Springer Verlag will "Forbes" kaufen

Seit Monaten kämpfen deutsche Verlage darum, bei Google unter den Suchergebnissen prominenter aufzutauchen.
Insgesamt sollen noch sechs Bieter im Rennen sein.

Das Verlagshaus Axel Springer hat einem Pressebericht zufolge Interesse am US-Medienkonzern Forbes. Noch im Jänner dürfte Springer in der zweiten Bieterrunde ein Offert abgeben, berichtete das Wall Street Journal Deutschland unter Berufung auf informierte Personen. Springer wie auch Forbes wollten sich dazu nicht äußern.

"Forbes würde mit seiner starken Web-Präsenz perfekt ins Springer-Portfolio passen", sagte ein Frankfurter Analyst am Mittwoch. Der Berliner Medienkonzern verlagert seit Jahren sein Geschäft immer stärker ins Internet und gilt mit seinen Bezahlportalen bild.de und welt.de als Vorreiter in Deutschland. "Und Forbes betreibt ebenfalls ein relevantes Online-Portal, das unter anderem mehr Zugriffe hat als die US-Seiten wsj.com, washingtonpost.com oder businessinsider.com", sagte Metzler-Analyst Stefan Wimmer. Zudem gibt es bereits Geschäftsbeziehungen zwischen Forbes und Springer. Die Berliner vertreiben in Russland wie auch in Polen die "Forbes"-Lizenzausgaben.

Familie prüft Verkauf

Die Familie Forbes, die vor fast 100 Jahren den gleichnamigen Medienkonzern gründete, prüft seit November einen Verkauf und wird dabei von der Deutschen Bank beraten. Bekannt ist das US-Unternehmen vor allem für die Veröffentlichung von Ranglisten der reichsten Menschen der Welt. Unternehmenskreisen zufolge rechnet Forbes damit, das Mediengeschäft für 290 bis 370 Millionen Euro zu verkaufen. Wie Springer erweitert Forbes seit langem seine Online-Präsenz. Der Konzern, an dem die Private-Equity-Firma Elevation Partners des U2-Sängers Bono mit 45 Prozent beteiligt ist, nimmt bereits jetzt mehr mit Online-Werbung als mit Print-Werbung ein. Trotzdem kämpft auch Forbes mit sinkenden Print-Auflagen. Die Anzeigenerlöse lagen 2012 bei 275 Mio. Dollar (aktuell 201 Mio. Euro) und damit fast ein Fünftel unter den Umsätzen von 2008.

Insgesamt gebe es noch sechs Interessenten für Forbes Media, berichtete das Wall Street Journal Deutschland. Dazu gehörten die chinesischen Finanzinvestoren Fosun International sowie Whale Capital, die in Singapur ansässige Investmentgesellschaft Spice Global sowie die Private-Equity-Firma Oxley. Zudem soll Jack Laschever, der Präsident des Konferenz-Geschäfts von Forbes ist und selbst eine Investmentgruppe leitet, ein Gebot erwägen. Keines der Unternehmen wollte sich dazu äußern.

Dass Springer-Chef Mathias Döpfner auch über europäische Grenzen hinaus Ausschau nach Übernahmemöglichkeiten hält, ist bekannt. Als Amazon-Chef Jeff Bezos die Washington Post für 188 Mio. Dollar kaufte, äußerte sich Döpfner überrascht, dass die US-Zeitung für so einen "schockierend" niedrigen Betrag zu haben war und deutete an, er hätte bei dieser Summe auch zugegriffen.

Über ausreichend Geld in der Kasse verfügt Springer spätestens seit dem Verkauf eines Großteils seiner Print-Publikationen wie Hamburger Abendblatt, Berliner Morgenpost und Hörzu an die Essener Funke-Gruppe für 920 Mio. Euro. Dem Medienhaus geht es darum, die Bezahlmodelle der Online-Auftritte seiner Print-Publikationen zu stärken. Um künftig auch mit Videos Kunden zu locken, holte sich der im MDax notierte Konzern jüngst den Fernsehsender N24 ins Haus. Laut dem Branchenverband Bitkom geben in Deutschland bereits ein Viertel aller Internetnutzer Geld für journalistische Inhalte aus.

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