Aufregung über Abfindung für AUA-Vorstand
Unfreundliche Klänge begleiten den Abgang von Andreas Otto. „Bei uns gibt’s Kurzarbeit, Gehaltskürzungen und Job-Abbau und beim Vorstand ist die Lufthansa großzügig“, lautet der Tenor in der Belegschaft über den ehemaligen Chief Commercial Officer und Finanzchef.
Am Mittwoch, einen Tag vor der digitalen Informationsrunde für den gesamten Aufsichtsrat, fixierte das Präsidium unter der Leitung von Lufthansa-Vorständin Christine Foerster per Umlaufbeschluss die Details der Vertragsauflösung. Der vorzeitige Abgang des Managers – wohlgemerkt auf eigenen Wunsch – kostet die AUA mehr als eine Million Euro.
Der 58-jährige Otto hätte, wie bei der Lufthansa üblich, mit 60 in Pension gehen müssen. Die Auflagen des WSF, des deutschen Wirtschaftsstabilisierungsfonds, beschränken jedoch die Managervergütungen im Konzern.
Dabei dürfte es finanziell lukrativer sein, noch mit Jahresende 2020 auszusteigen, als den Vertrag abzudienen. Wie man hört, soll Otto zusätzlich zu seinen vertraglichen Ansprüchen weitere Forderungen gestellt haben.
Nach langen Verhandlungen einigte man sich. Otto erhält nur jene Leistungen, die ihm nach 20 Jahren Vorstandstätigkeit im Konzern vertraglich zustehen. Er bekommt die gesamte restliche Vertragslaufzeit ausbezahlt sowie Boni. Die Boni für 2019 (500.000 Euro) legten die AUA-Vorstände erst zurück, als Finanzminister Gernot Blümel dies mit Verweis auf die Staatshilfe von 450 Millionen Euro einforderte.
Nicht nur bei den Mitarbeitern, auch im Management wird kritisiert, dass hier mit zweierlei Maß gemessen werde. Mitarbeiter, die gehen wollen, würden keine einvernehmlichen Lösungen erhalten. Stattdessen werde Druck in Richtung Dienstnehmer-Kündigungen ausgeübt.
Obwohl der Lufthansa-Konzern während der Rettungsphase keine Boni zahlen darf, will das Top-Management nicht auf variable Vergütungen verzichten. Die Boni betrugen vor der Krise immerhin 60 Prozent der Gehälter. Der Aufsichtsrat in Frankfurt arbeitete daher einen angeblich WSF-kompatiblen langfristigen Incentive-Plan mit Aktien aus.
AUA hat noch 420 Millionen Euro Cash
Mit Prognosen ist AUA-Chef Alexis von Hoensbroech inzwischen sehr vorsichtig. Impfungen und Schnelltests „werden die Wende in der Pandemie bringen. Wenn sich im Sommer die Nachfrage auf 60 bis 70 Prozent des Vorkrisen-Niveaus erholt, dann kommen wir über den Berg“.
Derzeit sitzt die Lufthansa-Tochter auf einem Cash-Bestand von rund 420 Millionen Euro und ist damit nicht unter dem Business-Plan, der die Basis für die Staatshilfe war. Die zweite Welle habe Reserven gekostet, aber „wir hatten von Anfang an finanzielle Puffer für eine mögliche zweite Welle eingebaut“. Daher sei die Liquidität weiter gut, erfordere aber eine harte Kostendisziplin.
Sommerbuchungen
Zur Zeit tüftelt die AUA noch am Sommerflugplan, der Ende Jänner stehen soll. Vor der Krise waren die Sommerflugpläne der Airlines immer schon im Herbst fertig. Die AUA fliegt derzeit nur mit 10 bis 15 Prozent Kapazität, verglichen mit der Produktion von Vor-Corona. Derzeit wird nach wie vor sehr kurzfristig gebucht.
"Die Menschen wollen wieder reisen, wir bekommen gerade viele Buchungen für die Sommerferien. Das stimmt uns optimistisch", sagt Hoensbroech gegenüber dem KURIER. Er gehe davon aus, dass bis Ostern die Risikogruppen durchgeimpft seien und "bis zum Sommer jeder geimpft sein kann, der es will. Dann können die Beschränkungen aufgehoben werden und die Menschen wieder reisen".
Kein Impfzwang
Die AUA will selbst keinen Impfzwang für Passagiere und Mitarbeiter verordnen. Man rechnet aber damit, dass die Fluggäste künftig in zahlreiche Länder nur mit Impfung einreisen dürfen und die Airlines die Kontrollen durchführen müssen.
„Die Impfung wird der Game-Changer“, meint dazu Luftfahrt-Staatssekretär Marius Brunner. Wenn die Impfung so wirke, „wie wir uns das vorstellen, bin ich sehr zuversichtlich“.
Die AUA habe genug Cash, bis sich die Lage im Sommer verbessere. Ein weiteres staatliches Hilfspaket sei nicht notwendig, erklärte Brunner. Freilich mit der Einschränkung: „Nach heutigem epidemiologischem Stand“.
AUA gibt auch in Linz Bodenabfertigung auf
Laut dem Luftfahrtportal aviation.direct will die AUA nach Salzburg und Klagenfurt jetzt auch in Linz die Bodenabfertigung aufgeben. Derzeit laufen Gespräche mit dem Abfertigungsdienstleister ISS über die Übernahme der 26 AUA-Mitarbeiter. Die Belegschaft wurde bereits informiert.
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