AMS setzt auf spielerische Beratung mit künstlicher Intelligenz
Digitalisierung und künstliche Intelligenz (KI) hinterlassen ihre Spuren in der Arbeitswelt. Auch beim Arbeitsmarktservice (AMS) wird KI seit Neuestem eingesetzt, um einerseits die Beraterinnen und Berater, aber auch die Kundinnen und Kunden zu unterstützen. Mit dem "Berufsinfomat" präsentiert das AMS ein online frei zugängliches Programm, das Fragen etwa zu Berufsbildern, Gehaltsniveaus oder Aus- und Weiterbildungen beantwortet - und zwar in der Sprache, in der sie gestellt werden.
"Das AMS ist europaweit die erste Arbeitsmarktverwaltung, die künstliche Intelligenz einsetzt", sagte AMS-Vorstand Johannes Kopf bei der Präsentation am Mittwoch. Das Programm basiert auf der bekannten KI-Anwendung ChatGPT. Da diese aber oft keine korrekten Antworten gibt, wurde sie gezielt zu dem Themenbereich mit AMS-Datensätzen trainiert. Umgesetzt wurde das Projekt, das rund 300.000 Euro gekostet hat, zusammen mit dem Bundesrechenzentrum und dem KI-Unternehmen Goodguys.
Das System kann Rückfragen stellen, um die jeweilige Anfrage präziser zu fassen und berücksichtigt Informationen, die die Nutzerinnen und Nutzer eingeben, etwa zum Alter oder zum Geschlecht. Eine Beeinträchtigung, dass etwa Mädchen vermehrt klassische Frauenberufe empfohlen werden, weil das eine statistisch wahrscheinlichere Berufswahl ist ("gender bias"), habe man dem Programm aber "aberzogen", sagte Kopf.
Der "Berufsinfomat" gibt aber nicht nur Auskunft darüber, welche Ausbildung nötig ist, um einen bestimmten Beruf auszuüben, sondern auch, welche Fähigkeiten und Eigenschaften dabei wichtig sind. So heißt es zum Beispiel über den Beruf des Tischlers, er erfordere "handwerkliches Geschick, räumliches Vorstellungsvermögen, Ästhetik, Genauigkeit und körperliche Belastbarkeit."
Informationen in Muttersprache
Eine große Stärke des Programmes sieht man beim AMS darin, dass es ohne weitere Einstellungen in der jeweiligen Muttersprache genutzt werden kann - nicht nur in den gängigen europäischen Sprachen, sondern etwa auch auf Ukrainisch, Arabisch oder Farsi. Das Programm erkennt die Sprache und antwortet entsprechend. Auch Drittstaatenangehörige sollen es nutzen können, um nachzuschlagen, ob und unter welchen Bedingungen sie in Österreich arbeiten könnten.
In einem kurzen KURIER-Selbsttest reagiert der Berufsinfomat durchaus empathisch auf die Anfrage nach alternativen Berufsmöglichkeiten für Journalisten. "Es tut mir leid zu hören, dass Sie Schwierigkeiten haben, einen Job zu finden", versichert die KI. "Es ist wichtig, dass Sie sich bewusst sind, dass Ihre Fähigkeiten und Erfahrungen im Bereich des Journalismus wertvoll sind und dass es Möglichkeiten gibt, diese in anderen Bereichen oder Branchen einzusetzen". In weiterer Folge werden verschiedene Berufsfelder vorgeschlagen.
Der Berufsinfomat soll eine "niederschwellige Informationsdrehscheibe" bieten, sagte AMS-Vorständin Petra Draxl. Eine Registierung ist nicht notwendig, um das Programm zu nutzen, muss man nur unter www.ams.at/berufsinfomat auf "Jetzt Chat starten" drücken. Insbesondere für Jugendliche soll das Programm einen spielerischen Zugang zur Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglichen. "Es gibt Jugendliche, die mehr Zeit in die Auswahl ihres nächsten neuen Handys stecken als in die Wahl ihres Lehrberufs", sagte Kopf.
Um Einsparungen bzw. darum, menschliche Beraterinnen und Berater zu ersetzen soll es laut dem AMS-Vorstandsduo nicht gehen. Insbesondere junge Menschen hätten oft wenig konkrete Vorstellungen von der Arbeitswelt, sagte Kopf. Hier könne die Software mit ihrem schnellen Zugang zu Informationen zwar unterstützen, sie könne aber nicht "herauskitzeln", was die jeweilige Person interessiert oder wofür sie geeignet wäre. Auch bietet der "Infomat" keine Vermittlungsleistungen zu offenen Stellen an. Allerdings gibt es Links zu weiterführenden Informationen.
Kommentare