In Europa hat sich in der Vorwoche ein veganes Unternehmen auf den Kapitalmarkt gewagt: die deutsche Lebensmittelkette
Veganz, die auch eigene Produkte an Lebensmitteldiskonter liefert.
Mit einer Verzinsung von 7,5 Prozent lockt Veganz Anleger zum Kauf seiner fünfjährigen Anleihe. Doch Experten raten zur Vorsicht. Veganz sei hoch überschuldet und dürfte mit der Anleihe eine von der Deutschen Kontor Privatbank fällig gestellte Kreditlinie ersetzen. Es sei also nicht sicher, ob Käufer der Anleihe ihr Geld in fünf Jahren auch zurückbekämen.
Warum also haben die veganen Unternehmen so rasch die Gunst der Investoren verloren? Ein Grund liegt in der massiven Konkurrenz.
Beyond Meat hatte zunächst mit einem Wettbewerber aus der eigenen Branche zu ringen: Das US-Unternehmen Impossible Foods, ebenfalls Hersteller von Fleischimitaten auf pflanzlicher Basis. Das Start-up, um das sich seit längerem Börsegang-Gerüchte ranken, wurde durch seine Partnerschaft mit Burger King rasch bekannt. Beyond Meat versucht nun, mit
McDonald’s handelseins zu werden. Sollte es dem Unternehmen gelingen, McDonald’s mit veganen Burgern zu beliefern, hätte die Aktie wieder einiges an Potenzial nach oben, erwarten Analysten.
Aber nicht nur große Start-ups wie Impossible Foods, auch viele kleinere regionale Fleischersatz-Produkte rittern um Anteil am auf bis zu 140 Milliarden Dollar geschätzten weltweiten Markt. Noch sei erst ein kleiner Anteil von Konsumenten auf den veganen Trend aufgesprungen. Der Markt könne daher noch kräftig wachsen.
Was aber viel schwerer wiegt als die Konkurrenz der Kleinen: Großkonzerne wie Nestle und Unilever drängen selbst in den veganen Markt. Nestle hat ganz klar angekündigt, sein Engagement im Segment der
Fleischersatzprodukte zu verstärken.
Gegen diese Multis zu bestehen, wird für Start-ups, auch wenn sie an der Börse notieren, nicht einfach. Da nützen auch Werbeargumente wie Klimaschutz und Hollywood-Promis, die auf vegan setzen, wenig.
Wenn
Brad Pitt, Rene Zellweger oder Leonardo DiCaprio auf vegan setzen, hilft das ja auch Nestle. Der Deutschland-Chef des Schweizer Nahrungsmittelriesen Marc-Aurel Boersch sagt das auch: „Vegane Produkte waren früher nur etwas für Wollsockenträger. Jetzt ist es eine Bewegung.“
Schließlich setzt auch das Lobbying der Fleischindustrie den veganen Unternehmen zu. Vegan heiße nicht unbedingt auch gesund, lautem die Argumente der Fleisch-Branche.
„Bullete aus dem Chemiebaukasten“ titelte Der Spiegel erst kürzlich einen Artikel über die veganen Start-ups aus dem Silicon Valley. Statt Eiern verwendet etwa das US-Jungunternehmen Just Egg eine Flüssigkeit aus gepressten Mung-Bohnen. Soja-Extrakte statt Milch und Erbsen statt Fleisch – alles chemisch fein säuberlich gemixt.
Dem kalifornischen Beyond Meat-Konkurrenten Impossible Foods kam erst vor wenigen Wochen eine Kampagne von US-Umweltschützern wie Friends of the Earth in die Quere. Gentechnisch veränderte Zutaten würden verwendet, hieß es.
Das Unternehmen gab das auch zu. Es werde nämlich „Heme“, eine Art Hämoglobin aus gentechnisch veränderter Hefe, verwendet. Das gebe den Burgern einen Anschein von Fleischsaft. Beyond Meat verwendet so etwas angeblich nicht. Für Investoren könnte das ein Grund sein, Impossible Foods zu meiden. Falls es an die Börse kommt.
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