Chipkrise schlägt auf die Autofinanzierung durch
Halbleiter fehlen an allen Ecken. Das schlägt neben Autoproduzenten und -handelsbetrieben auch Sorgenfalten auf die Stirn all jener, die mit dem Gedanken spielen, sich einen neuen Pkw zuzulegen. Und derjenigen, die diese Käufe finanzieren sollen. Einer davon ist die Österreich-Tochter der spanischen Santander Bank. Sie hat in Österreich den Schwerpunkt Konsumfinanzierung.
Sorgenkind
„Wenn keine Autos gekauft werden, werden auch keine finanziert. Das könnte uns zu schaffen machen“, sagt Olaf Peter Poenisch, Chef der Santander Consumer Bank GmbH, im Gespräch mit dem KURIER. Noch ist der Halbleitermangel für die Bank aber nicht zu spüren. Welches Ausmaß die Auswirkungen auf seine Bank haben werden, wagt er noch nicht zu prognostizieren. „Wir sind angespannt. Die Händler haben alle gewisse Sorgenfalten auf der Stirn.“ Der Kfz-Bereich ist sehr wichtig für die Bank: Er macht 47 Prozent des aktuellen Kreditvolumens aus.
Die Pandemie jedenfalls hat der Kfz-Finanzierung der Santander keinen Abbruch getan. Im Gegenteil. „Wir hatten im Autogeschäft einen deutlichen Sprung nach oben. Da bin ich erstaunt.“
Die Strategie der Santander Bank dagegen? Neue Kundenschichten und Händler dazugewinnen, sagt Poenisch. Und: Digitale neue Produktlinien (drei in der Pipeline) innerhalb des bestehenden Portfolios etablieren. Was es für die Bank in diesem Bereich nicht einfacher macht: „Wir tummeln uns auf diesem Markt mit 40 bis 50 Mitbewerbern“, sagt Poenisch.
Entwicklung
Santander ist in Österreich laut eigenen Angaben Hausbank für die Marken Kia, Volvo, Suzuki und Ford; außerdem sei man Partner von KTM, Yamaha, Harley Davidson, Husqvarna und Triumph.
Seit 2009 ist die Santander Bank in Österreich aktiv. Grund zum Klagen hat sie mit der Entwicklung hier nicht. Lag das Kreditneugeschäft 2009 noch bei 488 Millionen Euro, waren es 2020 knapp 1,77 Milliarden Euro.
In Österreich hatte die Bank mit Stand 1. Halbjahr 2021 eine Bilanzsumme von 2,89 Milliarden Euro, einen Kreditbestand von 2,61 Milliarden Euro und Spareinlagen in Höhe von 1,73 Milliarden Euro. Die Eigenkapitalquote liegt bei 17,6 Prozent. Der Gewinn nach Steuern wuchs auf 20,5 Millionen Euro (nach 17 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2020) an. Die Risikovorsorgen verringerten sich um 41,2 Prozent auf 15,1 Millionen Euro.
Erholung
Die Corona-Pandemie hat zwar wie bei vielen Banken einen Dämpfer gebracht – „für viele gab es auch wichtigere Themen als sich einen Konsumkredit aufzunehmen“ –, 2021 habe man sich davon aber wieder erholt, auch im Vergleich zum Vorkrisenniveau.
Neben der Vergabe von Kfz-Krediten und -Leasingverträgen ist die Bank auch im Warengeschäft tätig – und hat hier unter anderem XXXLutz als Partner. Wesentlicher Teil der Refinanzierung sind für Santander in Österreich übrigens die online Tages- und Festgeldkonten.
Ausblick
Für das Gesamtjahr 2021 erwartet Poenisch ein Ergebnis, in dem sich die Steigerungen aus dem ersten Halbjahr abbilden. Was die Konjunktur angeht erwartet er, dass diese ab Jänner 2022 anzieht, was sich wiederum auf das Geschäft der Bank gut auswirken werde.
An der aktuellen Filialzahl von 29 in Österreich will die Bank nichts Wesentliches ändern. Wegfallen soll keine. Dass neue dazukommen, schließt Poenisch aber nicht aus: Man orientiere sich bei der Standortwahl daran, wo die Händlerpartner ihren Sitz hätten. Und: Auch wenn es in Wien zehn Filialen gibt, sehe er hier noch Potenzial. Auch der Personalstand von aktuell 470 Mitarbeitenden soll in dieser Größe bleiben.
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