Serien legal sehen "umso besser"

Sky
Marcus Ammon, Filmchef von Sky Deutschland, über Perlenfischen und illegale Downloads.

Marcus Ammon ist bei Sky Deutschland für den Auf- und Ausbau der Sky Film- und Seriensender für Deutschland und Österreich verantwortlich und nimmt maßgeblich Einfluss auf Verhandlungen mit Hollywood-Studios.

KURIER: Der Filmsommer in den USA läuft schlecht, die Blockbuster haben weniger Erfolg als erwartet. Welche Auswirkungen hat das auf Sky? Marcus Ammon: Das hat keine unmittelbaren Auswirkungen auf uns. Wir glauben weiter an den großen amerikanischen Blockbuster. Auch die Kinobetreiber sind zuversichtlich und freuen sich auf eine starke zweite Jahreshälfte . Außerdem setzen wir daneben mit europäischem Film Akzente.

Die Film-Verwertungskette Kino-DVD-TV ist im Umbruch. Es gibt die Tendenz, Filme schon beim Kinostart zum Download anzubieten. Was plant Sky diesbezüglich?
Diese Tendenz wurde schon einmal heftiger diskutiert. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Strategie durchsetzen wird. Es gilt viele Komponenten zu betrachten, nicht zuletzt die der Kinos, die Partner der Hollywood-Studios sind. Die Verwertungsfenster an sich werden kürzer, aber nicht dramatisch. Für uns ist es wichtig, dass die Filme mindestens ein Jahr exklusiv bei Sky zu sehen sind und erst danach ins Free TV kommen.

Google, Apple, Hulu oder Lovefilm planen Filmangebote, in den USA ist Netflix einer der größten Anbieter. Wie geht Sky damit um?
Wir sehen das als fruchtbaren Wettbewerb und versuchen, exklusive Inhalte anzubieten und diese entsprechend früh abrufbar zu machen.

Apropos frühere Abrufbarkeit. Der nahezu gleichzeitige Serien-Start mit den USA gilt als Strategie gegen Piraterie. Hat sich das bewährt?
Absolut. Ich glaube, dass viele Serienfans in die Illegalität abdriften, nicht, weil sie es wollen, sondern weil sie müssen. Daher bieten wir viele Serien einen Tag nach dem US-Start an. Schneller geht’s nicht. Die Leute wollen die Inhalte einfach sehen – wenn es legal geht, umso besser. Ein gutes Beispiel ist Game of Thrones, jene Serie, die weltweit am meisten illegal abgerufen wird. In Deutschland ist die letzte Staffel nicht einmal in den Top Ten der illegalen Downloads.

Sky plant eine Serien-Eigenproduktion nach HBO-Vorbild. Können Sie dazu schon etwas Konkretes sagen?
Wir müssen schauen,wie wir uns vom Free-TV unterscheiden, wo sind Nischen, die nicht abgedeckt sind. Das geht nicht von heute auf morgen. Wir reden momentan viel mit Produzenten und Kreativen. Wir müssen überlegen: Was können, dürfen wir, was das Free-TV nicht darf? Wir dürfen zum Beispiel viel expliziter in der Darstellung sein. Und wir müssen nicht zu allererst auf die Quote schauen, wir müssen nicht Mainstream sein, wir dürfen provozieren.

Sie waren war bei den L.A. Screenings. Welche Trends zeichnen sich ab?
Großer Trend ist das horizontale Erzählen, das man von vielen klassischen Pay TV Serien wie z. B. den „Sopranos“ kennt, zuletzt etwa war „Homeland“ sehr erfolgreich. (Anm.: Horizontales Erzählen bedeutet, dass die Erzählstränge innerhalb einer Folge gegenüber denjenigen vernachlässigt werden, die sich über eine gesamte Staffel erstrecken. Der besondere Reiz dieser Erzählweise liegt darin, viel komplexer erzählen zu können). Und es gibt eine Abkehr von bestimmten Genres. Medical Drama, und Courtroom – das macht gerade Pause. Es gibt viele gute Comedys und Sitcoms.

Haben Sie Favoriten?
„Hostages“ von Warner mit Tony Colette, die Fox-Serie „Crisis“ und eine Serie mit James Spader – The Blacklist. Uns geht es ums Perlenfischen.

Was ist eine Perle?
Eine Perle ist jede Serie, die aus dem Haus HBO kommt. Das ist die Benchmark. Dann gibt es Serien wie „House of Cards“, „Copper“ oder „Magic City“, die nicht von HBO produziert sind, sich aber mit diesem Niveau messen lassen können .

Sky bietet die Möglichkeit, Filme im O-Ton zu sehen. Wie ist die Nachfrage?
Dieser Service wird bei Sky gut angenommen. In Deutschland und Österreich gehört es jedoch mehr als in anderen Ländern zur Sozialisation, sich Filme synchronisiert anzusehen. Aus diesem Grund lassen wir unseren Zuschauern die Wahl.

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