Artpop, Horror, Hitler und Superhelden

"American Horror Story": Gräfin Lady Gaga.
Pay-TV und Streaming bergen potenzielle Hits. Wir stellen drei wichtige Serien dreier Anbieter vor.

Können Sie sich noch an Lady Gaga erinnern? Wir auch. Fleischkostüm, wilde Attitüde und eine Dosis zeitgenössische Kunst. Die Pop-Wilde ist für Fox unter die Schauspieler gegangen. Staffel fünf der mittlerweile unter Kultverdacht stehenden Anthologie "American Horror Story" trägt den Subtitel "Hotel" und spielt in einer Absteige der Orgie und des Todes. Und Lady Gaga gibt – standesgemäß, möchte man sagen – die exzentrische Gräfin, die ebendort zu Bett bittet.

Folge eins startet bereits programmatisch: Wer sich für überzeichnete Horrorklischees in grellem Neonsetting (oder Lady Gaga) nicht begeistern kann, braucht sich nicht die Mühe zu machen, "American Horror Story" via Sky auf Fox anzuwählen: Zwei schwedische Touristen checken in das titelgebende Hotel ein und werden von einem Monster in ihrer Matratze angegriffen.

Die Handlung dreht sich, neben vielen Seitenepisoden, die viel Blut und körperliche Liebe beinhalten, um den Polizisten John Lowe, der einen Serienmord aufzuklären hat und von einem anonymen Anrufer auf das mysteriöse Hotel Cortez aufmerksam gemacht wird.

Die fünfte Staffel ist bisher die düsterste. Immer wiederkehrende Schauspieler wie das 90er-Jahre-It-Girl Chloë Sevigny spielen in jeder neuen Staffel eine andere Rolle. Dazu gesellen sich Gaststars wie Lady Gaga oder Neil Patrick Harris.

Artpop, Horror, Hitler und Superhelden
Marvel's Jessica Jones

"Jessica Jones"

Eine ganz schlechte Einstiegsfrage ist, wie sich Jessica Jones als Superheldin nennt, so Clark Kent/Superman-mäßig. „Jessica Jones, halt“, sagt sie, und wirft dem Fragenden einen Blick zu, der auch ohne Superkräfte töten könnte. Jones ist die unwilligste Superheldin der TV-Geschichte. Ja, eh hat sie Superkräfte, in ihrem Fall: Sie ist wirklich stark. Aber das heißt noch lange nicht, dass sie die Welt retten, den Menschen helfen oder sonst so was will. Eher: Trinken. Lange schlafen. Sex haben. Aber so leicht geht das nicht, und so muss Jones (gespielt von Krysten Ritter) gegen einen fiesen Gedankenmanipulator (David Tennant) kämpfen. Das ist recht tragisch unterfüttert; die Serie damit auch für Nicht-Marvel-Fans sehenswert.

Artpop, Horror, Hitler und Superhelden
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"The Man in the High Castle"

Es gibt schönere Vorstellungen: In der Dystopie des Science-Fiction-Autors Philipp K. Dick aus 1969 haben Deutsche und Japaner den Zweiten Weltkrieg gewonnen und teilen sich die USA untereinander auf. Amazon Prime hat aus „The Man in the High Castle“ eine aufwendige Serie gemacht, die nun auch in Österreich abrufbar ist. Der Seher findet sich in einer surrealen Welt wieder, in der NS-Symbole auf amerikanische Alltagskultur treffen. Und natürlich kämpfen Dissidenten gegen die Nazis, die ihrerseits heimlich die Japaner im Auge haben: Hitler tritt demnächst ab und seine Nachfolger wollen die Teilung Amerikas nicht mehr länger hinnehmen. Was wäre, wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte? Eine gruselige Frage. Und eine sehenswerte Serie.

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