Bahamas-Leaks zeigen: Politiker nutzen Inselstaat als Steueroase

Das Konsortium investigativer Journalisten, das im Frühjahr auf Briefkastenfirmen in Panama aufmerksam gemacht hatte, hat am Mittwoch Informationen über finanzielle Aktivitäten Prominenter auf den Bahamas veröffentlicht.

Nun geraten die Bahamas als Steueroase in den Fokus der Aufmerksamkeit. ICIJ, das Konsortium investigativer Journalisten, das im Frühjahr auf Briefkastenfirmen in Panama aufmerksam gemacht hatte (federführend die Süddeutsche Zeitung), hat heute Mittwoch Informationen über finanzielle Aktivitäten Prominenter auf den Bahamas veröffentlicht. Insbesondere wird dabei die frühere EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes (Bild) angeprangert.

Die Niederländerin, die 2004 bis 2010 EU-Kommissarin war, sei von 2000 bis 2009 Direktorin der Firma Mint Holdings (Mint Limited) auf den Bahamas gewesen und habe dies weder der Öffentlichkeit noch der EU-Kommission mitgeteilt, heißt es auf der Homepage des ICIJ.

Bahamas-Leaks zeigen: Politiker nutzen Inselstaat als Steueroase

Kroes: Firma war nie operativ

Kroes bestätigte, ihre Verbindung zu dieser Firma nie veröffentlicht zu haben. Sie ließ aber das ICIJ über einen Anwalt wissen, die Firma sei nie operativ gewesen, es sei ein Verwaltungsfehler gewesen, sie nicht aus dem Register zu streichen. Das Unternehmen sei von einem mit Kroes befreundeten jordanischen Geschäftsmann gegründet worden, um zu prüfen, ob man Anteile des US-Energieriesen Enron, der später pleiteging, übernehmen könne. Da der Deal nicht zustande kam, sei sie davon ausgegangen, dass ihre Beteiligung hinfällig gewesen sei. Als sie 2009 draufgekommen sei, dass ihr Namen noch in den Registern steht, habe sie diesen "Fehler korrigiert".

Das ICIJ veröffentlicht rund 1,3 Mio. Dokumente aus dem Firmenregister der Bahamas mit den Namen von Direktoren und manchen Eigentümern von mehr als 175.000 Firmen, Fonds und Stiftungen auf den Bahamas, die zwischen 1990 und 2016 registriert wurden. Jeder könne die Informationen einsehen. Laut ICIJ werden damit Verflechtungen mit Firmen offengelegt, die von früheren oder aktuellen Politikern aus Amerika, Afrika, Europa, Asien oder dem Nahen Osten besessen oder geführt werden. 70 Personen mit österreichischen Adressen scheinen als Direktoren von Gesellschaften auf. Auffallend ist die Häufung der Vorarlberger Adressen.

Steuerparadies Bahamas

Die Bahamas gelten seit Jahrzehnten als Steuerparadies. Immer wieder wurden diese auf grauen und schwarzen Listen nicht kooperierender Staaten geführt. Bis 2018 will das Land dem Abkommen zum automatischen Informationsaustausch nach OECD-Kriterien beitreten. Laut ICIJ-Recherchen erwartet das Land allein in diesem Jahr rund 17,7 Millionen Dollar aus Abgaben von Offshore-Gesellschaften.

Kommentare