EVN-Autos in Brand gesteckt

Zwei Dienstautos der EVN wurden im Zuge der Proteste in Brand gesteckt.
In 15 bulgarischen Städten wird gegen hohe Strompreise protestiert.

Bei groß angelegten Protesten in Bulgarien gegen angeblich überhöhte Strom- und Heizungsrechnungen ist es zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen. Auf zwei Dienstautos des niederösterreichischen Energieversorgers EVN wurde in der Nacht auf Sonntag vor dem Hauptsitz in Plovdiv ein Brandanschlag verübt - verletzt wurde niemand. In Sofia wurde Wirtschafts- und Energieminister Deljan Dobrew von den Protestierenden mit Schneebällen beworfen, berichtet die Nachrichtenagentur BGNES.

Am Sonntag werden die landesweiten Proteste in insgesamt 15 Städten fortgesetzt.
Widerstand regte sich in der bulgarischen Bevölkerung wegen angeblich überhöhter Stromrechnungen seit der Privatisierung der Energieversorger im Jahr 2006 immer wieder. Neu sind aber der Umfang der Proteste und die gewalttätigen Ausschreitungen. Bei dem Anschlag handelt es sich um den ersten dieser Art gegen einen Energieversorger in Bulgarien.

In Plovdiv gingen nach Angaben des Internet-Portals http://www.plovdivutre.bg rund 1.500 Menschen auf die Straße um gegen die Strom- und Heizungskosten zu protestieren. Auf einem der mitgeführten Plakate war auch ein Hakenkreuz mit EVN-Logo zu sehen. Kritisiert wird laut dem Nachrichtenportal http://novinite.bg, dass die Strom- und Heizkosten etwa in der zentralbulgarischen Stadt Plovdiv inzwischen durchschnittlich 250 Lewa (127,83 Euro) betragen würden, was für bulgarische Verhältnisse extrem hoch sei.

Abrechnungszeitraum: 40 Tage

Die EVN, die in Zentral- und Südbulgarien mehr als 1,5 Millionen Kunden mit Strom versorgt, hatte am Freitag versichert, dass man alle Beschwerden rasch überprüfen werde. Die Stromrechnungen seien diesmal höher ausgefallen, weil wegen der Weihnachtsfeiertage diesmal 40 Tage und nicht nur ein Monat abgerechnet worden sei, erklärte der Geschäftsführer von EVN Bulgaria, Jörg Sollfelner.

Privatisierung annullieren

Nachdem vor zwei Wochen der tschechische Energiekonzern CEZ, der auch ganz Westbulgarien mit Strom versorgt, aus Albanien hinausgedrängt wurde, verlangen auch bulgarische Stromkunden die Annullierung des Privatisierungsvertrages mit EVN, CEZ und Energo-Pro. Die für die Privatisierung verantwortlichen Politiker sollten zur Rechenschaft gezogen werden, so die Forderung der Protestierenden. In sozialen Netzwerken im Internet kursieren auch Verschwörungstheorien, wonach die Stromversorger ihre Kunden betrügen würden, indem sie nur 180 statt 220 Volt Spannung liefern würden.

Kommentare