Bedeutung von Autobesitz im Westen nimmt ab

Bedeutung von Autobesitz im Westen nimmt ab
"Es scheint, dass der Besitz eines eigenen Autos seine Blütezeit bereits hinter sich hat", so ein Allianz-Experte.

Die Mobilitätsgewohnheiten in der westlichen Welt ändern sich Richtung Bedarf - der Besitz verliert an Bedeutung, auch in Österreich. Das ist der Sukkus der Studie "Risk Pulse" (Studie als pdf) der Allianz zum Thema Mobilität. Gründe für die abnehmende Bedeutung von Autobesitz sind Urbanisierung, Car-Sharing-Möglichkeiten, steigende Spritkosten, alternde Gesellschaften, Klimabewusstsein und Digitalisierung.

Laut Studie werden in Österreichs Ballungszentren bis 2030 um 600.000 Menschen mehr leben als noch 2009, was die Nutzung von Car-Sharing-Dienstleistungen erleichtere. In der Studie der Allianz heißt es, die Zahl der Car-Sharing-Nutzer in Europa steigt von 0,7 Millionen im Jahr 2011 auf 5,5 Millionen bis 2016 an.

"Es scheint, dass der Besitz eines eigenen Autos in den meisten Ländern Westeuropas seine Blütezeit bereits hinter sich hat", kommentiert Johann Oswald, Vorstandsmitglied der Allianz Gruppe in Österreich.

Neuzulassungen gehen zurück

Bedeutung von Autobesitz im Westen nimmt ab
In den EU-27 gab es zwischen 2007 und 2012 einen Einbruch von 15,6 Mio. Neuzulassungen auf 12 Mio. Neuzulassungen.

In Österreich nahmen die Neuzulassungen im selben Zeitraum noch von knapp 300.000 anno 2007 auf 336.000 im Jahr 2012 zu; im ersten Quartal heuer ging die Zahl der neuen Zulassungen von Autos im Vergleich zum Vorjahreszeitraum allerdings um fast 10 Prozent zurück.

Gegenläufige Trends

Bedeutung von Autobesitz im Westen nimmt ab
epa03528465 Cars move slowly during morning rush hour in Kuala Lumpur, Malaysia, 09 January 2013. Malaysia's capital city, Kuala Lumpur, currently has a population of six million and is expected to reach 10 million by the year 2020. EPA/AHMAD YUSNI
Auch in den USA sank die Zahl der Neuzulassungen von 2007 bis 2012 von 7,6 auf 7,5 Millionen Autos.

In den Schwellenländern hingegen nimmt die Kaufkraft der Mittelschicht zu, was zu starker Auto-Nachfrage führt. "Es ist wahrscheinlich, dass sich dieser Trend weiter fortsetzt", besagt die Studie.

Elektroautos sind noch weit vom Durchbruch entfernt - Autokäufer schrauben einer Umfrage zufolge trotzdem bereits jetzt ihre Anforderungen höher. Fast die Hälfte der Autofahrer (43,7 Prozent) ist nicht bereit, für eine Elektroauto mehr zu bezahlen als für einen Wagen mit Benzin- oder Dieselantrieb, wie der deutsche Autofahrerclub ADAC am Montag mitteilte. Vor zwei Jahren noch wollte nur etwas mehr als ein Viertel der Fahrer (24,7 Prozent) keinen Aufpreis zahlen.

Rund 15 Prozent der Befragten wären bereit zu einem Aufpreis von bis zu 1000 Euro, rund 22 Prozent würden Mehrkosten von bis zu 2500 Euro in Kauf nehmen.

Ladezeiten

Auch bei den Ladezeiten für die Batterien der E-Autos wachsen die Anforderungen der Autofahrer, wie der ADAC mitteilte. Über ein Drittel (33,5 Prozent) hält demnach eine Ladezeit von maximal zwischen einer und zwei Stunden für akzeptabel. Vor zwei Jahren waren es noch 22 Prozent, die eine Ladedauer auf diesem Niveau akzeptierten.

Maximal eine Stunde zu warten, sind unverändert 21 Prozent bereit, drei bis vier Stunden knapp 22 Prozent, wie der ADAC mitteilte. Bei Ladedauern darüber sank die Akzeptanz gegenüber dem Niveau von vor zwei Jahren deutlich. Der ADAC befragte für die Untersuchung rund 1000 Autofahrer.

Am Montag und Dienstag beraten Vertreter von Politik, Autoindustrie, Wissenschaft und Gesellschaft auf einer Konferenz in Berlin über die Zukunft des Elektroautos in Deutschland. Die Bundesregierung will bis zum Jahr 2020 eine Million E-Fahrzeuge auf die Straße bringen. Skeptiker halten dieses Ziel für kaum erreichbar (siehe unten). Anfang des Jahres rollten auf Deutschlands Straßen rund 7100 Elektroautos und knapp 65.000 Hybrid-Fahrzeuge mit Elektro-und Benzinmotor.

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hat die Elektroauto-Strategie der deutschen Bundesregierung scharf kritisiert. "Es sieht schlecht aus für die Elektromobilität in Deutschland", sagte Dudenhöffer anlässlich des "Elektroauto"-Gipfels am Montag in Berlin.

"Mit Kleinkleckersdorf-Projektchen entsteht kein Aufbruch"

"Nach meiner Einschätzung wird es nicht klappen, die Elektromobilität in den nächsten zehn Jahren in Deutschland zum Laufen zu bringen", so Dudenhöffer. Die Regierungsprogramme seien viel zu kleinteilig und entfalteten daher keine Wirkung, sagte der Experte von der Universität Duisburg-Essen. "Mit Kleinkleckersdorf-Projektchen entsteht kein Aufbruch. Es fehlt die große Demonstration der Elektromobilität bei den Bürgern."

Es fehle eine Ladestruktur, zudem gebe es Probleme bei den Reichweiten von Elektroautos. Außerdem seien die Elektroautos noch viel teurer als herkömmliche Fahrzeuge. In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres seien bundesweit 1509 Elektroautos neu zugelassen worden, im Gesamtjahr "werden es nicht mehr als 3700 Elektroautos werden", sagte Dudenhöffer der Tageszeitung "Die Welt". Ende des Jahres werde der Marktanteil von Elektroautos in Deutschland bei rund 0,13 Prozent liegen. "Das ist weniger als die Nische in der Nische", sagte Dudenhöffer.

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