Bilanz von Voestalpine-Tochter jahrelang geschönt

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Die Fehlbuchungen summierten sich auf 100 Mio. Euro. Zu einem Mittelabfluss kam es nicht.

Die Voestalpine präsentierte am Mittwoch nicht nur ihrer Jahresbilanz, sondern muss sich auch mit einem Bilanzskandal beschäftigen. Ein Manager einer Voestalpine-Tochter hat jahrelang die Zahlen seines Bereichs positiver verbucht, als sie in der Realität waren, schreiben die "Oberösterreichischen Nachrichten" (OÖN) unter Berufung auf den am Mittwoch veröffentlichten Geschäftsbericht. 

Über zehn Jahre summierten sich die Fehlbuchungen auf 100 Mio. Euro. Zumindest zwei Personen waren beteiligt, der ehemalige Geschäftsführer der betroffenen Gesellschaft und ein Buchhalter.

"Wir können den Sachverhalt von bewusst ergebnisverbessernden Fehlbuchungen bei einer deutschen Gesellschaft der Metal Forming Division bestätigen", hieß es von der Voestalpine.

Aufarbeitung dauert an

Der Sachverhalt werde derzeit von einem spezialisierten Berater und einer deutschen Rechtsanwaltskanzlei aufgearbeitet, das soll noch bis August oder September des heurigen Jahres dauern, schreiben die OÖN. Der ehemalige Geschäftsführer der betroffenen Gesellschaft, der später auch Vorstandsmitglied der Metal-Forming-Division war, ist seit Herbst 2023 nicht mehr für den Konzern tätig, wie die Voestalpine bestätigt. 

Nicht "cashwirksam"

Die Fehlbuchungen seien zwar nicht cashwirksam gewesen und es habe auch keinen Mittelabfluss gegeben. Aber die Bilanz 2022/23 musste berichtigt werde und das Eigenkapital der Voestalpine hat sich dadurch zum Bilanzstichtag 31. März 2024 von 7,6 auf 7,5 Milliarden Euro reduziert. Die finanziellen Folgen seien im Rahmen des Konzernabschlusses 2023/24 vollständig berücksichtigt, betont das Unternehmen.

Anzeigen oder zivilrechtliche Klagen offen

„Wir können bestätigen, dass aus heutiger Sicht zumindest zwei Personen involviert waren. Diese Personen haben die internen Kontrollsysteme bestens gekannt und diese bewusst umgangen. Die Voestalpine kann weitere Details zu diesem Sachverhalt erst nach Vorliegen des Abschlussberichts bekannt geben. Ob es dann zu zivilrechtlichen Klagen oder strafrechtlichen Anzeigen kommen wird, können wir erst nach Klärung des Sachverhalts entscheiden“, heißt es in der Stellungnahme.

Der Sachverhalt sei im Februar 2024 im Rahmen von konzerninternen Controllingaktivitäten identifiziert worden. „Wir können ausschließen, dass zu irgendeinem Zeitpunkt ein Mitglied des Vorstandes der Voestalpine AG Bescheid wusste oder in den Sachverhalt involviert war“, betont das Unternehmen.

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