Bahn bremst bei neuen Zügen

Die zusätzlichen 9 Railjets sollen Intercity-Züge ersetzen.
Die ÖBB dürften den geplanten Austausch der alten Intercity-Flotte absagen.

Die soeben angelaufene Hochrüstung der Nah- und Regionalzug-Flotte der ÖBB um insgesamt 590 Millionen Euro dürfte die letzte Großbestellung der heimischen Staatsbahn auf absehbare Zeit gewesen sein. Denn die ursprünglich geplante Erneuerung der Intercity-Flotte ab 2018/19 fällt entweder ganz oder wesentlich bescheidener aus als noch vor zwei, drei Jahren angedacht.

ÖBB-Chef Christian Kern bestätigt die Zurückhaltung bei Neuinvestitionen in den Fuhrpark: "Unser Mitbewerber Westbahn hat neue Züge gekauft, der Wettbewerb wird härter werden." Konkret hat der Konkurrent den Kauf von zehn weiteren Garnituren um 180 Millionen Euro angekündigt. Mit den neuen Garnituren will die Westbahn ab 2017 auch vom Wiener Hauptbahnhof gen Westen fahren und damit den ÖBB weitere Kunden abspenstig machen.

Fernverkehr stagniert

Kern: "Das ist eine wichtige strategische Entscheidung, wir müssen uns genau überlegen, ob sich eine neue Fernverkehrs-Flotte überhaupt noch rechnet." Durch den Kauf der Züge könnten teure Überkapazitäten entstehen. Vor allem auch deswegen, weil zusätzlich zum wachsenden Wettbewerb die Fahrgast-Zahlen – die im Nah- und Regionalverkehr steigen – im Fernverkehr seit Jahren bei rund 34 Millionen jährlich stagnieren.

Vorerst will die Bahn den Fernverkehr mit der mittlerweile auf 60 Garnituren angewachsenen Railjet-Flotte bewältigen. 2014 haben die ÖBB weitere neun Railjets um 145 Millionen Euro gekauft. Diese sollen ab Dezember 2016 die alten IC-Reisezugwagen zwischen Wien und Salzburg ablösen, ab 2017 sollen sie auch über den Brenner nach Italien fahren.

Schlappe für Westbahn

In Sachen Railjet-Beschaffung hat der streitbare Konkurrent Westbahn in Brüssel gegen die ÖBB den Kürzeren gezogen. Die EU-Kommission hat die Westbahn-Beschwerde, der Kauf der neun neuen Garnituren sei ohne Ausschreibung und damit nicht EU-konform erfolgt, abgewiesen.

Den Ausgang im Streit um neue Regional-Züge (siehe nebenstehenden Bericht) will Kern nicht vorhersagen. Aber: "Wenn Westbahn Recht bekommt, werden wir die Züge nicht fahren."

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