Banken in Österreich: Instabil, aber keine Pleiten

Banken in Österreich: Instabil, aber keine Pleiten
Überfüllter Markt, niedrige Erträge, hohe Kosten: S&P sieht Wettbewerbsumfeld in Österreich als hohes Risiko.

Recht kritisch beurteilt die US-Ratingagentur Standard&Poor’s (S&P) die Lage der heimischen Banken. Das Wettbewerbsumfeld in Österreich berge hohe Risiken und werde mittlerweile sogar als "instabil" angesehen. "Ein weltweit sehr seltener Fall", sagte S&P-Bankenanalystin Anna Lozmann am Mittwoch in Wien.

Klingt dramatisch. Es heißt aber nicht, dass weitere Pleiten erwartet würden, stellte Lozmann klar. Das höhere Branchenrisiko wird durch die insgesamt stabile Wirtschaftssituation in Österreich abgemildert. Das Gesamtbild des Bankensystems sei mit Note 3 auf einer Skala bis 10 (höchstes Risiko) in Österreich noch relativ gut. Aber: Es besteht die Gefahr, dass die Banken zu wenig verdienen, um aus den Gewinnen ihr Kapital aufzupolstern, warnt S&P.

Niedrige Erträge Österreichs Banken verdienen mit Basisprodukten ohnehin wenig, das Zinstief drückt die Margen noch zusätzlich. Zwar drehen alle an der Kostenschraube. Das sei aber viel zu wenig, um die Kosten, die durch neue Gesetze oder die teurere Refinanzierung entstehen, sowie die sinkenden Erträge aufzufangen.

Zu viele Banken Eine weitere Marktbereinigung bzw. Fusionswelle wäre nötig, sei aber unwahrscheinlich, sagt S&P-Experte Markus Schmaus. Der Wettbewerb in Österreich werde sich sogar verschärfen, weil die Großbanken sich aus Märkten in Osteuropa mit höherem Risiko (aber auch Ertrag) zurückziehen. Das müssten sie im Inland kompensieren. "Dazu kommt der Herdentrieb, dass sich alle Banken auf dieselben Kunden konzentrieren."

Steuer Die Bankenabgabe sei die höchste in Europa und behindere den Kapitalaufbau.

Keine Staatshilfe Wegen des Banken-Sanierungs- und Abwicklungsgesetzes (Basag) und der Heta-Turbulenzen rechnet S&P nicht mehr damit, dass sich die Banken notfalls auf Staatshilfe verlassen könnten. Das hat zu einem schlechteren Rating geführt.

Wenig Kapital Banken in Schweden oder der Schweiz hätten ihr Kapital deutlich aufgestockt. "In Österreich ist wenig bis gar nichts passiert", kritisiert Schmaus. Seit 2014 sei die Schere sogar noch weiter aufgegangen.

S&P benotet Erste Group und Raiffeisen Zentralbank jeweils mit BBB+, UniCredit Bank Austria steht eine Stufe tiefer bei BBB. Bei allen drei ist der Ausblick negativ: Eine Abstufung droht, etwa durch eine teure Zwangsumwandlung von Fremdwährungskrediten in Polen. Hypo NÖ und OÖ. Landesbank sind mit A bewertet, der Ausblick ist stabil.

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