Aufsichtsräte sind in Österreich unterbezahlt

Die Firmen-Kontrollore halten auch wenig von einer Frauenquote.

Der heimische Gummi- und Kautschukkonzern Semperit betreibt weiter Flurbereinigung. Nach dem Ausstieg aus dem Joint Venture mit dem thailändischen Partner Sri Tang – das Gummihandschuhe erzeugt – Anfang 2017 nimmt Semperit jetzt das Werk im französischen Argenteuil unter die Lupe. Die Fabrik, die Spezialgurte für Förderbänder herstellt, könnte geschlossen werden. Dabei geht es um 64 Mitarbeiter und Stilllegungskosten in Höhe von 10 Millionen Euro. Derzeit werden gemeinsam mit der Belegschaft noch Alternativen zur Schließung geprüft, für die Schließung selbst ist eine behördliche Genehmigung notwendig. Die anderen Semperit-Aktivitäten in Frankreich sind davon nicht betroffen.

Kriegskasse für Beteiligungen

Die Semperit-Konzernmutter, die B&C Industrieholding, will dagegen weiter expandieren. Ihr gehören neben Semperit mehrheitlich der Faserkonzern Lenzing und der Aluminiumkonzern Amag. Vor allem seit dem Verkauf von Anteilen an der Amag verfügt die Holding über eine hohe Liquidität.

Mit dieser Kriegskasse könnte in eine weitere große Industriebeteiligung in Österreich investiert werden, sagt Holding-Geschäftsführer Patrick Prügger. Details oder ob es bereits Interesse an bestimmten Unternehmen gebe, will Prügger vorerst nicht sagen.

Zuwenig Gage

Die B&C-Holding präsentierte Freitag auch den vom WU-Institut für Strategisches Management und der B&C-Holding erhobenen Aufsichtsratsmonitor. Die Mehrheit (55 Prozent) der 100 befragten Aufsichtsräte beklagt sich darin unter anderem über die Unterbezahlung von Aufsichtsräten in Österreich. Die Aufgaben sind, erklärt der Studienautor, Institutschef Werner Hoffmann, in den vergangnen zehn Jahren deutlich stärker gestiegen als die Vergütung dafür.

Nicht eben angetan sind die Firmen-Kontrollore von der gesetzlich vorgeschriebenen Frauenquote von 30 Prozent in börsennotierten Unternehmen und bei Firmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern. Die Mehrheit wünscht sich zwar mehr weibliche Kollegen, die Aufstockung sollte aber mit Hilfe karrierefördernder Maßnahmen erfolgen, die den Zugang von Frauen in die Chefetagen verbessern. Eine verordnete Frauenquote schade dabei eher.

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