Biowein immer beliebter: Österreich Weltmeister beim biologischen Anbau
Von Sophie Haller
Was im Weinglas landet, ist dem Österreicher nicht egal. Dass hierzulande darauf geschaut wird, woher die Trauben stammen und wie sie wachsen, zeigt mehr und mehr der hohe Bio-Anteil beim heimischen Rebensaft.
Denn ausgerechnet das kleine Österreich verfügt im internationalen Vergleich über die größte biologisch zertifizierte Weinbaufläche weltweit.
Um genau zu sein: 10.432 Hektar - und damit 24 Prozent der österreichischen Gesamtrebfläche - werden in diesem Jahr bereits zertifiziert biologisch bewirtschaftet. Das belegen auch die neuesten Daten des Landwirtschaftsministeriums.
Klein, aber fein
Österreich zählt damit zu den Vorreitern bei der umweltbewussten Weinproduktion. Bereits im Jahr 2022 lag das Land mit 21,5 Prozent Bio-Anteil vor Italien und Frankreich auf Platz eins aller bedeutenden Anbaunationen.
Das geht aus dem Bericht „The World of Organic Agriculture 2024“ hervor.
Und das soll etwas heißen, denn im Bioweinbau gelten ganz eigene Gesetze: So sind etwa eine schonende Bodenbearbeitung und die Verwendung von rein natürlichen Pflanzendüngern Merkmale der ökologischen Landwirtschaft.
Außerdem dürfen, etwa zur Schädlingsbekämpfung, nur Kontaktmittel verwendet werden, die - anders als die im konventionellen Weinbau üblichen systemischen Mittel - nicht in die Pflanze eindringen.
Familienbetriebe
Dass in Österreich viele Winzer auf biologischen Anbau setzen, liegt unter anderem daran, dass 95 Prozent der Weingüter Familienbetriebe sind.
Ziel von diesen Winzerfamilien ist es, gesunde Böden an die nächste Generation weiterzugeben. Allein aus diesem Motiv ergibt sich ein Bestreben, umweltbewusst zu wirtschaften.
So auch für Florian Alphart, der gemeinsam mit seiner Frau Claudia Alphart (beide im Bild oben) ein Weingut in Traiskirchen in neunter Generation weiterführt.
Vor 15 Jahren habe er seine Produktion auf eine biologische Bewirtschaftung umgestellt, „um das Ökosystem gesund zu halten“.
Bio war für Alphart allerdings kein Trend, auf den er kurzerhand aufgesprungen ist. „Ich sehe im Allgemeinen vielmehr eine Art Umkehr zu längst bekannten Praktiken mit Unterstützung der heutigen Forschung und modernster Bewirtschaftungstechniken“, sagt Alphart gegenüber dem KURIER.
Auch Kurt Feiler (im Bild oben) vom burgenländischen Gut Feiler-Artinger produziert seinen Wein seit 2008 biologisch.
Seine Entscheidung auf Bioanbau umzustellen sei zwar eine spontane gewesen, „aber in jedem Fall die richtige, um einem ganzheitlichen Ansatz folgend die Rebe wieder in Balance zu bringen“.
Seine Kunden hätten die Umstellung auf „Bio“ vor 16 Jahren sehr gut aufgenommen. Was den Preisunterschied zwischen zertifiziertem und nicht zertifiziertem Wein betrifft, betont Feiler: „10 bis 15 Prozent sollte der Biowein dem Konsumenten mehr wert sein“.
Dies sei gerechtfertigt, da ein schonender und natürlicher Anbau intensivere und aufwendigere Arbeitspraktiken, etwa bei der Schädlingsbekämpfung, umfasst.
Biowein als Exportschlager
Der heimische Biowein kommt auch international gut an. „Die Art des Anbaus kommt dabei nicht nur der Umwelt zugute, sondern auch dem Export“, sagt Sabine Bauer-Wolf, Pressesprecherin des Österreich Wein Marketing, im KURIER-Gespräch.
In vielen internationalen Absatzmärkten seien umweltbewusste Zertifizierungen wichtige Verkaufsargumente. Besonders in Skandinavien, Kanada oder in den USA achte man auf Biosiegel.
Im Jahr 2023 wurden insgesamt 65,3 Millionen Liter Wein zu einem Wert von 248,2 Millionen Euro aus Österreich exportiert, davon auch ein erheblicher Anteil aus biologischem Anbau.
Zertifizierung sei allerdings nicht alles, so Bauer-Wolf, der Gedanke dahinter zähle viel mehr. Insgesamt würden auch ohne Zertifizierung bereits weitaus mehr Winzerfamilien biologisch wirtschaften.
„Manchmal ist es einfach nur der Bürokratieaufwand rund um eine Zertifizierung, der sich für kleine Betriebe nicht auszahlt“, sagt Bauer-Wolf.
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