Die knappe Materialsituation schlägt sich im Preis nieder: Um rund 15 Prozent haben sich die durchschnittlichen Kosten für ein Hausbauprojekt heuer erhöht, schätzt Jägersberger. Das ist die Erhöhung des durchschnittlichen Warenkorbs für Baumaterialien. Dramatische Zahlen – im gesamten Jahr 2021 lag das Plus bei rund 13 Prozent.
Keine Aussicht auf Besserung
Woher all die neuen Teuerungen kommen: Der Krieg hat die knappen Materialien in Verbindung mit hohen Preisen weiter befeuert. Rund ein Zehntel der europäischen Stahlimporte kommen aus der Ukraine, auch Russland und Belarus sind wichtige Lieferanten. Die Nachfrage ist nach wie vor groß, die Verfügbarkeit stark zurückgegangen. Kunst- und Dämmstoffe sind weiter knapp, auch hier tut der Krieg sein übriges, denn sie sind energieabhängig, weil Rohöl ein wichtiger Bestandteil ist. „Das I-Tüpfelchen auf all dem sind die Energiekosten für die Produktion und die Transporte“, zählt der Branchenvertreter auf.
Eine Aussicht auf Besserung sieht Jägersberger wenig überraschend nicht. Die Konsequenzen aus all dem könnten ebenso düster sein wie die Aussichten. In Deutschland wird bereits über Kurzarbeit in der Baubranche spekuliert. „Das ist sicher nicht auszuschließen, wenn es weiter diese Nichtverfügbarkeit von Grundstoffen gibt“, schätzt Jägersberger auch für Österreich.
Projekte wackeln
Bei Bauprojekten von Privaten sind zwar weiter Anfragen da. Die Auftragsbücher in den Herbst hinein seien bei den Baufirmen noch ganz gut gefüllt, wiewohl auch „der eine oder andere“ Private bereits überlegt, „ob er sich das leisten kann“. Auch kommt es darauf an, ob es sich um Sanierungen oder Neubauten handelt – Erstere sind nicht so materialintensiv.
Gerade bei Wohnbaugenossenschaften höre er aber etwa aus Niederösterreich, dass von 10 geplanten Projekten aktuell bei 7 überlegt wird, sie nicht in Umsetzung zu bringen. „Obwohl der Bedarf da wäre.“ Kommt das wirklich so, wäre das „ein Wahnsinn“, konstatiert der Innungsmeister. Wenn kein Gas aus Russland mehr fließt, „steht sowieso viel, weil viele Produktionsketten unterbrochen sind.“
Auf politischer Ebene wäre es „wichtig, dass etwas passiert. Die eine Runde an Ideenfindung jagt die andere, aber es kommt nichts dabei heraus.“ Aus Sicht Jägersbergers brauche es drei Maßnahmen, um die Baubranche zu entlasten: Senkung der Umsatzsteuer auf Errichtung und Sanierung, Aussetzen der CO2-Bepreisung und Senkung der Mineralölsteuer.
Sorge um Außernutzenstellung
Ein Kostenfaktor am Bau sind die Holzpreise. In der Holzbranche sind die Preise für Rund- und Schnittholz Mitte 2020 stark nach oben gegangen, Mitte des Vorjahres gab es einen Peak. Stand Februar 2022 lag der Preisindex für Schnittholz etwa bei 195,9 Prozent gegenüber 2001. Die Steigerungen seit Kriegsbeginn sind da freilich noch nicht enthalten. „Die Holzpreise sind seit Jänner wieder gestiegen, aber sie sind davor auch deutlich gefallen“, sagt Herbert Jöbstl, Obmann des Fachverbands der Holzindustrie. Dieses Jahr sei die Zusammenarbeit in der gesamten Wertschöpfungskette Holz besser gelungen, „wir konnten kontinuierlicher produzieren, die Lager waren Ende Jänner nicht so leer wie 2021.“
Nichtsdestotrotz gebe es auch hier Lieferzeiten, so Jöbstl. Preise seien „auf einem guten Level, die Nachfrage ist da. Aber nicht so sehr wie bei anderen Materialien.“ Aktuell sorgt man sich über Pläne auf EU-Ebene über eine Außernutzenstellung von bis zu 10 Prozent der Waldfläche. Diese wird angedacht, um die Erreichung der EU-Klimaziele zu unterstützen. Das sei aus Sicht der Holzindustrie der falsche Weg. Immerhin habe Österreich noch Potenzial, die eigene Holzproduktion zu erhöhen und so Ausfälle aus Russland, Weißrussland und der Ukraine am europäischen Markt zu kompensieren.
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