„Biomasse bleibt Biomasse“ und Paris färbt Atomstrom grün ein

„Biomasse bleibt Biomasse“ und Paris färbt Atomstrom grün ein
Die EU einigt sich auf ehrgeizigere Ziele für erneuerbare Energien. Österreichs Holzwirtschaft ist erleichtert.

Über eineinhalb Jahre lang hat man verhandelt – nach einem letzten, 16-stündigen Tauziehen konnten sich EU-Parlament, EU-Regierungen und die EU-Kommission Donnerstagfrüh auf einen Kompromiss einigen: Bis zum Jahr 2030 will die EU 42,5 Prozent ihres Energieverbrauchs aus erneuerbaren Energiequellen gewinnen. Das erfordert massive Investitionen in den Ausbau etwa in Wind- und Solarparks. Derzeit liegt der festgelegte Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 nur bei 32 Prozent. Zudem muss der Verkehrssektor seine Treibhausgasemission binnen der nächsten sieben Jahre um 14,5 Prozent verringern.

Das wird noch ein gehöriger Kraftakt – auch für Österreich: 2021 stammten laut Statistik Austria 36,4 Prozent des Energiekonsums aus erneuerbaren Quellen. Bei der Produktion sieht es dagegen schon ganz anders aus: 84 % der heimisch erzeugten Energie stammen aus erneuerbaren Quellen, zumeist aus Wasserkraft und Biomasse.Genau um jene Biomasse wurde im Rahmen dieser Richtlinie bis zum Schluss erbittert gerungen.

Österreichs Holzwirtschaft und Bauern waren gegen drohende Kürzungsziele Sturm gelaufen. „Im Herbst ließ die EU mit einem perfiden Plan aufhorchen:

Die Nutzung von nachhaltiger Biomasse solle nicht mehr als erneuerbare Energie gelten, Atomkraft aber schon. Was in Österreich auf wenig Verständnis gestoßen ist, konnte jetzt in den Verhandlungen korrigiert werden", sagte die Europaabgeordnete und ÖVP-Forstsprecherin im Europaparlament, Simone Schmiedtbauer. "Biomasse gilt auch weiterhin als erneuerbare Energie.Auch wenn es einige Einschränkungen für Biomasse-Anlagen mit einer Höchstleistung von mehr als 7,5 Megawatt gebe, so die steirische EU-Abgeordnete, "ist das insgesamt eine gute Nachricht für das Waldland Österreich. Die meisten heimischen Werke sind ohnehin kleine Werke, die zum Beispiel von Gemeinden betrieben werden und die Bewohnerinnen und Bewohner vor Ort versorgen."

Bei Atomkraft hat sich wiederum Frankreich gegen massiven Widerstand durchgesetzt: So wird nun auch mit Atomstrom produzierter Wasserstoff für den Industriebereich als Erneuerbares Energieziel angerechnet. Österreich hat dagegen protestiert.

"Greenwashing"

Der Kompromiss sieht nun vor, dass bis 2030 42 Prozent und bis 2035 60 Prozent des Wasserstoffs, der von der Industrie verwendet wird, aus erneuerbaren Quellen stammen müssen. Länder, die einen besonders geringen Anteil an Wasserstoff aus fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas verbrauchen und die Ausbauziele für Erneuerbare erreichen, können jedoch 20 Prozent ihres Anteils an erneuerbarem Wasserstoff durch Wasserstoff aus anderen Energiequellen - einschließlich Kernenergie - ersetzen. Für den Grünen EU-Abgeordneten Thomas Waitz ist das nichts anderes als "Greenwashing".

Mit Wasserstoff soll in der Industrie unter anderem fossiles Gas ersetzt werden. Wasserstoff wird unter anderem durch die Elektrolyse von Wasser hergestellt. Wird dabei Strom aus erneuerbaren Energien verwendet, gilt der Wasserstoff als grün und CO2-frei.

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