Washingtons medialer Taktstock
Fans des US-Politthrillers „House of Cards“ (sonntags, 22.55 Uhr, ORFeins) ist der Name Politico ein Begriff. In dem klug inszenierten Ränkespiel in der Hauptstadt der USA wird gern und subtil darauf verwiesen, in welchem Umbruch die dortige Medienwelt sich befindet. Das Wort Politico fällt des Öfteren. Kein Wunder: Das 2007 gegründete Medium zählt zu den Gewinnern der Neuzeit und feiert ausgerechnet mit dem unsexy Thema Politik Erfolge. Politico gibt mit seinem Onlineportal den täglichen Takt in Washington D.C. an und hat den Nimbus, jenes Medium zu sein, das auch Präsident Barack Obama zum Morgenkaffee konsumiert – oder besser: konsumieren muss. Das tägliche „Playbook“ des manischen Politico-Aushängeschildes Mike Allen etwa ist so etwas wie eine begehrte Facebook-Gruppe der Washingtoner Eliten: In seinen täglichen Newsletter trägt Allen sogar die Geburtstage von Mitarbeitern von Abgeordneten ein. Für jene, die darin vorkommen, ist das Service ein Prestige-Gewinn, für alle, die vom politischen Betrieb etwas brauchen, eine wichtige Quelle für Insider.
Apropos Insider: Sage und schreibe 3295 Dollar im Jahr kostet der Zugang zum Premiumservice Politico Pro. Wer sich hier registriert, bekommt detaillierteste Nachrichten im Minutentakt auf das Smartphone. Sei es ein nächtlicher Beschluss im Senat, den die anderen Medien schon lange nicht mehr covern, sei es ein neuer Gesetzesentwurf, der kursiert. Kaum ein Lobbyist kann auf das Premium-Service verzichten, dessen Meldungen oft nur 300 Wörter umfassen.
Zeitung und Magazin
Politico gibt es auch als eine Art Gratiszeitung, die rund um das Washingtoner Capitol verteilt wird. Der nächste Schritt wurde erst jüngst bekannt gegeben: Ein zweimonatlich erscheinendes Magazin mit Storys, die über einen längeren Zeitraum begehrlich bleiben. Aufmacher der aktuellen Ausgabe ist eine Story über einen langjährigen Bediensteten des Kapitols, der aus dem Nähkästchen plaudert und von trinkenden Senatoren, grapschenden Abgeordneten erzählt. Eine Story wie aus dem „House of Cards“-Drehbuch.
Für Politjunkies
Das Medienhaus für Politikjournalismus wurde 2007 gegründet und ist seither auf Wachstumskurs. Neben dem Webportal gibt es eine Zeitung, die mindestens ein Mal pro Woche gedruckt wird, ein Magazin und ein „Pro“-Service für 3295 Dollar im Jahr.
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