ORF-Weltkriegsdrama: Zwischen Kriegslust und Angst

Weltkriegs-Drama: Melika Foroutan, Florian Teichtmeister.
Darsteller Florian Teichtmeister über das ORF-Weltkriegsdrama.

Es hat ihn tatsächlich gegeben, diesen Leo Pfeffer, einen Untersuchungsrichter, der in Andreas Prochaskas Thriller „Sarajevo“ das Attentat von 1914 noch einmal unter die Lupe nimmt. Mit einigen, der Dramatik geschuldeten, künstlerischen Freiheiten.

Der 90-Minüter (ORF/ZDF), der auf historischen Ereignissen basiert, aber, wie Regisseur Prochaske sagt, „dem Thema noch etwas dazuaddiert“, wird derzeit in Wien, Prag und Königgrätz gedreht. Zu sehen ist er kommendes Jahr im Rahmen eines ORF-Schwerpunktes zum Gedenkjahr zum Ersten Weltkrieg.

Das Drehbuch stammt von Martin Ambrosch, das Ensemble ist hochkarätig: Mit dabei sind unter anderem Erwin Steinhauer, Juergen Maurer, Friedrich von Thun und Florian Teichtmeister in der Rolle des Leo Pfeffer, der die verdächtigen serbischen Revolutionäre vernehmen und die Anklage vorbereiten soll – und dabei auf Widersprüche stößt und in einen privaten Konflikt gerät.

Gute und Böse

„Das Spannungsverhältnis zwischen Kriegslust und der Angst, vorschnell ein Urteil zu fällen – genau da ist die Figur zu Hause“, beschreibt Teichtmeister im Gespräch mit dem KURIER seine Rolle.

Dazu kommt, dass Leo Pfeffer eine persönliche Geschichte hat und die Menschen, die er liebt, retten will. Seine Geliebte Mirija Jeftanovic (Melika Foroutan) ist Serbin und Leo ist dazu angehalten, eine Anklage gegen die Serben zu verfassen, die den Krieg angezettelt haben sollen. Er muss zwischen den „Guten“ und den „Bösen“ unterscheiden. Der Thriller liegt auf der Hand. „Allein, dass die Möglichkeit besteht, dass nicht alle Fragen restlos geklärt sind, erlaubt es, sie auch hundert Jahre später wieder zu stellen“, sagt Teichtmeister.

Leo Pfeffers Vorgehen wird über Leben und Tod entscheiden. Eine weitere existenzielle Erfahrung binnen kurzer Zeit für den 35-jährigen Schauspieler: Neben den Dreharbeiten steht Teichtmeister auf der Bühne des Wiener Burgtheaters, wo er in Johann Nestroys „Lumpazivagabundus“ den Leim spielt.

Zeitnah drehen und auf der Bühne stehen, das geht an die Substanz: „Aber da fühle ich mich zu Hause: In den Krisen, den Ängsten, den existenziellen Erfahrungen, den Kämpfen. Da hab ich mehr zu sagen.“ Auch sein Leim geht schließlich zugrunde, ist nur scheinbar ein Gewinner. Die Leichtigkeit, sagt Teichtmeister, liege ihm nicht. „Ich muss in die Abgründe reinschauen. Für mich hat jede Figur, die ich gespielt habe, eine große Angst. Ob Verlust- oder Versagensängste: Um diesen Kern baut sich eine Persönlichkeit auf. “

Batman

Teichtmeister, Mitglied des Josefstadt-Ensembles, gilt seit Jahren als geheimes Talent. Durch den Burg-Auftritt ist der ewige Shootingstar nun auch der breiten Öffentlichkeit ein Begriff geworden. Fühlt er sich am Ziel angekommen? „Hoffentlich geht das so weiter. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich da bin, wo ich hin will. Es gibt noch viele Herausforderungen. Ich will noch.“ Was zum Beispiel? „Der nächste Batman werden.“

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