Causa Eurofighter: Brisante Anklage gegen Siegfried Wolf

Siegfried Wolf
Provisionszahlungen in Millionenhöhe aus den Gegengeschäften mit dem Flugzeugbauer EADS sollen laut Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gewaschen worden sein

Vor 21 Jahren hatte sich die damalige Regierung unter VP-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel entschieden, 15 Eurofighter zu beschaffen. Ein Jahr später, am 1. Juli 2003, wurde zwischen der Republik Österreich und dem Eurofighter-Hersteller EADS ein dubioser Gegengeschäfte-Vertrag geschlossen, der nicht nur parlamentarische U-Ausschüsse beschäftigte, sondern bis heute die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA).

Am Montag hat die WKStA in einer Aussendung bestätigt, dass sie zwei Personen wegen des Verbrechens der Geldwäscherei anklagt. Es handelt sich dabei um den früheren Magna-Manager Hubert H. und den ehemaligen Magna-Boss Siegfried Wolf. Im Mittelpunkt stehen Millionen-Provisionen aus den Gegengeschäften. H. wird darüber hinaus auch wegen des Vergehens der falschen Beweisaussage im U-Ausschuss verfolgt, so die WKStA. Zuerst hatte die Kronen Zeitung berichtet.

Dem Vernehmen nach werden die Vorwürfe bestritten. Wolfs Sprecher Josef Kalina sagte aber bloß: „Kein Kommentar.“ Die Anklage ist noch nicht rechtswirksam, gegen sie kann noch Einspruch erhoben werden.

Dubioser Geldfluss

Was wird dem Duo nun vorgehalten? Laut WKStA soll der erstangeklagte Unternehmer Hubert H. „Vermögensbestandteile in Höhe von rund 6,8 Millionen Euro verborgen sowie deren Herkunft verschleiert haben, und sich so der Geldwäscherei schuldig gemacht haben“.

„Die Gelder sollen ursprünglich aus Untreue-Handlungen von Verantwortlichen der EADS Deutschland GmbH stammen und durch Scheinverträge von der EADS Deutschland GmbH über die (Briefkastenfirma) Vector Aerospace an mehrere Gesellschaften und Privatstiftungen bzw. Trusts überwiesen worden sein, die dem Erstangeklagten teilweise wirtschaftlich zuzurechnen waren“, so die Anklagebehörde.

Der zweitangeklagte Wolf soll „wiederum Teile dieser Gelder teils in Gold erhalten oder teils in bar erhalten und in Gold getauscht haben und bis zur Rückgabe an den Erstangeklagten H. in der Schweiz verwahrt haben“. „Damit sollte unter anderem der Aufenthaltsort des Geldes verschleiert werden“, so die WKStA.

H. war nicht nur Vorstand von Magna Europa, sondern arbeitete später im Nebenjob für den EADS-Konzern. Das soll so mit seinem Chef Wolf akkordiert gewesen sein, da die Magna-Führung angeblich nicht wollte, dass H. den Autozulieferer verlässt.

„Natürlich profitieren“

Auflage für die Nebenbeschäftigung sei gewesen, dass H. keine operativen Funktionen übernehme und Magna von der Nebenbeschäftigung natürlich profitieren sollte“, sagte H. im Eurofighter-U-Ausschuss. Magna machte damals gute Geschäfte mit dem Autokonzern Daimler-Chrysler, der damals Hauptaktionär des Eurofighter-Herstellers EADS war.

Hubert H. soll etwa vier Dutzend Gegengeschäfte zwischen Daimler und Magna identifiziert und dafür 6,8 Millionen Euro Provision kassiert haben. Im letzten U-Ausschuss kam ans Tageslicht, dass die Gelder über Zypern und Liechtenstein geflossen und zum Teil bar behoben worden sind.

Indes ermittelt die WKStA gegen Siegfried Wolf derzeit auch noch wegen falscher Beweisaussage als Zeuge in einem Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Wien sowie als Auskunftsperson vor dem Eurofighter-U-Ausschuss des Nationalrates. Ein Vorhabensbericht zu diesem Tatverdacht wurde Ende April 2023 der Oberstaatsanwaltschaft Wien übermittelt.

Außerdem soll ein weiteres Ermittlungsverfahren gegen drei namentlich bekannte Beschuldigte wegen des Verdachts der Untreue zum Nachteil der EADS Deutschland GmbH und Geldwäscherei ebenfalls noch nicht abgeschlossen sein.

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