Auch beim Bahn-KV fliegen jetzt die Funken

Auch beim Bahn-KV fliegen jetzt die Funken
Die Gewerkschaft stellt bewusst unerfüllbare Forderungen, sagen Arbeitgebervertreter.

Das Säbelrasseln zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern bei den Verhandlungen um den Bahn-Kollektivvertrag wird lauter. Die Arbeitgeberseite beklagt nach dem Abbruch der Verhandlungen im Sommer die neue Situation. Bei der siebten Runde im Oktober saß laut Arbeitgeber-Verhandler Thomas Scheiber statt Günter Blumenthaler nun Roman Hebenstreit, Chef der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft Vida, ihm gegenüber. Die Art der Gesprächsführung sei eine ander geworden. „Es gab neue Forderungen, die für die Branche nicht finanzierbar sind“, sagt Scheiber.

Die Forderungen seien jenen der Metaller ähnlich, fünf Prozent mehr Lohn, Arbeitszeitverkürzung, Rechtsanspruch auf Vier-Tage-Woche, etc. „Das würde die Kosten für die Löhne und Gehälter um zehn Prozent erhöhen. Das Angebot der Arbeitgeberseite liegt derzeit bei 2,7 Prozent. Die Gewerkschaft muss wissen, dass die Forderungen nicht durchgehen“, sagt Scheiber. Er geht nicht von einer Einigung in der nächsten Runde, am 21. November, aus. Ob es bei der folgenden Runde im Dezember dazu komme, sei offen. Daher habe man der Branche empfohlen, vorläufig die Gehälter um drei Prozent zu erhöhen, da die Mitarbeiter seit Monaten auf einen Abschluss warten.

Überfallsartige Inszenierung

„Das Überfallsartige an den neuen Forderungen scheint inszeniert“, sagt Scheiber. Er vermutet, dass die Gewerkschaft den heißen Herbst, den sie der Regierung versprochen hat, auf dem Rücken der Unternehmen, Mitarbeiter und Kunden austragen will. „Wenn die Gespräche inszeniert sind und der Adressat in großen Teilen die Politik ist und man den Forderungen nicht zustimmen kann, sehe ich das als gewollte Provokation“, so Scheiber. Es laufe eine Mitgliederbefragung, die die Arbeitnehmer auf Streiks einstimme solle.

Hebenstreit zeigt sich über Scheibers Aussagen verwundert. „Es gibt keinen konkreten Prozentsatz als Forderung.“ Für ihn würden nur drei Faktoren zählen: die Inflationsentwicklung, das BIP-Wachstum und die Entwicklung der Branche. Laut einer Studie habe diese ihre Produktivität um 6,5 Prozent gesteigert. „Davon wollen wir unseren Teil haben. Herr Scheiber soll nun sagen, was da unerfüllbar ist“, entgegnet Hebenstreit.

Jammerei

Die freiwillige dreiprozentige Erhöhung könne man als Angebot nicht ernst nehmen. „Die deckt nicht einmal die Inflation ab“, ärgert sich der Gewerkschafter. Man könne das maximal als Ratenzahlung bezeichnen. Wenn man nicht bereit sei, über Rahmenbedingungen zu sprechen, werde die Gangart härter. Dass man die Mitglieder bezüglich Kampfmaßnahmen gefragt habe, sei richtig. Jedoch: „Ich verstehe, dass Jammern das Gebet des Kaufmanns ist, aber wir sind nicht so pessimistisch. An uns liegt’s nicht, unsere Hand ist ausgestreckt.“

Seit 1. Juli 2018 warten die Beschäftigten der österreichischen Bahnunternehmen auf eine Gehalts- bzw. Lohnerhöhung. Verhandelt wird für rund 44.000 Arbeitnehmer in allen Bahnbetrieben Österreichs, außer den Wiener Linien, Linzer Linien und Grazer Verkehrsbetrieben. Das größte betroffene Unternehmen sind die ÖBB, weitere sind die Westbahn, innerstädtische Bahnen, Nebenbahnen und der Flughafenexpress CAT.

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