AUA startet auf Langstrecke durch

Fünf Mal die Woche befördert eine Boeing 767 nun Passagiere von Wien nach Illinois. Derzeit ist die Flotte noch zu klein, um produktiv zu sein.

Es ist bereits der dritte Versuch. Am vergangenen Freitag startete die Lufthansa-Tochter AUA neuerlich von Wien nach Chicago, die Industriemetropole in Illinois wird fünf Mal die Woche angeflogen. Die Vorausbuchungen „übertreffen unsere Erwartungen“, ist AUA-Vorstand Carsten Benz zuversichtlich, dass die Strecke nicht wieder, wie schon zwei Mal in der Vergangenheit passiert, Verluste einfliegt und eingestellt wird.

„Chicago muss funktionieren, das ist die Voraussetzung für die weitere Expansion“, setzt Benz große Erwartungen in die neue, alte, Destination. Eine Auslastung von über 90 Prozent über den Sommer „gibt Motivation und Hoffnung. Das ist der Spirit, den wir brauchen.“ Seit 2006 hat die AUA keine neuen Fernziele mehr aufgenommen, sondern nur gestrichen. Weshalb das Verhältnis zwischen Kurz- und Langstrecke derzeit „nicht ausbalanciert ist. Wir lassen Potenzial ungenutzt, die AUA hat zu wenig Langstrecke“, erklärte Benz nach der Landung des Eröffnungsfluges.

Je größer die Langstrecken-Flotte einer Airline, desto produktiver kann geflogen werden. Die zehn Boeing der AUA „stehen zu lange“, erklärt Benz den geplanten Expansionskurs. Derzeit sind die Maschinen nur elf bis zwölf Stunden täglich in der Luft. „Ideal sind 14 Stunden“, dafür braucht es aber eine Flotte von 15 bis 16 Maschinen.

Neue Destinationen

AUA startet auf Langstrecke durch
Jaan Albrecht, Karsten Benz
Anfang Mai gab der Lufthansa-Aufsichtsrat freien Start für eine elfte Boeing 777 mit rund 300 Sitzplätzen, die ab Sommer 2014 eingesetzt wird. Im Herbst 2013 wird über weitere Destinationen entschieden. Auf dem Radar stehen Osaka, Hongkong und Schanghai – das ebenfalls schon einmal aus dem Flugplan gestrichen wurde – sowie Johannesburg, Newark und San Francisco.

Für Nordamerika setzt Benz seine Hoffnungen auf den Partner United. Die Lufthansa-Gruppe schloss mit der größten US-Airline und Air Canada ein strategisches Joint Venture, dem auch die AUA beitrat. Die Partner haben Zugang zu den gemeinsamen Firmenkunden und koordinieren, von den Wettbewerbsbehörden abgesegnet, die Ticketpreise und die Flugpläne. Die AUA will dabei Wien als Ost-West-Drehscheibe weiter ausbauen. So wollen beispielsweise 70 Prozent der US-Passagiere von Chicago über Wien nach Osteuropa. Die Region entwickelt sich zwar langsamer als bei der Übernahme der AUA kalkuliert, „aber kontinuierlich. Wir sehen weiterhin ein enormes Potenzial.“

Bis September sind alle Langstrecken-Flugzeuge der AUA auf die neuen Komfortsitze umgerüstet, Kostenpunkt 90 Millionen Euro. „In der Lufthansa-Gruppe hat die AUA jetzt das beste Business-Class-Produkt. Die neuen Sitze, das Catering von DO&CO und das Service unserer Mitarbeiter – diese Kombination hat sonst keiner“, begeistert sich Benz.

„Die neuen Direktflüge von Wien nach Chicago werden unsere Wirtschaftsbeziehungen mit der gesamten Region beflügeln“, setzt der österreichische Wirtschaftsdelegierte Franz Rössler große Erwartungen in den Neustart der AUA. Chicago sowie der gesamte Mittlere Westen sind „wichtige Standorte, um die USA flächendeckend zu bearbeiten“.

20 heimische Unternehmen haben im Großraum Chicago vor allem Vertriebs- und Logistikcenter aufgebaut. Vor Ort produziert die voestalpine Nortrak (Gleise und Weichen), Pollmann stellt Schiebedachelemente her und Fronius ist in der Solarelektronik engagiert.

Drei der größten US-Investoren in Österreich haben ihren Sitz in der Region Chicago: Baxter, General Motors und McDonald’s. „Natürlich ist die neue Direktverbindung der AUA nach Wien hilfreich für uns. Dass Wien nun direkt an Chicago angeschlossen ist, hat aber auch eine wichtige symbolische Wirkung“, sagt Markus Reinhard. Der Österreicher ist seit drei Jahren Vice President Global Human Resources bei Baxter in Chicago. Der US-Gesundheitskonzern beschäftigt in Österreich 4200 Mitarbeiter und hat in Orth an der Donau die Zentrale für Forschung und Entwicklung für die Biotechnologie. Im Vorjahr investierte Baxter 100 Millionen Euro in der Alpenrepublik, dieses Niveau soll in den kommenden Jahren gehalten werden. Als besonderes Asset Österreichs nennt Reinhard „die hervorragende Ausbildung der Mitarbeiter“.

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