Neues Problem: Boeing findet wieder Mängel in 737-Max-Jets

Eine Boeing 737 Max mit Flughafenmitarbeitern im Vordergrund
Unsachgemäß Löcher gebohrt? Boeings Auslieferungspläne für den Mittelstreckenjet 737 Max wackeln erneut - der Flugzeugbauer kommt nicht aus den Negativschlagzeilen.

Der Flugzeugbauer Boeing muss sich bei seinem meistgefragten Modell 737 Max mit weiteren Produktionsfehlern herumschlagen. So soll Boeings größter Zulieferer Spirit Aerosystems unsachgemäß Löcher in ein Bauteil gebohrt haben, das für die Aufrechterhaltung des Luftdrucks in der Kabine wichtig ist.

"Bei Werksinspektionen haben wir im hinteren Druckschott bestimmter 737-Flugzeuge Befestigungslöcher festgestellt, die nicht unseren Spezifikationen entsprachen", teilte Boeing mit.

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Luftfahrtbehörde versucht zu beruhigen

Aus Sicht der US-Luftfahrtbehörde FAA stellt das neue Problem an den Maschinen kein Sicherheitsrisiko dar. Das hintere Druckschott befindet sich am Ende des Flugzeugrumpfs und schließt den Kabinenraum nach hinten ab. Für Passagiere ist es nicht zu sehen, da sich davor in der Regel die Bordküche und die Toiletten befinden.

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Die 737-Max-Baureihe ist Boeings gefragteste Modellserie. Sie hatte den Airbus-Rivalen wegen zwei Abstürzen aufgrund technischer Mängel, bei denen 2018 und 2019 insgesamt 346 Menschen starben, schon mal enorme Schwierigkeiten bereitet. Eigentlich schien die Krise des US-Konzerns rund um das 737-Max-Debakel gerade weitgehend überwunden.

Mit der 737 Max 10 will Boeing dem Konkurrenzmodell A321neo des europäischen Herstellers Airbus Paroli bieten. Die Langversion des Mittelstreckenjets A320neo ist stärker gefragt als die Standardvariante. Airbus will Anfang 2024 zudem eine Langstreckenversion unter dem Namen A321XLR ausliefern, die auch Strecken von Mitteleuropa über den Atlantik zurücklegen kann und dem Boeing-Modell damit klar überlegen ist. Airbus hat Boeing im Segment der Mittelstreckenjets bereits abgehängt und ist seit 2019 der größte Flugzeugbauer der Welt.

Wackelt Zeitplan erneut?

Nun könnten Boeings Auslieferungspläne für den Mittelstreckenjet erneut in Gefahr geraten. Schon im April hatte Boeing wegen Fertigungsmängeln bei Spirit die Auslieferung der 737-Reihe zeitweise aussetzen müssen. Der Hersteller prüft, ob er sein bisheriges Ziel noch erreichen kann, in diesem Jahr 400 bis 450 Maschinen der 737-Familie an seine Kunden zu übergeben.

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Belastungen summieren sich auf halbe Milliarde Dollar

Der Airbus-Rivale hatte seine Zulieferer bereits darauf vorbereitet, ab Juni die Produktion der 737 MAX hochzufahren. Allerdings verzögerte falsch montierte Halterungen am Rumpf die Pläne. Für das zweite Quartal hatte das Unternehmen deswegen im April Belastungen angekündigt. Dazu kommen Zusatzkosten im Rüstungsgeschäft. Bei drei wichtigen Projekten kam es zu Verzögerungen. So wurde der Erstflug der Starliner-Raumkapsel, die Boeing für die NASA baut, verschoben. Auch das Ausbildungsflugzeug T-7 der US-Luftwaffe und die Auftank-Drohne MQ-25 zur Betankung von Kampfjets in der Luft kommen nicht so voran wie erhofft. Insgesamt summieren sich die Belastungen auf etwa eine halbe Milliarde Dollar.

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