Auch Zypern stellt Antrag auf EU-Hilfe

(W, X, Y und) Z wie Zypern: Die südliche Nachbar Griechenlands stand 2014 fast vor der Pleite. Unter den strengen Auflagen der Troika gelang der Weg aus der Krise. 2015 steht das Land wieder solide da.
Nach Spanien hat auch Zypern einen offiziellen Hilfsantrag gestellt - Moody's hat indes 28 spanische Banken herabgestuft.

Das hoch verschuldete Zypern stellt einen Antrag auf EU-Hilfen. Das teilte die Regierung am Montag mit. Das Land galt schon seit einiger Zeit als Kandidat für den Euro-Rettungsschirm. Im Hilfsantrag verweist die Regierung auf die Auswirkungen der Griechenland-Krise.

Der Vorsitzende der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, hat am Montagabend auf das Hilfegesuch reagiert: "Die Eurogruppe wird den Antrag nun rasch untersuchen und Zypern eine formelle Antwort geben", erklärte Luxemburgs Premier am Montagabend. Er erwarte nun, dass die 17 Euro-Länder der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank (EZB) den Auftrag erteilen, Auflagen für die Hilfen auszuarbeiten.

"Ich gehe davon aus, dass Zypern sich mit starker Entschlossenheit an die nötigen politischen Handlungen macht", heißt es in Junckers Mitteilung weiter.

Herabstufung

Die Ratingagentur Fitch hatte zuvor die Kreditwürdigkeit Zyperns herabgestuft und auf Ramsch-Niveau gesetzt. Die Experten bewerten das Land nun mit der Note "BB+" nach bisher "BBB-". Zudem setzte die Agentur den Ausblick für Zypern auf "negativ". Damit ist in den kommenden Monaten eine weitere Herabstufung möglich.

Als Begründung für die negative Kreditbewertung nannte Fitch vor allem die Lage im Bankensektor des Eurolandes. Die Herabstufung sei die Folge eines wachsenden Kapitalbedarfs der großen Geschäftsbanken. Die Experten von Fitch gehen davon aus, dass die Geldhäuser weitere Kapitalspritzen in einer Höhe von bis zu vier Milliarden Euro benötigen könnten. Die zypriotischen Banken haben enge Bindungen mit dem Bankensektor des von der Pleite bedrohten Nachbarlands Griechenlands.

Zyperns Präsident hat für Dienstag die Spitzenpolitiker des Landes zu Beratungen über die wirtschaftliche Lage einberufen. Zypern übernimmt kommenden Sonntag für das zweite Halbjahr 2012 von Dänemark die EU-Ratspräsidentschaft.

Geld für Spaniens Banken

Offiziell um Hilfe angesucht hat am Montag auch Spanien. Damit sind – Zypern mit eingerechnet – bereits fünf Euro-Länder unter dem Rettungsschirm.

Im Fall von Spanien werden die Mittel - bis zu 62 Millliarden Euro - nicht in den Staatshaushalt fließen, sondern gezielt in die in Not geratenen Banken. Damit will die Regierung in Madrid Kontrollen und Auflagen bei ihrem Budget entgehen. Dem Banksektor bleibt dies jedoch nicht erspart. Im Extremfall könnten unrentable Institute geschlossen werden.

Für Oktober wurde bereits ein Stresstest angekündigt. Laut den Beratern von Oliver Wyman und Roland Berger benötigen die drei größten Geldhäuser (Banco Santander, BBVA und Caixabank) keine weiteren Mittel. Problematisch wäre hingegen die Lage bei den bereits verstaatlichten Konzernen Bankia, CatalunyaCaixa, NovaGalicia und Banco de Valencia. Sie würden noch im Juli Geldspritzen benötigen.

Die Verhandlungen Spaniens mit der Eurogruppe sollen spätestens am 9. Juli, dem nächsten Treffen der Euro-Finanzminister, abgeschlossen sein. Die spanische Regierung will für den Kredit eine Rückzahlungsfrist von mehr als 15 Jahren. Der Zinssatz soll zwischen drei und vier Prozent liegen.

Ministerpräsident Mariano Rajoy kündigte kurz nach der Antragsstellung an, seine Regierung werde "schon bald" neue Reformen und Sparmaßnahmen einleiten, um das Vertrauen der internationalen Finanzmärkte zurück zu gewinnen, die lahmende Wirtschaft anzukurbeln und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Die Reformen werden "hart und schwierig", seien aber unumgänglich.

Die Renditen spanischer Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit lagen am Montag mit 6,528 Prozent leicht unter dem Niveau vom Freitag.

Moody`s-Herabstufung

Am Montagsbend setzte es einen neuen Tiefschlag für Spanien: Die Ratingagentur Moody`s hat die Kreditwürdigkeit von mehr als zwei Dutzend Geldhäusern im Land um bis zu vier Stufen herabgestuft. Für insgesamt 28 Finanzinstitute senkte Moody`s die Daumen.

Die Herabstufung überrascht angesichts der wirtschaftlichen Probleme Spaniens nicht: Moody`s begründete das Downgrading unter anderem damit, dass der Staat nicht mehr alleine in der Lage sei, der Branche zu helfen. Früher am Tage hatte die Regierung in Madrid offiziell Hilfen aus dem Euro-Rettungsfonds für die notleidende Finanzbranche beantragt.

Es ist das zweite Mal innerhalb von sechs Wochen, dass Moody`s die spanischen Banken herabstuft. Eine schlechtere Bonität kann die Aufnahme von frischem Geld erschweren und verteuern. Zudem kann eine Herabstufung das Vertrauen der Geschäftspartner in eine Bank erschüttern, womit ihr lukrative Geschäfte entgehen können.

 

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