptionsjäger.

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