Bankomatgebühr: Niederlage für Stöger

Bankomatgebühr: Niederlage für Stöger
Die Bundeswettbewerbsbehörde hält nichts von einem Verbot von Bankomatgebühren, wie sie Sozialminister Alois Stöger vorgeschlagen hat.

Irland und Portugal haben es vorgemacht, Österreich sollte folgen. So zumindest war es der Wunsch von Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) im Sommer des Vorjahres, was das Verbot von Bankomatgebühren betrifft. Anlassfall war der US-Bankomatbetreiber Euronet, der seit Juli pro Behebung an einem seiner 80 Terminals im Land 1,95 Euro verrechnet. Im Zuge der Aufregung stellte sich heraus, dass auch einige Banken in neuen Kontomodellen indirekt Bankomatgebühren verrechnen. Indem z. B. nur noch eine oder fünf Abhebungen inkludiert sind. Für den Rest fällt eine Gebühr an (von bis knapp 50 Cent je Buchung). Stöger wollte daraufhin gesetzlich Bankomatgebühren untersagen, Finanzminister Hans Jörg Schelling war dagegen. Er beauftragte die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) mit der Prüfung, ob ein solches Verbot sinnvoll sei. Ist es nicht, so das Ergebnis.

Bankomatgebühr: Niederlage für Stöger
"Ein Verbot ist nur sehr schwer vorstellbar", sagt BWB-Chef Theodor Thanner. "Freier Wettbewerb ist noch immer die beste Regulierung." Zudem wäre ein Verbot ein Eingriff in das unternehmerische Handeln der Banken. Es wäre auch verfassungs- und europarechtlich fragwürdig. Und mit einem Verbot wären reine Bankomatbetreiber wie Euronext aus dem Rennen. Damit wäre auch die flächendeckende Versorgung mit Bargeld in Gefahr. Thanner sieht mehr Transparenz bei den Kontogebühren als bessere Alternative zu einem Verbot. Laut BWB-Bericht kennt nur jeder fünfte Bankkunde die Kosten seines Kontos.

Während der Bankenverband das Ergebnis der BWB begrüßt, bleibt Stöger gegenüber Bankomatgebühren ablehnend. Eine Regulierung soll dafür sorgen, dass die zwischen Banken und Bankomatbetreibern verrechneten Gebühren bei der Bargeldbehebung "überall gleich und auf einem vernünftigen Niveau" sind. Sollte dies nicht funktionieren, müsse ein Verbot her.

Verlustgeschäft

Wie die Prüfung der BWB zeigt, verdienen die Banken an Zahlungen an Bankomatkassen. Die Bankomaten selbst seien hingegen ein Verlustgeschäft. Von Banken betriebene Geräte werden ohnehin immer weniger, weil die Zahl der Zweigstellen zurückgeht. Mit der wachsenden Zahl an Automaten von Bankomatbetreibern sowie jenen, die in den Filialen großer Handelsketten aufgestellt sind, bleibt die Gesamtzahl aber relativ konstant. Je 10.000 Einwohner gibt es rund zehn Geräte. In der Schweiz sind es acht, in Deutschland sieben, in den Niederlanden gut vier und in Schweden nur etwas mehr als drei. Die Zahl der Behebungen bleibt laut BWB seit Jahren konstant.

Sollte es tatsächlich zu einer Ausweitung der Gebühren (direkt oder über die Kontoabrechnung) kommen, so ist damit zu rechnen, dass die Zahl der Abhebungen an den Geräten zurückgeht bzw. größere Beträge auf einmal abgeholt werden.

Laut einer repräsentativen Umfrage der ING DiBa aus dem Vorjahr nutzen 94 Prozent der Österreicher die Automaten. Von 13 untersuchten Ländern Europas ziehen nur die Türken noch lieber Geld aus den Bankomaten.

8500 Geräte

86 Prozent davon werden von Banken betrieben, der Rest entfällt auf die Anbieter FirstData und Euronet (zusammen rund 1300). Ihr Anteil verdoppelte sich in den vergangenen vier Jahren. Im Jahr 2015 gab es pro Monat und Karte im Durchschnitt 2,5 Geldabhebungen zu je 164 Euro. Bezahlt wird mit der Karte
4,2-mal im Monat (durchschnittlich 48 Euro je Bezahlung).

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