Außenhandel: WKO-Chef Mahrer sieht „Glas zu zwei Drittel voll“

Außenhandel: WKO-Chef Mahrer sieht „Glas zu zwei Drittel voll“
Die Chancen auf dem Weltmarkt können nicht über die vielen globalen Krisenherde hinwegtäuschen

Von wegen schlechte Zeiten. Laut Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer wird die Exportwirtschaft heuer weiter an Fahrt aufnehmen. Das Potenzial sei groß, „in vielen Teilen der Welt sind energiepolitische Verwerfungen wie bei uns nicht zu spüren“, sagt Mahrer mit Blick in Richtung USA oder Asien.

Die Unternehmensvertreter sind laut einer Umfrage der Wirtschaftskammer jedenfalls optimistisch. Demnach rechnen 41 Prozent mit einem Umsatzplus, 28 Prozent mit steigender Kapazitätsauslastung und mehr als jeder vierte Betrieb sucht zusätzliche Mitarbeiter. Wobei laut Mahrer auffällt, dass die Befragten bei den Auslandsniederlassungen oft deutlich optimistischer sind als ihre Kollegen am Firmensitz in Österreich.

Ausfuhren steigen

Laut ersten Hochrechnungen beliefen sich die Warenausfuhren im abgelaufenen Jahr auf 192 Milliarden Euro, inklusive Dienstleistungen 269 Milliarden Euro – und damit deutlich über dem Vorjahr. Allerdings sind diese Zahlen noch nicht inflations- und währungsbereinigt – diese Zahlen liegen erst Ende Februar vor. Der größte Abnehmer von Waren „Made in Austria“ bleibt mit Abstand Deutschland, gefolgt von Italien, den USA, der Schweiz und Polen.

Auch wenn laut Mahrer das Glas „nicht halbvoll, sondern zu zwei Drittel voll ist“, lassen sich eine Reihe von Risiken nicht wegdiskutieren. Das Weltwirtschaftsforum (WEF) hat im Vorfeld des traditionellen Treffens ins Davos 1.200 Top-Entscheider aus Wirtschaft und Politik gefragt, wo sie die größten Probleme sehen. Das Ergebnis ist wenig überraschend ausgefallen. Ganz oben stehen die steigenden Lebenshaltungskosten, gefolgt von den Folgen des Klimawandels, Kriegen und Konflikten sowie die Spaltung der Gesellschaft. Selbst den Siegeszug der Globalisierung, der in Davos über Jahrzehnte gefeiert wurde, wird nun für beendet erklärt. Und damit auch ein Teil der internationalen Arbeitsteilung und der niedrigen Produktionskosten.

Turbulentes Jahrzehnt

Die weltweite Gemengelage würde für ein „einmaliges, unsicheres und turbulentes Jahrzehnt sorgen“, so der Bericht. Fortschritte bei der Anwendung künstlicher Intelligenz und bei Hochleistungsrechnern könnten helfen, einige Risiken, wie im Gesundheitsbereich, abzufedern. Oft würde es aber nach wie vor am rechtlichen Rahmenwerk und damit an der praktischen Umsetzung mangeln.

Laut Analysten der UniCredit haben sich zentral- und osteuropäische Länder übrigens als widerstandsfähiger erwiesen als erwartet. „Eine Erholung ist ab dem zweiten Halbjahr 2023 wahrscheinlich, wenn sich die Wirtschaft der Eurozone ebenfalls erholt. In der ersten Hälfte 2023 wird es eine flache und hoffentlich kurze Rezession geben“, so Dan Bucsa, UniCredit Chefökonom für Zentral- und Osteuropa. Konsumenten seien pessimistisch, aber finanziell gut aufgestellt, die Auftragsbücher der Industrie voll.

Kommentare