Dynamische Wirkstoff-Pipeline
„Das kann man so nicht sagen. Das war eine strategische Entscheidung. Die Begründung, warum wir Bruck nicht bauen werden, liegt in unserer Produkt-Pipeline“, sagt Matthias Sturm, Sprecher des Boehringer Ingelheim Regional Center Vienna. „Diese Pipeline verändert sich dynamisch, das heißt, da kommen permanent Wirkstoffe dazu und manche fallen wieder raus. Wir haben in den vergangenen zwei Jahren gesehen, dass diese Wirkstoff-Pipeline eine Fokussierung braucht.“ Die vielversprechendsten Medikamenten-Kandidaten werden dabei priorisiert, zum Beispiel in Richtung neuer chemischer Wirkstoffe.
„Wir sehen in der Biopharmazie, vor allem in der Zellkultur, weniger Wachstum, deswegen brauchen wir diese Anlage in Bruck an der Leitha nicht mehr“, sagt Sturm zum KURIER. „Wir werden mit den Produktionskapazitäten der bestehenden Anlage in Wien auskommen.“
Seit 1948 ist der Pharma-Konzern in Wien ansässig. Boehringer Ingelheim Wien ist mit seinen 3.388 Mitarbeitern und einem Umsatz in Höhe von rund 2,06 Milliarden Euro nicht nur ein Big Player in der Krebsforschung, es werden auch verschreibungspflichtige Medikamente sowie Gesundheitsprodukte für Haus- und Nutztiere hergestellt.
Eine Drehscheibe
Von Wien aus steuert der deutsche Konzern auch die Niederlassungen in Mittel- und Osteuropa, Zentralasien, der Schweiz und Israel. Insgesamt werden weitere 1.800 Mitarbeiter in 33 Ländern beschäftigt. In den Standort Wien, in den bisher mehr als 700 Millionen Euro geflossen sind, wird weiter investiert. Um 64 Millionen Euro wird ein Zusatzgebäude für die Krebsforschung errichtet, die Eröffnung ist Mitte 2024 geplant.
„Wir haben in Wien auch eine mikrobielle Produktion, da wird mit Hefen und Bakterien gearbeitet“, sagt Sturm. „Rund 200 Millionen Euro betragen jährlich die Forschungsaufwendungen.“ Neben der Krebsforschung finanziert Boehringer Wien auch das Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie Wien (IMP), wo unabhängige Grundlagenforschung betrieben wird. Sprecher Matthias Sturm stellt nochmals klar: „Boehringer bekennt sich absolut zum Standort Wien.“
Der Pharma-Riese
Der deutsche Konzern Boehringer Ingelheim ist seit seiner Gründung 1885 in Familienbesitz. Er setzte 2022 mit 53.155 Mitarbeitern 24,1 Milliarden Euro um
Das Jahr 2023
Im ersten Halbjahr 2023 wurden 12,2 Mrd. Euro umgesetzt, das ist ein Plus von 9,7 Prozent. Alleine 3,5 Mrd. Euro Umsatz entfielen auf das Diabetesmittel
Jardiance
Österreich
In Wien ist Boehringer seit 1948 ansässig. Hierzulande setzte das Regional Center Vienna (RCV) 2022 rund 2,067 Mrd. Euro um, darin sind auch Umsätze verbundener Unternehmen einbezogen. Die Betriebsleistung betrug 2,244 Mrd. Euro
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