Bares ist Wahres
Auf diese Nachricht hatten die Aktionäre der Erste Group gewartet. „Wir sehen derzeit keinen Grund, warum wir keine Dividende für 2012 bezahlen sollten“, sagte Bankchef Andreas Treichl in der Vorwoche anlässlich der Präsentation der Zahlen für das dritte Quartal. Im Jahr zuvor gab es nach massiven Verlusten eine Nullnummer. Nun erwarten Analysten eine Dividende von 43 Cent je Aktie. Die Aktionäre zufrieden zu stellen, war der Bank wichtiger, als die Gelder zum Zurückzahlen der Staatshilfe zu verwenden.
Die Erste Group befindet sich jedenfalls bei ihrer Dividendenpolitik in guter Gesellschaft. Wer es sich leisten kann, gibt etwas vom Erfolg ab. Wie auch die CA Immo, die erstmals für 2011 ausgeschüttet hat und dies auch für 2012 vorhat. „Wir wollen eine kontinuierliche Dividendenpolitik etablieren“, sagte Finanzvorstand Florian Nowotny. Auch international ist dies die Regel, wie etwa bei Volkswagen, SAP oder XING.
Stabiles Wachstum
„Das Wachstum bei den Dividenden bleibt eher stabil“, sagt Paul Severin von der Erste Sparinvest. „Auch wenn die Quartalszahlen tendenziell unter den Erwartungen geblieben sind.“ Aktien mit hohen Dividenden seien angesichts der vergangenen Kursturbulenzen gefragter; zudem würden die niedrigen Zinsen am Geldmarkt viele institutionelle Anleger auf den Aktienmarkt treiben. Zwar sei das Risiko dort höher, doch bleibe im Fall eines Kurssturzes bei Dividendentiteln noch die Ausschüttung als Trost.
Auf einen weiteren Aspekt weist Alois Wögerbauer, Geschäftsführer der 3 Banken Generali Invest, hin. „Unternehmensanleihen werden teurer, während Aktien nach wie vor sehr günstig sind.“ Das ergibt auch hohe Dividendenrenditen (prozentuale Ausschüttung bezogen auf den aktuellen Kurs der Aktie) im Vergleich zu jenen von Anleihen. Daher gehen laut Wögerbauer immer mehr Konzerne dazu über, sich Geld billig über Unternehmensanleihen zu besorgen und das aufgenommene Kapital zum Aktienrückkauf zu nutzen. Beispiel Siemens: Für die siebenjährige Unternehmensanleihe zahlt der Konzern 1,5 Prozent, die Dividendenrendite beträgt hingegen 3,8 Prozent. Dieses Phänomen ist kein Einzelfall, Nestlé etwa zahlt 1,2 Prozent für seine Anleihe, die Dividendenrendite macht 3,26 Prozent aus. Noch stärker ist die Diskrepanz bei Vodafone mit 1,40 zu 6,22 Prozent.
Strategie
Um dem Dividendenboom gerecht zu werden, legt die 3 Banken Generali am 26. November den neuen Fonds „Dividenden Strategie 2015“ auf. Er beinhaltet 25 Titel, darunter aus Österreich die Post und Immofinanz. „Man braucht nicht 150 Aktien für einen solchen Fonds“, sagt Wögerbauer. Das Musterportfolio, das auch Heineken, Microsoft oder Novartis enthält, kommt auf eine Dividendenrendite von 4,3 Prozent.
Wichtig sei auch die Nachhaltigkeit der Dividenden. „Lieber eine geringere Dividende, die jährlich leicht steigt, als eine hohe Dividende, wo die Gefahr einer deutlichen Kürzung liegt.“
Als Beispiel nennt er die Telekom Austria. „Sie hat die Ausschüttung nicht verdient, daher muss jetzt gekürzt werden.“ Problematisch seien derzeit neben dem Telekomsektor auch Versorger im Staatseinfluss sowie Ölkonzerne. Besser seien derzeit Nahrungsmittelriesen, nicht zyklische Konsumtitel oder Gesundheitswerte. Der US-Fondsanbieter Legg Mason präferiert zudem US-Technologieunternehmen. „Die Chefetagen betrachten Dividenden verstärkt als Möglichkeit, neue Investoren zu gewinnen“, sagt Portfoliomanager Peter Vanderlee. So habe Apple erstmals in seiner Geschichte eine Dividende gezahlt.
Bei der Titelauswahl kommt laut Wögerbauer auch dem Free-Cash-Flow besondere Bedeutung zu. Dieser drückt aus, wie viel Geld nach Abzug der notwendigen Erhaltungsinvestitionen für die Aktionäre übrig bleibt.
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