AT&S-Chef: "Werden durch eine Delle gehen müssen"

AT&S-Chef Andreas Gerstenmayer
Leiterplattenhersteller hält trotz Gewinneinbruchs und Corona-Krise an Dividende fest. Kurzarbeit in Leoben möglich.

AT&S-Vorstandsvorsitzender Andreas Gerstenmayer schließt ob der Corona-bedingt unsicheren Auftragslage Kurzarbeit an den beiden Österreich-Standorten Leoben und Fehring (ca. 1.400 Mitarbeiter) nicht aus. "Wir gehen derzeit durch eine Delle, wie lange wissen wir nicht", sagte Gerstenmayer bei der Bilanz-Pressekonferenz des Leiterplattenherstellers. So lange sich die Nebel nicht lichten, werde man bei den Kosten und beim Mitarbeiter-Aufbau bremsen. Ein Mitarbeiter-Abbau sei aber nicht geplant.

Umsatz stabil, Gewinn eingebrochen

Im abgelaufenen Geschäftsjahr (per Ende März 2020) konnte AT&S den Umsatz mit exakt einer Milliarde Euro stabil halten, der Gewinn brach aber von 89 auf 21,5 Mio. Euro ein. Die noch für das vierte Quartal erwarteten Aufholeffekte blieben nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie aus. So gab es eine geringere Nachfrage etwa nach mobilen Endgeräten und auch die Profitabilität habe gelitten, so Gerstenmayer, "wir mussten preisliche Zugeständnisse machen".

Dividende bleibt

Trotz des Gewinneinbruchs und möglicher Kurzarbeit wird an den Aktionären das abgelaufene Geschäftsjahr eine Dividende in Höhe von 25 Cent pro Aktie ausbezahlt. "AT&S hat über die Jahre immer eine Dividende ausbezahlt", verweist Gerstenmayer auf die stabile Dividendenpolitik des Unternehmens. Man schätze die Loyalität der langjährigen Investoren. Die Höhe hält er für "angemessen zur Performance des Unternehmens". Im Vorjahr wurden noch 60 Cent ausgeschüttet.

Bei Megatrends gut aufgestellt

Trotz aktueller Corona-Krise hält Gerstenmayer sein Unternehmen bei den Megatrends der Zukunft wie BigData oder 5G gut aufgestellt. Die  Anforderungen an die digitale Infrastruktur und den mobilen Endgeräten werde sich in den nächsten Jahren massiv erhöhen - vor allem durch die fortschreitende Modularisierung und Miniaturisierung. Auch im Automotive-Bereich schreite die Digitalisierung weiter voran. Auch wenn es ob der Corona-Krise derzeit keinen Jahresausblick gibt, an den mittelfristigen Zielen hält das Unternehmen daher fest: Eine Verdoppelung des Umsatzes auf 2 Mrd. Euro und eine  EBITDA-Marge von 25 bis 30 Prozent.

Rückverlagerung unrealistisch

Was die derzeit geführten Diskussionen um eine Rückverlagerung von Produktionen nach Europa betrifft, zeigt sich der AT&S-Chef eher skeptisch. "Mir fehlt die Idee und der Schulterschluss, was wir in Europa überhaupt wollen sowie Initiativen, die das auch umsetzen", meint Gerstenmayer. Er verwies auf China, das mit 100 Milliarden Dollar der Branche unter die Arme greife. "Die Wertschöpfung hat sich nach Asien verabschiedet". Auch die USA würden massiv Geld in neue Technologien investieren, weshalb die neuesten Entwicklungen im Bereich Smartphones oder Datacenter "spurlos an Europa vorübergegangen sind". 

Eine rasche Re-Regionalisierung in Europa hält der AT&S-Chef daher für unrealistisch, zumal es inzwischen auch an qualifiziertem Personal in Europa fehle. Ein Zurückverlagerung der Produktion müsse letztlich auch wirtschaftlich Sinn machen, denn Konsumenten würden keine überhöhten Preise für Elektronik zahlen wollen.

Kompetenzzentrum in China

AT&S baut selbst seine Kapazitäten in China aus, wo die Produktion nach der Corona-Krise wieder voll angelaufen ist. Das Werk II in Chongqing/China wird zum Kompetenzzentrum für die Modul-Integration erweitert. In diesem neuen Geschäftssegment für integrierte Module für mobile Endgeräte und Hochleistungsrechner erwartet sich der Leiterplattenhersteller in den kommenden Jahren ein starkes Wachstum. 

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