Warum Wohnmobile in Österreich so teuer sind

Camping-Urlaub erlebt seit Corona einen Boom. „Im Vorjahr gab es mehr als acht Millionen Nächtigungen auf Campingplätzen in Österreich“, sagt Tomas Mehlmauer, Präsident des Österreichischen Camping Club, zum KURIER. Hierzulande gibt es aktuell 459 Campingplätze.
Neben Zelt und Wohnwagen gibt es auch einem Trend hin zum Wohnmobil.
„Die Möglichkeit, spontan zu entscheiden, wann und wohin die Reise geht, ist das größte Plus einer Reise mit dem Wohnmobil.“ Das sagen 67 Prozent der befragten Frauen und 63 Prozent der Generation 50 bis 65 laut einer Umfrage der Plattform AutoScout24.at.
Wer ein Wohnmobil mieten will, muss zwischen 900 und 1.800 Euro pro Woche hinblättern – inklusive Service und Reinigungspauschale. Wer ein Wohnmobil kaufen will, muss tief in die Tasche greifen. Für ein neues Reisemobil mit 140 PS sind gut 80.000 Euro zu bezahlen. Luxusausführungen (mit 190 PS) können mitunter 220.000 Euro kosten.
20 Prozent Steigerung
In den Jahren 2018 bis 2024 wurden laut Statistik Austria 22.191 neue Wohnmobile und 33.898 gebrauchte zugelassen. Während der Neufahrzeugmarkt zumindest seit 2023 zurückgeht, stieg im Vorjahr die Zulassungszahl der Gebrauchtfahrzeuge um knapp 20 Prozent auf 6.329 Wohnmobile. Im ersten Halbjahr 2025 wurden sogar 3.610 Gebrauchte auf die Straße gelassen. Das ist ein Plus von 200 Stück.
„Der Markt für gebrauchte Wohnmobile spielt sich im privaten Bereich ab“, sagt Wohnmobil-Händler und WKO-Funktionär Christian Pfaff. „Es werden teilweise Preise für Fahrzeuge gezahlt, die sie einfach nicht wert sind.“ Wer auf der Plattform willhaben.at gebrauchte Camper sucht, sieht schnell, dass für junge Gebrauchte gesalzene Preise verlangt werden. Dies auch deshalb, weil die Preise von Neuwagen hierzulande horrend sind. Denn es werden auf den Nettopreis bis zu 37 Prozent Normverbrauchsabgabe aufgeschlagen. Zugleich wird ein Malus für den hohen CO2-Ausstoß berechnet, der auch einige Tausend Euro betragen kann.
„Ein Wohnmobil, das in Österreich 220.000 Euro kostet, kostet in Deutschland 150.000 Euro“, sagt Pfaff. „Bei uns wird es bald so zugehen wie in Kuba mit den alten Pkw. Wir werden irgendwelche alten Wohnmobile herumfahren haben.“
Einen regelrechten Kauf-Boom für Neufahrzeuge gab es zur Corona-Zeit. Die Nachfrage war so groß, dass die Lieferzeit für Reisemobile mehr als ein Jahr betragen hat. „Wir haben 2021 die Bestellung für 2022 abgegeben. Dann sind die Fahrzeuge nicht dahergekommen“, erinnert sich Pfaff. „Die Hersteller haben gesagt: Wenn ihr jetzt nicht nachbestellt, bekommt ihr nichts mehr. Vor lauter Gier hat der Handel dann bestellt.“
10.000 Euro Rabatt
Die Industrie habe außerdem mit steigenden Produktionskosten gekämpft. „Sie haben uns die Einkaufspreise ständig nach oben gedreht“, sagt der WKO-Funktionär. Nun hatten die Händler zu viele und teure Neufahrzeuge und mussten diese wegen der schlechten Wirtschaftslage und der damit verbundenen sinkenden Nachfrage mit Rabatten den Kunden verkaufen. Auch heute sind 10.000 Euro Rabatt auf ein neues Wohnmobil keine Seltenheit.
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