AUA-Chef bleibt optimistisch: "Wir werden den Kredit zurückzahlen"
AUA-Vorstandvorsitzender Alexis von Hoensbroech im Checkpoint bei Richard Grasl
Kaum eine Branche ist so sehr von der Krise betroffen wie die Luftfahrt. Die Austrian Airlines fliegen derzeit nur auf rund 10 Prozent ihrer normalen Auslastung und haben in drei Quartalen 340 Millionen Euro Verlust angehäuft. Die vom Staat zugeschossenen 450 Millionen Euro könnten, wenn es so weitergeht, bereits im Sommer aufgebraucht sein. AUA-Chef Alexis von Hoensbroech glaubt dennoch an die Zukunft des Unternehmens.
KURIER: Wann sind Sie zum letzten Mal geflogen? Alexis von Hoensbroech: Montagabend aus Frankfurt nach Wien. Gar kein Problem, der Flieger war randvoll. Fliegen funktioniert momentan gut.
Gar keine Angst vor einer Ansteckung im Flugzeug? Die Gefahr ist quasi null. Die IATA (Anm.: die internationale Vereinigung der Flugunternehmen) hat errechnet, dass die Wahrscheinlichkeit von einem Blitz erschlagen zu werden, höher ist. Alle tragen Masken, und die Luft wird alle drei Minuten komplett ausgetauscht. Wir hatten bisher keinen Fall, dass sich wer in unserem Flugzeug infiziert hat.
Sie mussten schon vor Corona einen Abbau von 800 Mitarbeitern ankündigen. Jetzt kommt noch der Mega-Crash hinzu. Wie kann sich das für die AUA noch ausgehen? Es ist richtig, dass es der Austrian nie so richtig gut ging. Es ist aber auch richtig, dass wir sieben Jahre in Folge schwarze Zahlen geschrieben haben. Wir waren also ein gesundes Unternehmen, wenn auch nicht rentabel genug, um neue Investitionen zu finanzieren. Corona hat die Lage verschärft, und wir müssen jetzt 1.100 Mitarbeiter abbauen. Wir werden nach der Krise 20 Prozent kleiner sein. Ich bin jedenfalls optimistisch. Das Fliegen wird mit einer gewissen Macht zurückkommen.
Wir Steuerzahler haben zur Rettung dem Konzern 300 Millionen Euro zugeschossen und weitere 300 Millionen Garantien für Bankkredite gegeben. Werden Sie die Kredite zurückzahlen? Davon gehen wir fest aus. Wir haben ja damals einen Businessplan erstellt, der der wohl bestgeprüfte der Republik ist. Auch wenn es anders läuft, als wir uns vorgenommen haben, weil die zweite Welle in dieser Dimension nicht erwartet war, sind wir im Korridor, den wir uns vorgenommen haben.
Dennoch verbrennen derzeit täglich ein bis zwei Millionen Euro Cash. Wenn die Lage nicht besser wird, reicht das Geld noch bis zum Sommer. Was dann? Also erstmals rechnen wir, dass sich die Krise bis dahin abgeschwächt hat. Als Unternehmen geht man zunächst immer von einem Fortbestand aus. Aber es gibt immer einen Plan B. Wenn man sieht, dass dieser nicht gesichert ist, gibt es vom Gesetzgeber vorgesehene Wege, die alle im insolvenzrechtlichen Kontext stehen. Das sind Wege die wir nur notfalls gehen müssen, wenn wir dazu gezwungen wären, aber sicher nicht wollen.
Sie schließen eine Insolvenz nicht aus? Ich glaube, wir haben in diesem Jahr gelernt, dass es klug ist, grundsätzlich nichts auszuschließen, weil manchmal sehr unwahrscheinliche Dinge eintreten können.
Wie groß ist eigentlich noch die Freude der Lufthansa mit der AUA. Der SPIEGEL hat ja spekuliert, dass die AUA verkauft werden könnte.
Ich bin mit dem Top-Management der Lufthansa im Austausch. Solche Überlegungen gibt es nicht. Aber natürlich zählt Austrian nicht gerade zu den Rendite-Perlen des Konzerns. Daher ist die Erwartungshaltung schon groß, dass die wirtschaftliche Situation besser wird.
Es war ja Bedingung der Regierung für die Staatshilfe, dass Wien als Drehkreuz erhalten bleibt und sogar ausgebaut wird. Jetzt sagt Lufthansa-Chef Carsten Spohr über Ihre großen 777- und 767-Maschinen, das seien Flugzeuge, die keine Zukunft mehr haben. Gilt die Zusage an die Regierung noch? Logisch, weil das Langstrecken-Drehkreuz auch das ist, was wir im Gegensatz zu anderen anbieten. Wenn wir nicht da wären, wäre Wien in der gleichen Situation wie Berlin, wo es keinen Drehkreuz-Betreiber gibt. Die haben fünf Langstrecken-Ziele und wir in Wien 25. Mit welchen Flugzeugtypen geflogen wird, ist eine andere Frage und der Regierung vermutlich auch egal.
Sie haben vor Corona den Billigfliegern den Kampf angesagt. Hat sich durch die Krise etwas geändert? Es wäre naiv zu glauben, dass sich die Billigflieger irgendwie eines Besseren besinnen. Und natürlich müssen wir den Preiskampf ein Stück weit mitgehen, sonst sind unsere Flugzeuge halb leer. Aber 19-Euro-Tickets kommen bei uns nicht infrage. Das deckt nicht die Gebühren, ist ökologischer Quatsch und für unsere Branche nicht gut. Das günstigste Ticket bei uns kostet 40 Euro, und gibt es selten. Bei diesem schmutzigen Geschäft spielen wir sicher nicht mit.
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