Bei den österreichischen Autozulieferern hakt es im Getriebe

Car Engine
Die heimische Automotive-Industrie ächzt unter den hohen Energie-, Rohstoff- und Lohnkosten. Verschärft wird die Situation dadurch, dass in Europa die Nachfrage nach Autos um 20 Prozent gesunken ist.

Die österreichische Auto-Zulieferindustrie (77.000 Beschäftigte) gerät immer stärker unter Druck. Im Vorjahr ist der Umsatz der 900 Zulieferbetriebe um fast drei Milliarden auf 28,41 Milliarden Euro gesunken. 5.000 Jobs wurden abgebaut.

Fakt ist: Die europäische Autoindustrie leidet an einer ausgeprägten Konsumflaute. „Von 2019 bis 2024 hat die Nachfrage nach Fahrzeugen in Europa rund 20 Prozent verloren. Der Konsument hält sich bei der Entscheidung für ein Auto zurück. Das ist bitter“, sagt Dietmar Schäfer, Vorsitzender der ARGE Automotive Zulieferindustrie. Zudem kämpft die Zulieferbranche mit den hohen Energie- und Rohstoffpreisen, einer schwachen Binnenkonjunktur und der Verunsicherung durch die Zollpolitik Trumps.

Exportproblem USA

„Österreich überzeugt grundsätzlich mit hoher Produktqualität, Präzision in der maschinellen Fertigung, einer starken Forschungs- und Innovationsbasis sowie exzellenter Aus- und Weiterbildung. Diese Stärken gilt es gezielt auszubauen“, analysiert Herwig Schneider vom Industriewissenschaftlichen Institut (IWI) die Lage. Doch im Vergleich mit anderen Zulieferländern verliert Österreich an Boden. „Die Unternehmen müssen jeden Tag ihre Hausaufgaben lösen und auf die Herausforderungen der Märkte reagieren“, sagt Schneider. „Es besteht ein Druck auf die Margen. Die konjunkturelle Situation ist derzeit relativ ungünstig für das Umfeld, in dem sich Österreich und unsere engsten Partnerländer befinden.“ Nachsatz: „Wenn Deutschland ein Auto-Exportproblem in die USA hat, haben auch wir indirekt ein Problem.“

Attraktivität verloren

Doch auch die nationalen Standortfaktoren schlagen massiv durch. „Wir haben von 2020 bis 2023 25 Prozent an Standortattraktivität verloren“, sagt Schneider. „Zurzeit hat unser Standort im internationalen Vergleich einen Nachteil.“ Neben den hohen Energie- und Rohstoffkosten leidet die Wettbewerbsfähigkeit auch unter den überdurchschnittlich hohen Lohnkosten. Zugleich steht zu wenig Risikokapital zur Verfügung. Generell hat die Autoindustrie in Europa ein großes Problem mit der Transformation zur E-Mobilität. 

E-Mobilität

„Wir sitzen in Europa zu 70 Prozent auf Verbrennermotoren“, sagt Schäfer. „Wir wünschen uns die E-Mobilität, und die Industrie hat darauf gesetzt, dass es so kommt, aber es kommt nicht derzeit. Wir wissen heute nicht, wie sich das weiterentwickelt. Was wir wissen, ist, dass das Ganze aufgrund der E-Auto-Durchdringung, die heute gegeben ist, bis 2035 in ein logistisches Chaos führen wird.“ Denn ab 2035 sollen in der EU keine neuen Diesel- und Benzin-Fahrzeuge mehr zugelassen werden, in Amerika und Asien ist das nicht der Fall. Schäfer spricht sich, wie andere aus der Branche, für die Aufhebung des Verbrennerverbots aus.

Trotz aller widriger Umstände sind die Autozulieferer nach wie vor eine wichtige Säule der heimischen Industrie. Sie sichert hierzulande indirekt 192.000 Arbeitsplätze und generiert insgesamt 15,8 Milliarden Euro Wertschöpfung. Doch jene Unternehmen, die zum Beispiel Antriebskomponenten herstellen, die in E-Autos nicht benötigt werden, stehen vor großen Umbrüchen.

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