AUA

Wunschsitz gegen Aufpreis

Karsten Benz, AUA Vorstand.
Die Airline will die Einnahmen aus Zusatz-Services steigern. Geplant sind auch Gepäck-Automaten statt Schalter.

Das Geschäftsmodell stammt von den Billigfliegern, wird aber zunehmend von den etablierten Airlines kopiert. "Man kann nur Tickets verkaufen, oder man kann darüber nachdenken, wie man mit zusätzlichen Services die Einnahmen steigert. Alle Airlines weltweit denken darüber nach", will AUA-Vorstand Karsten Benz diese Zusatz-Umsätze forcieren.

Ab 26. November startet die AUA die Aktion "Wunschsitz". Passagiere in den niedrigsten Preisklassen (Red Tickets) können für Flüge ab dem 15. Jänner 2014 ihren Sitzplatz mit Garantie reservieren. Gegen ein Aufgeld pro Flug von zehn Euro auf der Kurz- und Mittelstrecke und 25 Euro auf der Langstrecke.

Fluggästen, die sich Business Class oder die Standardtarife in der Economy leisten, wird ihr gewünschtes Platzerl künftig kostenlos garantiert. Bisher waren Sitzplatzreservierungen nicht fix. Benz: "Jetzt kann man für einen 399-Euro-Flug in die USA schon ein Jahr vorher seinen Gang-Sitz buchen."

Gegen Aufpreis bietet die AUA bereits den Lounge-Besuch am Flughafen Wien (nur für Business-Class-Kunden kostenlos), A-la-Carte-Menus von DO&CO sowie die Sitzplätze an den Notausgängen mit viel Beinfreiheit. Darüber hinaus können über die Airline Hotels, Mietautos und Taxis gebucht werden.

Höhere Gewinnspannen

Insgesamt fliegt die Lufthansa-Tochter mit diesen Services heuer rund 50 Millionen Euro ein, das sind drei Prozent des Gesamtumsatzes. Die Gewinnspannen sind wesentlich höher als bei der reinen Flugleistung, "denn die Loungen sind ohnehin vorhanden und die Logistik fürs Catering auch." Low-Cost-Carrier lukrieren ein Fünftel ihrer Einnahmen zusätzlich. Nach massiver Kundenkritik reduziert Ryanair nun einige Gebühren. Ätzt Benz: "Die haben übertrieben. Die Kunden haben die Wahl, aber alles muss man sich auch nicht gefallen lassen."

Marketing-Experte Benz hat viele Ideen, welche Services er noch verkaufen könnte: "Das Gepäck zu Hause abholen und am Zielort abliefern. Dafür brauchen wir absolut zuverlässige Kooperationspartner." Es wird gerade geprüft, auf der Kurz- und Mittelstrecke Internet an Bord einzuführen. Telefonieren wird jedoch nicht möglich sein, "50 Prozent der Passagiere sind dagegen. Es gibt viele, die glauben, sie müssen mit zunehmender Entfernung lauter sprechen. Das wollen wir den anderen Passagieren nicht zumuten."

Automatisierung

Fürs Einchecken werde die AUA im Gegensatz zu Billig-Anbietern weiterhin nichts verlangen, "aber der Trend geht in Richtung Automatisierung". Im ersten Quartal 2014 werden am Wiener Flughafen testweise vier Automaten aufgestellt, bei denen die Passagiere ihr Gepäck einchecken können. "Es gibt schon so viele Möglichkeiten, selbst schnell und bequem einzuchecken. Warum soll man dann noch Schlange stehen?" Bei den Gepäck-Automaten werden ebenso wie bei den Check-in-Geräten AUA-Mitarbeiter den Passagieren helfen. Benz kann sich für die Zukunft auch auf den Kofferanhängern montierte Barcodes vorstellen. Der Passagier zahlt für den Barcode und braucht nicht einmal mehr einen Gepäck-Automaten. Letztlich geht es natürlich darum, die mit Personal besetzten Schalter aus Kostengründen irgendwann überhaupt abzuschaffen.

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