Skandalfilm "Das Gespenst" erstmals im TV

Der Heiland (Achternbusch) ist im Hier und Jetzt angekommen
Arte zeigt Herbert Achternbuschs Jesus-Groteske. Der Film ist in Österreich bis heute verboten.

Steuerverschwendung“ skandierte die Bild 1982, als das deutsche Innenministerium Herbert Achternbuschs Jesus-Groteske „Das Gespenst“ förderte. Innenminister Friedrich Zimmermann sah sich den Film daraufhin an, ortete die „Verletzung religiöser Gefühle“ und strich die noch unter seinem liberalen Vorgänger Gerhart Baum genehmigten ausstehenden Förderraten. Die deutsche Filmszene protestierte, Achternbusch klagte und das vorübergehende Verbot durch die Freiwillige Selbstkontrolle der deutschen Filmwirtschaft wurde aufgehoben.

Skandalfilm "Das Gespenst" erstmals im TV
Zur ARTE-Sendung Das Gespenst 1: Der Heiland (Herbert Achternbusch) ist im Hier und Jetzt angekommen. © Jörg Schmidt-Reitwein/Herbert Achternbusch Foto: ZDF Honorarfreie Verwendung nur im Zusammenhang mit genannter Sendung und bei folgender Nennung "Bild: Sendeanstalt/Copyright". Andere Verwendungen nur nach vorheriger Absprache: ARTE-Bildredaktion, Silke Wölk Tel.: +33 3 881 422 25, E-Mail: bildredaktion@arte.tv
In Österreich ist der Film bis heute verboten.

Wozu die Aufregung? Die Story des 84-minütigen Schwarz-Weiß-Films ist schnell erzählt: Ein Gespenst geht um im Land der Bayern. Der Christus eines Frauenklosters verlässt das Kreuz und verzweifelt an Zivilisation und Religionsauffassung des 20. Jahrhunderts.

In den 80er-Jahren war diese Sichtweise eine Provokation, das tiefsinnige Werk wurde zum Skandal. Arte zeigt den Film des Avantgardisten Achternbusch zum ersten Mal im deutschen Fernsehen (Donnerstag, 1.05 Uhr).

Querkopf

Sein Schöpfer ist der Inbegriff des Querkopfs. Der Münchner Filmemacher, Maler und Autor über den Grund, warum er auf der Welt ist: „Ich musste 1938 auf die Welt kommen, nachdem ich mir meine Eltern schon ausgesucht hatte“.

Von ihm stammt der schöne Satz: „In Bayern möchte ich nicht einmal gestorben sein“. Das Land Bayern verweigerte dem Künstler darauf beleidigt Förderungen. Mittlerweile ist man versöhnt. Zu Achternbuschs sechzigstem Geburtstag ehrte ihn die Stadt München, indem sie die Stadt mit seinen Aphorismen beflaggte.

Wenn er bei seinen Regiearbeiten nicht auf Laiendarsteller zurückgriff, arbeitete er mit Freunden und seiner Lebensgefährtin Annamirl Bierbichler, die auch im „Gespenst“ die weibliche Hauptrolle spielte. Roter Faden ist die Kritik an staatlichen und kirchlichen Institutionen. Dass das Werk allerdings als Angriff auf das Christentum selbst zu verstehen ist, verneinte zumindest die „Evangelische Filmarbeit“ und kürte „Das Gespenst“ im April 1983 zum Film des Monats: „Auch die Kirchen müssen sich immer wieder, und sei es durch einen Achternbusch, fragen lassen, welchen Christus sie zu verkündigen haben.“

Die größten Skandale der Filmgeschichte

Gespenst

Gemäß § 188 StGB (Herabwürdigung religiöser Lehren) wurde „Das Gespenst“ 1982 in Österreich beschlagnahmt. Das Verbot ist bis heute gültig, dennoch kann der Film in Bibliotheken für wissenschaftliche Arbeiten ausgeliehen werden.

Leben des Brian

Daneben gehört „Liebeskonzil“ von Werner Schroeter zu den einzigen jemals in Österreich beschlagnahmten Kinofilmen.

In Nordrhein-Westfalen ist es übrigens bei Geldstrafe verboten, am Karfreitag Monty Pythons Jesus-Satire „Leben des Brian“ öffentlich zu zeigen.

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