Vorrangiges Ziel des mit den Beratern von McKinsey ausgearbeiteten ReFIT, des härtesten Maßnahmenpakets seit Bestehen des Unternehmens, ist die Senkung der Personalkosten um 25 Prozent. Dies scheint zu gelingen.
Durch ein neues Gehaltsschema, das künftig erstmals für alle Mitarbeiter gelten soll, können die Lohnkosten nicht nur temporär, sondern auch dauerhaft in Summe um ein Viertel gesenkt werden. Derzeit gibt es unter den rund 1.500 Mitarbeitern in den 12 heimischen Casinos und in der Zentrale sehr komplexe, unterschiedliche Dienstverträge. 2006 führte der damalige Casinos-Chef Karl Stoss ein kostengünstigeres Gehaltsschema ein, unter das allerdings nur neu eintretende Mitarbeiter fielen. Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Belegschaft, ähnlich wie bei der ebenfalls sanierungsbedürftigen staatlichen Flugsicherung Austro Control.
Keine Automatismen mehr
Im künftigen Entlohnungsschema wird es bei Gehaltssprüngen keine Automatismen mehr geben, sondern nur für mehr Leistung oder neue Funktionen. Die Croupiers sollen zusätzliche Aufgaben übernehmen.
Um den Abbau von Arbeitsplätzen wird das Unternehmen trotzdem nicht herumkommen. Die Zahl der 1.500 Vollzeit-Äquivalente (FTE) wird in den Casinos auf 1.100 reduziert.
Dazu kommt noch ein Abbau in der Zentrale. Die rund 770 Mitarbeiter servicieren teilweise übergreifend die Konzerntöchter und -bereiche. Diese Strukturen sollen effizienter aufgestellt werden. Neben dem ReFIT-programm für die Casinos wurde auch ein ReFIT Corporate Functions aufgesetzt.
Auf Vorstandsebene ist Glatz-Kremsner für das Sparprogramm verantwortlich, die derzeit ihre Qualitäten als Sanierungsmanagerin unter Beweis stellt. Noch sind sich Management und Belegschaftsverteter freilich nicht in allen Detailpunkten einig. Außerdem hat jedes Casino einen eigenen Betriebsrat, der ebenfalls zustimmen muss.
Gelingt ReFIT, könnten die Casinos ab 2022 wieder schwarze Zahlen einspielen. Da das Geschäft derzeit nicht schlecht läuft, wurde die Verlustprognose für heuer von ursprünglich 65 auf 35 Millionen Euro revidiert. Dazu müssen Restrukturierungskosten berücksichtigt werden, sodass sich der Gesamtverlust auf 60 Millionen summieren dürfte. Bis 2021 soll der Großteil der Maßnahmen umgesetzt sein.
Nach heutigem Stand soll wie berichtet keiner der 12 Betriebe geschlossen werden. Die Casinos werden allerdings restrukturiert, die Gastronomie teilweise herunter gefahren und das Angebot gestrafft werden.Beim Management wird ebenfalls gekürzt, bis hinauf in die Vorstandsetage. Die Prämie von Glatz-Kremsner und ihrem Vorstandskollegen Martin Skopek, die rund die Hälfte des Gesamtbezugs ausmacht, wird um 50 Prozent gekürzt. Beim Fixum verzichten beide zusätzlich auf 20 Prozent.
Die Hauptversammlung des Gaming-Konzerns, bei dem die tschechische Sazka Group die Mehrheit hält, wird voraussichtlich erst im November stattfinden. Dann sollte die Genehmigung der EU-Kommission für den Syndikatsvertrag zwischen Sazka und der Staatsholding ÖBAG vorliegen. Aufsichtsratsvorsitzender Walter Rothensteiner (Raiffeisen-Generalanwalt) verabschiedet sich bekanntlich. Als Topfavorit für seine Nachfolge gilt nach wie vor Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun.
Offen ist, ob die Staatsholding einen ihrer Mitarbeiter neu in das Gremium schickt oder den internationalen Glücksspielexperten Luke Alvarez, den die ÖBAG als Mediator und Consulter engagiert hatte. Alvarez ist Chairman eines Online-Anbieters in Gibraltar.
Glatz-Kremsner wird kapazitätsbedingt ihr Mandat als Aufsichtratschefin des Wiener Flughafens zurücklegen.
Kommentare