Bernard Arnault: Was der reichste Franzose mit Tiffany vor hat
Er hat schon fast alles, nur der teuerste Schmuck fehlte in der Sammlung noch: Bernard Arnault, laut Forbes mit Abstand reichster Europäer, brachte den größten Luxusgüter-Deal aller Zeiten unter Dach und Fach.
Entstanden 1987 aus der Fusion der Traditionsmarken Louis Vuitton und Moët Hennessy, wuchs der französische LVMH-Konzern (Louis Vuitton, Moët, Hennessy) durch Übernahmen zum größten Luxuslabel der Welt heran. Heute gehören 75 verschiedene Marken zum börsenotierten Konzern, der mehrheitlich im Besitz der Familie Arnault steht.
Arnaults Luxusimperium übernimmt nun für umgerechnet 14,7 Mrd. Euro den legendären US-Juwelier Tiffany, wie am Montag bekannt wurde.
Vorausgesetzt die Aktionäre stimmen dem zuletzt noch einmal erhöhten Preis von 135 Dollar je Aktie zu, wird die Luxus-Ehe Mitte nächsten Jahres vollzogen. Zuletzt lag der Aktienkurs bei rund 100 Dollar. Arnault hat vor, die „amerikanische Ikone wieder glänzen zu lassen“, teilte er den Aktionären mit. Dies ist angesichts des zuletzt schwächelnden Geschäfts auch dringend nötig. Wegen des Handelskonflikts zwischen USA und China kommen weniger chinesische Touristen nach New York und bei den Jüngeren gilt Tiffany als ziemlich verstaubt.
Mehr Schmuck
Die Franzosen wollen mit dem Edel-Juwelier, der durch den Filmklassiker „Frühstück bei Tiffany“ Kultstatus erlangte (siehe Artikel unten), vor allem ihr eigenes Schmuck-Geschäft ausbauen. Hier ist LVMH (noch) nicht Weltmarktführer, was den Machtmenschen Arnault sichtlich wurmt. Mit Tiffany und den eigenen LVMH-Marken Bulgari und Hublot versucht er daher, den Schweizer Luxuskonzern Richemont vom Weltthron zu stoßen. Die Schweizer setzten zuletzt mit den Marken Cartier oder Van Cleef & Arpels rund 7 Mrd. Euro pro Jahr um. LVMH kam auf 4,1 Mrd. Euro.
Dank Tiffany dehnt LVMH jetzt sein Schmuck-Filialnetz um rund 320 Boutiquen auf 750 aus und stärkt gleichzeitig die Präsenz in den USA und Asien. Dass sich der Deal auch für die Amerikaner lohnen könnte, zeigt das Beispiel Bulgari, dessen Umsatz sich seit der Übernahme durch die Franzosen 2011 verdoppelte.
Milliardärs-Duelle
Durch den zuletzt kräftig gestiegenen Aktienkurs löste der 70-jährige Arnault zuletzt sogar Bill Gates als zweitreichsten Manager der Welt hinter Jeff Bezos ab. Forbes schätzt sein Vermögen auf aktuell 105 Mrd. Dollar.
In Paris liefert sich der Kunstsammler und „Big Spender“ zuweilen skurrile Milliardärs-Duelle mit dem 83-jährigen François Pinault, Eigentümer des zweiten großen Luxuskonzerns Kering (Gucci, Yves Saint-Laurent, Boucheron). Als Pinault nach dem Brand der Pariser Notre-Dame-Kathedrale 100 Mio. Euro für den Wiederaufbau spendete, übertrumpfte ihn Arnault am nächsten Tag mit einer Spende von 200 Mio. Euro.
Das Luxus-Imperium der Familie Arnault
Entstanden 1987 aus der Fusion der Traditionsmarken Louis Vuitton und Moët Hennessy, wuchs der französische LVMH-Konzern durch Übernahmen zum größten Luxuslabel der Welt heran. Heute gehören 75 verschiedene Marken zum börsenotierten Konzern, der mehrheitlich im Besitz der Familie Arnault steht.
Die Palette reicht von Lederwaren, Schmuck, Parfum, Mode und Spirituosen bis zu Freizeitparks. Wohl am bekanntesten sind die Franzosen für ihre exklusiven Handtaschen unter der Marke Louis Vuitton, die es seit 1854 gibt. Zu den Koffermarken zählt auch die deutsche Rimowa. Beim Schmuck baut der Konzern bisher auf den Glanz der italienischen Marke Bulgari.
Zur Uhrensparte zählen Dior Watches, Tag Heuer, Zenith oder Hublot. Auf dem Laufsteg punktet der Konzern mit gleich mehreren bekannten Marken: Givenchy, Kenzo, Emilio Pucci, Edun, Loro Piana und Céline. Erst vor zwei Jahren übernahm LVMH Christian Dior zu Gänze. Im Parfumbereich konkurriert die Filialkette Sephora gegen die deutsche Douglas. In Österreich ist Sephora bisher nicht vertreten.
Ein Riese ist der Konzern im Spirituosen-Bereich, vor allem bei Cognac und Champagner mit den Traditionsmarken Hennessy, Dom Perignon und Moët & Chandon. Wodka Belvedere und Whisky Glenmorangie runden das Angebot ab. Weiters befinden sich einige Weingüter im Besitz der Franzosen.
Weniger bekannt ist, dass LVMH auch im Mediengeschäft tätig ist und die französische Wirtschaftszeitung Les Echos und das Anlegermagazin Investir besitzt. Schließlich leisten sich die Franzosen mit dem Jardin d’Acclimatations einen eigenen Freizeitpark mitten im Pariser Bois de Boulogne. Die LVMH-Gruppe beschäftigt weltweit rund 150.000 Mitarbeiter. Mit dem Kauf von Tiffany kommen weitere rund 14. 200 hinzu.
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