Boehringer Ingelheim: Neuzulassungen und Tiermedizin treiben Umsatz
Der deutsche Pharmakonzern Boehringer Ingelheim konnte dank neuer Produkte sowie steigender Nachfrage nach Medikamenten für Hund und Katz im Vorjahr den Umsatz kräftig steigern. Im gesamten Konzern gab es ein Plus von 9,7 Prozent auf 25,6 Mrd. Euro. Damit überholte Boehringer Bayer als größten deutschen Pharmakonzern.
In der von Wien aus verantworteten Region Mittel- und Osteuropa sowie Zentralasien (RCV) mit 33 Ländern konnte der Umsatz um 5,2 Prozent auf 1,38 Mrd. Euro gesteigert werden. Davon entfielen 1,18 Mrd. Euro auf Humanmedizin und 200 Mio. Euro auf Tiergesundheit. Stärkste Umsatzbringer im Humanmedizin-Bereich waren die beiden Top-Arzneien des Unternehmens, Jardiance und Ofev.
Das Diabetes-Medikament Jardiance wurde im Vorjahr auch gegen chronische Nierenerkrankungen zugelassen, was den Anwendungsbereich enorm verbreiterte. Ofev ist ein Präparat zur Behandlung von Lungenfibrose.
Tiergesundheit als Wachstumsmarkt auch in Österreich
Etwas weniger stark fiel das Wachstum in Österreich aus. Mit Produkten für die Humanmedizin wurden 121,4 Mio. Euro umgesetzt, um 1,4 Prozent mehr als 2022. Um fast zehn Prozent zugelegt hat der Umsatz mit Produkten für die Tiergesundheit mit 19,5 Mio. Euro. Vor allem das Geschäft mit Antiparasitika und Therapeutika für Haustiere wie Zeckenschutz- und Entwurmungsmittel sind ein Wachstumsmotor für den Pharmakonzern, der in Österreich in diesem Bereich Marktführer ist.
Gut gefüllte Produkt-Pipeline
Pavol Dobrocky, neuer Generaldirektor des Boehringer Ingelheim RCV, zeigte sich auch für das laufende Jahr optimistisch. Er verwies auf eine gut gefüllte Produkt-Pipeline. In der Humanpharmazie würden sich aktuell 23 Wirkstoffe in der klinischen Studien-Phase 1, 15 in Phase 2 und 6 in Phase 3, die über die Marktzulassung entscheidet, befinden. Hier spiele der Standort Wien als unternehmenseigenes globales Zentrum für Krebsforschung eine besondere Rolle. Die Forschungsaktivitäten hier umfassen Onkologie und Immunmodulation sowie NBE (New Biological Entities). Zudem plant Boehringer, künftig auch in das Therapiegebiet der mentalen Gesundheit einzusteigen. Die Forschungsausgaben in Österreich bezifferte Dobrocky mit rund 300 Mio. Euro.
Zweiter Standort in Bruck/NÖ derzeit kein Thema
In Wien ist neben dem Forschungszentren auch die Produktion für Biopharmazeutika angesiedelt. Hier betätigt sich das Unternehmen auch als Auftragsfertiger. Der im Vorjahr überraschend abgeblasene Neubau einer Pharmaproduktion in Bruck an der Leitha/NÖ erklärt Firmensprecher Matthias Sturm mit einer geänderten Produkt-Pipeline, weshalb die geplante Produktion auf Zellkultur-Basis nicht mehr benötigt werde. "Wir haben aktuell kein Projekt für Bruck." Für das Areal im Ecopark werde ein anderer Nutzer gesucht.
Was den Standort Europa betrifft, appellierte Dobrocky an die europäische Politik: "Es ist sehr wichtig, dass sich Europa bemüht, dass die Innovationen auch hier stattfinden." Die Konkurrenz aus China nehme zu, auch weil die Regierung die Pharmaproduktion massiv unterstütze. Mit dem Standort Österreich sei man bei Boehringer "sehr zufrieden", jedoch seien die im Vergleich zu anderen EU-Ländern besonders stark gestiegenen Gehälter ein Wettbewerbsnachteil.
Mehr als 3.000 Mitarbeiter
Im Vorjahr beschäftigte das Unternehmen in der gesamten Region durchschnittlich 4.686 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um etwa 150 weniger als im Jahr 2022. Davon waren 3.247 in Österreich tätig, um 160 mehr als im Vorjahr.
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