AUA - Bordpersonal bietet Verzicht auf über 200 Mio. Euro an

Der VCÖ will Staatshilfen an die AUA an ökologische Kriterien knüpfen
Einkommensstarke Berufsgruppen sollen stärkere Abstriche machen, die Kurzarbeit bis 2022 fortgesetzt werden.

Zur Rettung der Austrian Airlines (AUA) ist das Bordpersonal bereit, auf über 200 Mio. Euro bis 2023 zu verzichten. Die Piloten und Flugbegleiter erfüllten damit, wie der Betriebsrat betont, die Vorgaben der Wirtschaftsprüfer - die AUA-Führung bremst aber, was den Fortschritt betrifft. Neben der Belegschaft muss der Vorstand auch Partnern wie dem Flughafen Wien Einschnitte abverlangen.

Aus dem Umfeld der Verhandler auf Arbeitgeberseite hieß es am Freitag, es sei noch zu früh, um weißen Rauch aufsteigen zu lassen. Es gebe noch Gesprächsbedarf, auch mit dem Bordbetriebsrat. "Die Richtung stimmt, wir sind weitergekommen, aber wir werden das Wochenende noch nützen müssen, um uns anzunähern", hieß es zur APA auf Anfrage.

Frist am Montag

Die Frist für eine Einigung ist der kommende Montag, der 18. Mai. Da wollen die Wirtschaftsprüfer über die Fortbestehensprognose der AUA entscheiden. Senken die Prüfer ihren Daumen, droht der Airline im schlimmsten Fall die Insolvenz.

Der Beitrag der Piloten gilt als besonders wichtig, sie sind für die Fluggesellschaft neben dem Management die teuerste Personengruppe im Unternehmen. Für Piloten ist ein Einkommensverzicht von bis zu 43 Prozent geplant, teilte der AUA-Bordbetriebsrat am Freitag mit.

Sozialer Ausgleich

Einkommensstarke Berufsgruppen würden einen höheren Beitrag leisten, um im Gegenzug kleine Einkommen zu entlasten. Die Fortsetzung der Kurzarbeit, welche detailliert noch zu verhandeln ist, stehe deshalb unter der Voraussetzung des sozialen Ausgleichs. "Piloten haben aufgrund ihres hohen Einkommens eine besondere Verantwortung, sowohl für das Unternehmen als auch für die gelebte Solidarität gegenüber ihren Kolleginnen und Kollegen", sagte Bordbetriebsratschef Rainer Stratberger in einer Presseaussendung.

"Die einzelnen Maßnahmen sind inhaltlich und zahlenmäßig mit dem Management validiert. Es ist wichtig, dass Management und Betriebsrat hier die gleiche Sicht auf die Werthaltigkeit der Beiträge haben" meinte Stratberger. "Mit dem Paket werden die Vorgaben laut Businessplan einschließlich eines Sicherheitspolsters erfüllt."

Kurzarbeit

Das Sparpaket umfasst den Betriebsratsangaben zufolge ein Bündel unterschiedlicher Maßnahmen. Kernstück des Pakets bilde die Fortsetzung der Kurzarbeit bis 2022. Gleichzeitig verzichte das Bordpersonal auf kollektivvertragliche Vorrückungen und bereits ausverhandelte Inflationsabgeltungen. Bis 2023 komme es somit zu keinen Gehaltserhöhungen und hohe Einkommen würden abgesenkt. Die Beiträge zur betrieblichen Pensionsvorsorge für dienstältere Flugbegleiter und Piloten werden halbiert. Weiters werde mit Änderungen bei den Flugdienstzeiten die notwendige Flexibilisierung für die Aufbauphase nach der Krise hergestellt. Danach würden "gezielte Maßnahmen zur Umstellung im AUA-Netzwerk gesetzt", wie es heißt. Gespart werden soll auch bei den Uniformen, der Bordverpflegung für die Crews und der Hotelunterbringung während des Dienstes.

Nun sei der AUA-Vorstand am Zug, die noch laufenden Verhandlungen mit der Regierung unter Dach und Fach zu bringen, forderte Stratberger. Beim Bordpersonal seien die Weichen, dass die AUA wieder abheben kann, nun gestellt, findet Stratberger. Sollte es besser - oder schlechter - laufen, müsse aber nachverhandelt werden: "Analog der Vorgangsweise unserer KollegInnen bei Lufthansa soll das Paket bei einer früheren Erholung der Situation vorzeitig auslaufen. Umgekehrt werden wir uns bei wider Erwarten schlechterer Entwicklung rechtzeitig einer Standortbestimmung stellen."

Staatshilfen

Der AUA-Vorstand muss am 18. Mai einen belastbaren Plan für die Fortführung vorlegen, der auch die Wirtschaftsprüfer überzeugt und das nötige Testat bringt. Am 20. Mai tagt der Aufsichtsrat. Die Lufthansa-Tochter verhandelt derzeit mit Regierung über Staatshilfen von 767 Mio. Euro. Allerdings muss vorher klar sein, ob und unter welchen Bedingungen der AUA-Mutterkonzern Lufthansa in Deutschland gerettet wird.

Am Freitagnachmittag trifft sich die Bundesregierung mit Vertretern der Luftfahrtbranche in Wien. Ziel sei ein Meinungsaustausch zum Thema Standort Luftfahrt in Österreich. Dabei sind Finanzministerin Gernot Blümel (ÖVP), Verkehrs- und Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne), Staatssekretär Magnus Brunner (ÖVP) und Vertreter der Landesregierungen von Wien und Niederösterreich, große Anteilseigner des Flughafens Wien. Außerdem werden sich im Finanzministerium die Spitzen von Gewerkschaften, das Management von Flughafen Wien und AUA sowie Vertreter der Staatsholding ÖBAG und der Finanzierungsgesellschaft COFAG versammeln.

Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sagte im deutschen "Handelsblatt", der Staat müsse aus Beteiligungen im Zuge von Firmenrettungen schnellstmöglich wieder aussteigen. Die Regierung erwägt im Gegenzug für Staatshilfen eine Beteiligung an der AUA-Mutter Lufthansa. Noch lasse sich nicht sagen, ob es zu einer Einigung komme, so Kurz zum "Handelsblatt" (Freitag).

Die AUA hebt jedenfalls nicht vor dem 8. Juni ab. Aufgrund der weltweiten Reisebeschränkungen infolge der Corona-Pandemie sei die Nachfrage nach Flugreisen weiterhin gering. "Austrian Airlines hat sich daher entschieden, die Einstellung des regulären Flugbetriebs um zumindest eine weitere Woche, von 31. Mai bis 7. Juni, zu verlängern", teilte die AUA am Donnerstag mit.

Kommentare