Biomethan ist der grüne Zwilling des fossilen Erdgases. Das aus Abfallstoffen erzeugte Gas ist chemisch ident mit Erdgas, erlaubt aber eine CO2-neutrale Nutzung. Österreich hat aufgrund seiner Wälder und Landwirtschaft viel Biomasse zur Verfügung, um Biomethan zu erzeugen. In rund 270 Anlagen im ganzen Land wird das gemacht. Hauptsächlich wird das Gas zu Strom und Wärme. Es könnte auch direkt in das Erdgasnetz eingespeist werden. Das brächte einige Vorteile, passiert aber bisher kaum.
Derzeit speisen nur 15 Anlagen ins Gasnetz ein
"Für die Energiewende sind erneuerbare Gase unverzichtbar", sagt Florian Pilz, Geschäftsführer von Netz Burgenland, bei einer Veranstaltung des Forum Versorgungssicherheit. In der Industrie sind gasförmige Energieträger oft nicht ersetzbar, das Land ist dadurch von Importen abhängig. Erneuerbare Gase könnten diese Abhängigkeit reduzieren. Als Energiespeicher soll Gas (v.a. Wasserstoff) außerdem in Zukunft Ökostromüberschüsse aus dem Sommer in den Winter verlagern. "Österreich im Speziellen hat ein großes ungenutztes Potenzial bei Biogas", sagt Brigitte Ederer, Sprecherin des Forum Versorgungssicherheit.
Bisher gibt es laut dem Biomethan Register Austria aber lediglich 15 Anlagen, die Biomethan in das Gasnetz einspeisen. Die Menge, die diese Anlagen produzieren, reicht gerade mal aus, um 0,2 Prozent des jährlichen Gasbedarfs im Land zu decken. Die Regierung wollte den Anteil erhöhen. Das geplante Erneuerbare Gase Gesetz (EGG) sieht eine Quotenregelung für Biomethan vor und sollte dessen Einspeisung dadurch attraktiver machen. Wie das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) wartet es aber immer noch auf Umsetzung.
Es zahlt sich nicht immer aus
Eine bestehende Biomethananlage an das Gasnetz anzuschließen, zahlt sich auch nicht in jedem Fall aus. Netz Burgenland ist momentan etwa dabei, eine Anlage in Parndorf für die Einspeisung vorzubereiten. Um den nächsten Netzanschlusspunkt zu erreichen, müssen 6 Kilometer Leitungen verlegt werden, dazu kommen Verdichterstationen, Messeinrichtungen und Qualitätsprüfung. Die Kosten für all dies trägt der Netzbetreiber. In Form von Netzgebühren zahlen am Ende Gaskunden dafür. Ob das gerecht sei und es nicht andere Finanzierungsformen für derartige Projekte geben sollte, sei die große Frage, sagt Pilz.
Liegen Erzeugungsanlagen weiter von der nächsten Gasleitung entfernt oder produzieren nicht in ausreichend großen Mengen, könnte sich ein Netzanschluss gar nicht auszahlen. Austrian Gas Grid Management hat auf einer Landkarte verzeichnet, wo in Österreich eine Einspeisung sinnvoll wäre.
Abnahmeverträge mit großen Verbrauchern
Eine große Frage ist auch, ob sich eine Einspeisung für Anlagenbetreiber wirtschaftlich rentiert. "Derzeit entscheidet noch alleine der Marktpreis", sagt Pilz. Es gebe aber Anlagenbetreiber, die etwa Abnahmeverträge mit großen Verbrauchern haben, die damit CO2-neutral arbeiten wollen.
Strom und Wärme gegen direkte Nutzung abwägen
Wenn in Zukunft mehr Biomethan in das Gasnetz eingespeist wird, geht freilich die Strom- und Fernwärmeproduktion zurück. "Aus Effizienzgründen wäre der Einspeisung aber in den meisten Fällen der Vorzug zu geben", erklärt Lukas Kranzl, Energiewirtschaftsexperte der TU Wien, dem KURIER. Durch die Energieumwandlung werde der Brennstoff Gas nicht immer optimal ausgenutzt. Den Anteil von Strom aus Biogas könne man durch den Ausbau von Photovoltaik und Windkraft leicht ersetzen, ist Christoph Pfeifer, Leiter des Instituts für Verfahrens- und Energietechnik der BOKU, überzeugt.
Für die Energiewende ist es laut den Experten wichtig, sich von fossilen Energien möglichst unabhängig zu machen. Biomethan kann einen kleinen Beitrag leisten, um weniger Erdgas zu importieren. Würden alle 11 Biomethananlagen im Burgenland etwa ins Netz einspeisen, könnte man damit 20 Prozent des Gasverbrauchs im Bundesland decken. Gleichzeitig ist es laut Kranzl aber auch wichtig, den Gasverbrauch an Stellen zu reduzieren, wo es energetisch bessere Alternativen gebe, etwa beim Heizen.
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