Bei Rene Benkos Signa geht es heute ans Eingemachte

Bei Rene Benkos Signa geht es heute ans Eingemachte
Die Gläubiger sollen die zwei Sanierungspläne mit 30 Prozent Quote absegnen. Wolfgang Peschorn, Präsident der Finanzprokuratur die Interessen der Republik Österreich vertritt, wird den Sanierungsplänen nicht zustimmen.

Am Montag,soll das weitere Schicksal der insolventen Signa Prime und der Signa Development besiegelt werden. Am frühen Nachmittag werden am Handelsgericht Wien die Sanierungsplan-Tagsatzungen abgehalten. In diesen Sitzungen sollen die Gläubigervertreter über die angebotenen Treuhand-Sanierungen abstimmen.

Doch im Vorfeld war noch nicht klar, ob überhaupt eine Mehrheit der Gläubiger den Plänen zustimmen wird. Denn die Ausgangslage ist verzwickt.

Fakt ist, bei der Signa Prime wurden 10,79 Milliarden Euro Forderungen angemeldet, bei der Signa Development 2,29 Milliarden Euro. In beiden Fällen wird den Gläubigern eine Treuhand-Sanierung mit zumindest 30 Prozent Quote angeboten. Das heißt, der Sanierungsverwalter wird nach Zustimmung zum Sanierungsplan vom Gericht zum Treuhänder bestellt.

In dieser Funktion werden Anwalt Norbert Abel für die Signa Prime und Anwältin Andrea Fruhstorfer für die Signa Development den Verkauf des gesamten Liegenschaftsvermögens überwachen bzw. durchführen. Der gesamte Erlös soll den Gläubigern als Quote zufließen. Am Ende sollen aber mehr als 30 Prozent rauskommen. Doch fix ist noch nichts.

Verschiebung möglich

Vor allem einige Großgläubiger sind der Ansicht, dass die Abstimmung über den Treuhand-Sanierungsplan bei der Signa Prime verschoben werden soll, weil sie sich noch kein genaues Bild machen konnten. „Auch wir sind mitten drinnen, uns ein Bild zu machen, es ist alles noch im Fluss“, sagt Karl-Heinz Götze vom KSV 1870 zum KURIER. „Wie sich die Großgläubiger entscheiden, kann ich derzeit noch gar nicht abschätzen.“ Nachsatz: „Es gibt aber von dem einen oder anderen Großgläubiger die Bitte, die Abstimmung nach hinten zu verschieben.“

Keine Zustimmung von Finanzprokuratur

Wolfgang Peschorn, der dabei als Präsident der Finanzprokuratur die Interessen der Republik Österreich vertritt, hat bereits klargestellt: Er wird den Sanierungsplänen nicht zustimmen. Bei den vorgelegten Sanierungsplänen geht es darum, mit einem Verkauf der Immobilien im Rahmen eines Treuhandmodells höhere Erlöse zu erzielen als im Konkursfall. Die für einen langsamen Verkauf notwendige Liquidität „ist derzeit nicht in Sicht“, sagte Peschorn heute (Montag) im Ö1-„Morgenjournal“. Auch bei Annahme des Sanierungsplans müsste man mit Druck verkaufen. „Nur über den Verkauf kann sich das Unternehmen über Wasser halten in den nächsten Wochen", sagt Peschorn. Peschorn kritisierte neuerlich die Intransparenz der Signa-Firmengruppe. Ein Konkurs würde „auf alle Fälle“ mehr Klarheit bringen. Es könnte etwa Geld aus den Unternehmen herausgenommen und dann wieder in neue Projekte investiert worden sein, vermutet er. Es könnte jetzt also ein Investor auftreten, „der mit dem Geld, das ehemals einmal in den Unternehmungen war, nun als Gläubiger auftritt“

Die zwei Verfahren unterscheiden sich. Die Signa Development sei gut aufgestellt, weil diese einen millionenschweren Massekredit erhalten hat. „Die Signa Development ist sicher in einer komfortableren Situation“, sagt Götze. „Bei der Signa Prime muss man sich ansehen, wie die Finanzierung ausschauen kann. Da gibt es entsprechende Verhandlungen.“

Stillhalteabkommen

Ziel in beiden Gesellschaften ist es, mit sogenannten Massekrediten die Objekt- und Bestandsgesellschaften zu stabilisieren und vor einer Insolvenz zu bewahren. Außerdem müssen mit den finanzierenden Banken Stillhalteabkommen verhandelt werden, denn die Zinsen laufen ja weiter. „Kein Institut wird ein Standstill unterzeichnen, wenn es nicht weiß, wie es weitergehen wird“, sagt Götze. „Die meisten Großgläubiger sind für eine Verschiebung der Abstimmung in Richtung Hauptversammlung Anfang April und sie wollen nur dann zustimmen, wenn das gesamte Management und der Aufsichtsrat beider Gesellschaften ausgetauscht werden“, sagt ein Insider. „Doch die Aktionäre bestimmen, wer ihre Aufsichtsräte sind. Ich glaube nicht, dass sich ein Signa-Prime-Aktionär wie der deutsche Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne vorschreiben lässt, wer auf seinem Ticket im Aufsichtsrat sitzt.“

Treuhand-Lösung

Bei der Signa Prime besteht das große Problem, dass die kurzfristige Liquidität, sprich ein Massekredit für die Stabilisierung der Projektgesellschaften bisher fehlt. „Es gibt noch seit einiger Zeit Gespräche mit Banken und Aktionären wie Kühne über einen Massekredit, vielleicht führen diese Gespräche zu einem Erfolg“, sagt der Insider. Indes präferieren die Sanierungsverwalter die Treuhandlösung. „Die Treuhandlösung macht Sinn, weil sie bis zu fünf Jahre Zeit ergibt, die Immobilien zu verwerten“, sagt ein Insider. Dadurch sollen Notverkäufe mit niedrigeren Erlösen verhindert werden. Finden hingegen die Treuhand-Sanierungen keine Mehrheit, werden die Verfahren in Konkurse umgewandelt. Im Konkurs muss dann der Masseverwalter die Immobilien verkaufen, zeitliche Grenzen sind ihm dabei keine gesetzt.

Dass die Immobilien im Konkurs in wenigen Monaten verkauft werden müssen, wie kolportiert wird, erschließt sich für Experten nicht.

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