Bei der Polstermöbel-Fabrik ADA steht die Produktion still

Lieferant BASF soll Vorprodukt für Schaumstoff mit krebserregendem Stoff Dichlorbenzol ausgeliefert haben. 500 Arbeiter in der Steiermark betroffen.

Bei der Polstermöbelfabrik ADA im oststeirischen Anger, Bezirk Weiz, stehen seit Dienstag die Maschinen still: Das Unternehmen hat laut APA möglicherweise krebserregenden Schaumstoff aus Deutschland bezogen und verarbeitet. Der deutsche Chemiekonzern BASF hatte über Wochen ein gesundheitsschädliches Vorprodukt ausgeliefert - dieses landete unter anderem im Schaumstoff mehrerer Niederlassungen der ADA. Der Firmenname leitet sich vom ehemaligen Firmeninhaber Alois Derler, Anger ab. ADA betreibt auch in Ungarn zwei und in Rumänien ein Unternehmen.

Fast 500 Mitarbeiter haben seit Dienstag nicht zur Arbeit ins Werk in Anger kommen müssen. „Nachdem wir Ende vergangener Woche vom Schaumstoffhersteller in Deutschland informiert worden sind, haben wir die Produktion gestoppt“, sagte Vorstand Gerhard Vorraber zur APA. Erst wenn geklärt ist, dass keine Gefahr für die Mitarbeiter besteht, soll mit „sauberem“ Schaumstoff weitergearbeitet werden.

Neben den Mitarbeitern in Anger sind auch einzelne Abteilungen in zwei ausländischen Niederlassungen der ADA betroffen. Der Chemiekonzern BASF hatte die Auslieferung des gesundheitsschädlichen Vorprodukts für Schaumstoff gestoppt, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Die Belastung sei auf einen technischen Fehler in der Produktion zurückzuführen, die Ursache werde derzeit beseitigt.

Kein Betriebsrat eingerichtet

Da es bei ADA keinen Betriebsrat gibt, hat die zuständige Gewerkschaft Bau-Holz (GHB) keinen Zugang zu Informationen. "Ich wohne dort in der Nähe, daher weiß ich, dass die Produktion still steht", sagt der steirische GBH-Funktionär Andreas Linke zum KURIER. "Als Gewerkschaft sind wir Firmenleitung nicht willkommen, daher können wir mit der Belegschaft keinen Kontakt aufnehmen. Aus dem Kollektivertrag heraus müssen die Löhne fortgezahlt werden." Nachsatz: "Wir dürfen dort nicht rein, wir würden der Belegschaft aber gerne helfen."

Der Hintergrund

Konkret wurde zwischen dem 25. August und dem 29. September nach Angaben der BASF das Vorprodukt TDI ausgeliefert, das eine deutlich erhöhte Konzentration von Dichlorbenzol enthalte. Diese farblose Flüssigkeit könne Haut, Atemwege und Augen reizen und stehe unter dem Verdacht, Krebs zu verursachen. Von den 7500 Tonnen TDI, die einen höheren Dichlorbenzol-Wert aufwiesen, seien rund zwei Drittel noch nicht weiterverarbeitet und würden von BASF zurückgeholt.

Vorraber erklärte, dass für die ADA-Möbelherstellung Schaumstoff, der genau jenes Vorprodukt enthält, gekauft und wohl auch schon verwendet wurde. Völlig unklar sei noch, wie viel Schaumstoff es war und ob dieser als Endprodukt ebenfalls die Grenzwerte überschreite. Das werde derzeit von den deutschen Kollegen überprüft. Man habe auch fertige Möbel aus der Steiermark zu den Nachbarn geschickt, um sie testen zu lassen. Der betroffene Schaumstoff sei bereits aus der Produktion in Anger entfernt worden. Nun müsse bis zumindest Montag gewartet werden. Da sollen Ergebnisse vorliegen, die Klarheit bringen.

Sollten bei den Ergebnissen deutlich werden, dass auch im Endprodukt und damit auch in den Möbeln die Grenzwerte überschritten werden, müsse man seitens der ADA entsprechende Maßnahmen ergreifen und überprüfen, wo der Schaumstoff überall verarbeitet wurde: „Aber wir hoffen, dass die Grenzwerte nicht überschritten werden“, so der Vorstand. Für das Unternehmen bedeute der Produktionsstillstand einen enormen Schaden, der noch nicht beziffert werden könne. Da der Fehler aber nicht bei ihnen selbst lag, hoffe Vorraber, dass man sich über die Versicherungen den Schaden zurückholen kann. Den Mitarbeitern stehen nach der Wiederaufnahme des Betriebs Überstunden und Samstagsschichten ins Haus, um den Ausfall in den kommenden starken Verkaufswochen zu kompensieren. Die steirische ADA hat neben dem Hauptsitz in Anger auch Niederlassungen in Ungarn und Rumänien.

Die Eigentümer

Die ADA Möbelfabrik GmbH gehört der ADA Möbelwerke Holding AG und diese wiederum der Gemini Privatstiftung. Stifter diese sind Oskar, Ingeborg, Christian und Rene Derler sowie Mario, Marco, Monika und Manuela Jandrasits.

Insgesamt werden knapp 2700 Mitarbeiter beschäftigt. 2015 wurde in der Unternehmensgruppe laut Firmenbuch ein Umsatz von 163,45 Millionen Euro erzielt. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) betrug 4,83 Millionen Euro und der Cashflow belief sich auf 2,11 Millionen Euro.

Die Firmengeschichte

Karl Derler gründete laut Firmen-Homepage um 1900 eine kleine Seilerei in Anger in der Steiermark, welche Sohn Alois Derler im Jahre 1930 übernahm. "Dieser stieg um 1950 mit zwei Mitarbeitern auf eine Matratzenproduktion um. Aus diesen bescheidenen Anfängen entstand schließlich die erste steirische Matratzenfabrik. Als im Jahre 1970 der Gründer der Firma ADA (Die Firmenbezeichnung leitet sich von „Alois Derler, Anger“ ab) verstarb, beschäftigte das Unternehmen bereits 300 Arbeiter und Angestellte und erzeugte Polstermöbel und Matratzen. Sohn Oskar Derler übernahm das Unternehmen und machte es zum größten Möbelhersteller Österreichs."

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