Bawag geht noch heuer an die Wiener Börse
Genau zehn Jahre nach der Übernahme der Bawag macht "der Höllenhund" Kasse: Der US-Hedge Fonds Cerberus (der Höllenhund in der griechischen Mythologie) und der später eingestiegene Fonds Golden Tree bringen einen Teil ihrer Bawag-Aktien an die Wiener Börse.
Als große Bereicherung für die Börse sieht Wilhelm Rasinger, Präsident des Interessenverbandes für Anleger, die geplante Aktienemission der Bank. "Wien ist ausgehungert", sagt er mit Blick darauf, dass der letzte wirkliche Börsengang, jener der FACC, schon Jahre zurückliegt (siehe Grafik). Er rät potenziellen Aktionären, sich die Unterlagen genau anzuschauen. Das Institut habe derzeit hervorragende Ergebnisse, es gebe aber Themen, die aufzuarbeiten sind. Dazu zählt der Swap-Streit mit der Stadt Linz und das künftige Verhältnis zur Post. Interessant ist für ihn auch, ob man im Emissionsprospekt sehen wird können, wo die Bawag Geld verdient. Im ganz normalen Brotgeschäft mit Konten und Sparern sei nicht viel zu verdienen.
Spannende Preisfrage
Über den Wert der Bawag, nach dem sich der Kurs der Aktien richten wird, wird nun heftig spekuliert. Fünf Milliarden soll die Bank als Ganzes kosten, schätzen Experten. Cerberus hatte 2003 rund 3,3 Milliarden Euro bezahlt. Die aktuellen Schätzungen wären 1,5 Mal das Eigenkapital der Bank. "Das wäre schon ein guter Preis im aktuellen westeuropäischen Bankenumfeld", heißt es aus Analystenkreisen. Erste Group und Raiffeisen Bank International notieren bei 1,2 bzw. ein Mal Eigenkapital.
Die Bawag hatte zuletzt allerdings eine Wachstums-Geschichte präsentiert, die für Anleger durchaus spannend werden könnte, "falls der Trend anhält", wie Experten betonen. 14 Prozent Rendite auf das Eigenkapital erwirtschaftete die Bawag im ersten Halbjahr 2017. Fünf Zukäufe – zuletzt die deutsche Südwestbank – hat sie in den vergangenen drei Jahren abgeschlossen. Und weitere sollten folgen, deutete Bawag-Chef Anas Abuzaakouk an. Geplant ist auch eine Expansion der Internet-Tochter easybank nach Deutschland.
Post-Partner
Profitieren vom Bawag-Börsegang wird auch die Post, die knapp ein Prozent an der Bawag hält. Spekulationen, wonach die Partnerschaft zwischen Bawag und Post aufgekündigt werden könnte, wollte am Mittwoch niemand bestätigen. Die Bawag zahlt der Post rund 50 Millionen Euro für die Nutzung der Post-Filialen für den Bankvertrieb. Der Kooperationsvertrag kann erstmals zu Ende dieses Jahres unter Einhaltung einer dreijährigen Kündigungsfrist beendet werden. Die Partnerschaft würde damit 2020 enden. "Dass das passiert, ist unwahrscheinlich. Die Kündigung müsste ja während des Börsengangs erfolgen", meint ein Analyst.
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