Bankenaufseher kontern Kritik an schwacher "Lösung" für Immo-Kredite
Die hohe Inflation und die stark gestiegenen Zinsen haben die Kreditnachfrage im zweiten Halbjahr 2022 um rund die Hälfte einbrechen lassen – und zwar europaweit und nicht nur in Österreich.
Die seit August 2022 in Österreich gültigen, strengeren Kreditvergaberichtlinien können daher nicht wirklich schuld sein am Einbruch bei privaten Immobilienkrediten – zumindest nicht alleine. Das ist eines von mehreren Argumenten der heimischen Bankenaufseher für die strengeren Kriterien beziehungsweise die jüngste, für viele recht enttäuschend ausgefallene Lockerung derselben.
So haben führende Bank-Manager, aber auch Vertreter der Bau- und Immobilienwirtschaft scharfe Kritik an den aus ihrer Sicht völlig unzureichenden Lockerungen geübt. Die Bankenaufseher verteidigen sie.
So stünden die Banken unter Beobachtung internationaler Ratingagenturen aufgrund der exzessiven Kreditvergabe der letzten Jahre. Die nun verpflichtenden Kriterien – mindestens 20 Prozent Eigenmittel, Laufzeit maximal 35 Jahre, monatliche Belastung maximal 40 Prozent vom Haushaltseinkommen – wären daher längst angezeigt gewesen. Und mit der ab April gültigen Lockerung sei man Banken und Kreditnehmern jetzt in zwei nicht unwesentlichen Bereichen entgegengekommen.
Nämlich: Bestehender Immobilienbesitz kann jetzt zu 80 Prozent des Marktwertes bei einem neuen Kredit als Eigenkapital angerechnet werden. Und die bisherige Geringfügigkeitsgrenze von 50.000 Euro pro Kredit wurde jetzt für Paare auf 50.000 Euro pro Person verdoppelt.
Debatte läuft
Gegen weitergehende Wünsche verwahren sich die Aufseher – mit einer Ausnahme. Möglicherweise kommt es im Zuge der Begutachtung des FMA-Verordnungsentwurfs noch zu einer Anpassung bei den Ausnahmekontingenten.
Und zwar: 20 Prozent der Kredite dürfen Banken mehr oder weniger freihändig unter Verletzung der strengen Kriterien – in gewissen Bandbreiten – vergeben. Als Berechnungsgrundlage des Ausnahme-Volumens dient aber das Kreditgeschäft des vergangenen und nicht des laufenden Halbjahres. Weil das Geschäft zuletzt stark rückläufig war, steht den Banken jetzt auch ein nur halb so großes Ausnahmevolumen zur Verfügung. Darüber wird noch diskutiert.
Die monatliche Schuldendienstquote von 40 auf 50 Prozent vom Einkommen anzuheben, wie etwa von der Bauwirtschaft gefordert wird, sei hingegen kontraproduktiv. In den allermeisten Fällen hätten sich Banken ohnehin auch intern das Limit von 40 Prozent gesetzt, heißt es.
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